„Ein Oberleutnant verirrte sich als Präsident nach Schalke und mußte abtreten: Nächste Woche ist Neuwahl.“

Der FC Schalke erlebte eine turbulente, teils euphorische Jahreshauptversammlung im November 1988 im Gelsenkirchener Sportzentrum Schürenkamp. Nach dem es sportlich nur noch für die Zweitklassigkeit genügt, und Günter Siebert als Präsident ausschied,musste diese Position neu besetzt werden. Zunächst gab es etliche Bewerber für diesen Job, nach und nach traten jedoch fast alle Bewerber von ihrer Kandidatur zurück, sodass zur letztendlichen Wahl nur noch zwei Personen auf dem Wahlzettel standen. Zum einen der Favorit Schatzmeister Fred Gatenbröcker und zum anderen der unbekannte Düsseldorfer Betriebswirt Michael Zylka.

Michael Zylka konnte mit seiner gekonnten Rhetorik die Masse überzeugen. Er fühle sich nicht als Messias und baute keine Traumschlösser, es zählen keine Personen sondern nur der Klub. Solche und ähnliche Sätze brachten ihm in Endeffekt 675 Stimmen ein, welche den überraschenden Wahlsieg bedeuteten.

Nach lediglich drei Tagen Amtszeit war die Ära Michael Zylka schon wieder beendet. Es stand ein Spionageverdacht im Raum, da er als Offizier des militärfachlichen Dienstes im Range eines Oberleutnants im sicherheitsrelevanten Bereich arbeitete. Dieser Beruf sei nicht mit dem Ehrenjob auf Schalke vereinbar. Nach Aussage des damaligen Ministeriumssprecher Werner Widder wäre auch eine vorher gemeldete Kandidatur in Bonn nicht genehmigt worden.

Michael Zylka nennt andere Aspekte für seinen Rücktritt. Zunächst macht er seine Tätigkeit im Bundesverteidigungsministerium deutlich. Er habe dort gearbeitet, allerdings als Dolmetscher für slawische Sprache, somit wäre sein Beruf kompatibel mit der Präsidentschaft. Um Vorwürfe aus dem Weg zu gehen, hatte er ein eigenes Disziplinarverfahren eingeleitet, dieses ist später eingestellt worden.

Sein zeitiger Rücktritt hatte andere Hintergründe. Er habe massives Mobbing und Ablehnung verspürt. Zudem herrschte ein großes finanzielles Chaos, Belege fehlten, es gab Verträge ohne Unterschrift und die Stadt Gelsenkirchen machte Druck um die fälligen Kredite zu begleichen. Formal scheiterte er an der Inthronisierung von Rolf Rüssmann als Manager, die vom Verwaltungsrat gekippt worden war. Am 25 November 1988 erklärte Michael Zylka vor versammelter Presse seinen Rücktritt. Dieses sei aber nicht als Flucht zu verstehen, sondern sie sei für alle das Beste.

Im Anschluss interessierte er sich weiterhin für die Geschicke von seinem Herzensverein. Er sei nicht ganz unschuldig daran, dass der nächste Präsident, der Sonnenkönig Günther Eichberg wurde. Er habe ihm im VIP-Raum der Düsseldorfer EG zur Wahl geraten, da er mit seinem Geld und seinen Visionen Schalke wieder Boden unter den Füßen geben könne.

Der Mitbegründer der Sportzeitschrift „Reviersport“ist dem FC Schalke 04 e. V. weiterhin treu geblieben. Zum einen als Fan, welcher nach eigener Aussage über 1.500 Spiele im Stadion verfolgt habe und zum anderen ist er im aktuellen Wahlausschuss bis voraussichtlich 2021 tätig.