Fragebogen WA-Kandidaten MV 2025 Roman Kolbe

Bitte stelle dich kurz vor.

Glückauf, mein Name ist Roman Kolbe, ich bin 54 Jahre alt und wohne mit meiner Frau und meiner Tochter in der Nähe von Soest. Seit über 30 Jahren gehe ich auf Schalke (Dauerkarte Block N5), bin etwa genauso lang Mitglied beim FC Schalke 04 und im Schalke Fanclub Unna 1987 und engagiere mich seit 1992 in der Schalker Fan-Initiative sowie beim Fan-Magazin „Schalke Unser“.

Beruflich leite ich in einem großen deutschen Versicherungskonzern eine Einheit zur Anwendung von Künstlicher Intelligenz in den Versicherungsprozessen – eine spannende, aber auch stark herausfordernde und dynamische Aufgabe. In dieser Funktion übernehme ich eine aktive Rolle in der Gestaltung strategischer Entscheidungsprozesse und arbeite dabei eng mit dem Konzernvorstand zusammen.

Ein zentrales und immer wichtiger werdendes Thema sind dabei auch Personalauswahlgespräche mit der richtigen Struktur und Eignungsdiagnostik. Sie helfen, Kandidaten zu finden, die sowohl fachlich als auch menschlich zum Team und zum Unternehmen passen. Fehlbesetzungen sind – wie wir leider auch von Schalke wissen – teuer und zeitaufwendig; ein gutes Gespräch reduziert dieses Risiko.

Warum bewirbst du dich (erneut) für den Wahlausschuss des FC Schalke 04? Warum sollten die Mitglieder dir am 15. November ihre Stimme geben?

Ich bewerbe mich für den Wahlausschuss, weil ich denke, dass ich hier am besten meine vereinspolitischen und beruflichen Erfahrungen verantwortungsvoll und positiv für unseren Verein einbringen kann.

Zudem denke ich, dass in bestimmten Bereichen, die den Wahlausschuss und den Aufsichtsrat betreffen, Reformbedarf besteht (ich gehe weiter unten näher darauf ein). Diese Veränderungen lassen sich meiner Ansicht nach am wirkungsvollsten aus dem Wahlausschuss selbst heraus anstoßen.

Warum solltest Du mir also deine Stimme geben?

  • Durch mein langjähriges Engagement in der Vereinspolitik konnte ich ein breites Netzwerk innerhalb der Schalker Fan-Szene aufbauen und verfüge über einen guten Austausch mit Mitgliedern anderer Vereinsgremien. Meine guten Kontakte verstehe ich dabei stets als Möglichkeit, unterschiedliche Perspektiven kennenzulernen und für mich einzuordnen. Mein „Vereinsgedächtnis“ hilft mir dabei, Entwicklungen sachlich zu bewerten und nachhaltige Entscheidungen zu treffen.
  • Ich bin meinungsstark, aber gleichzeitig bin ich nicht beratungsresistent. Ich höre gerne und gut zu – und wenn ich Argumente überzeugend finde, dann findet das bei mir auf jeden Fall Widerhall.
  • Mich haut so schnell nichts um. Machen wir uns nichts vor: Schalke ist kein Ponyhof. Hier geht es auch schon mal zur Sache und wenn man Schlagzeilen über die eigene Person in den Zeitungen oder auf Social Media liest, dann muss man das auch abkönnen.
  • Ich möchte aus meiner Sicht wichtige Reformen anstoßen und nicht meine Zeit im Wahlausschuss gemütlich absitzen. In einem Gremium für Schalke zu sein, bedeutet für mich in erster Linie Verpflichtung und Verantwortung für diesen großartigen Verein und seine Mitglieder. Es geht immer darum, den Verein besser zu machen.

Wie bewertest du die Arbeit des Wahlausschusses in den letzten Jahren? Wo siehst du möglicherweise Verbesserungspotential?

Die Arbeit des Wahlausschusses oder gar einzelner Gremiumsmitglieder zu bewerten, ist von außen quasi unmöglich. Ich habe zwar ein hohes Maß an Vertrauen in die gewählten Wahlausschuss-Mitglieder und kenne die meisten auch persönlich, aber so wirklich beurteilen kann ich ihre Arbeit dennoch nicht.

Das Gleiche gilt für den Aufsichtsrat. Auch hier sind die Sitzungen geheim. Keiner von uns ist bei den Sitzungen dabei, keiner von uns weiß, wer sich wie verhalten, wer wie argumentiert und wer wie abgestimmt hat. Transparenz? Fehlanzeige.

Natürlich ist es unerlässlich, dass die Beratungen im Aufsichtsrat vertraulich bleiben, denn gerade dort werden bedeutende und strategische Themen besprochen, deren vorzeitige Veröffentlichung dem Verein schaden könnte. Dennoch halte ich es für wichtig, Wege zu finden, die diese Vertraulichkeit gewährleisten und gleichzeitig den Mitgliedern ermöglichen, eine informierte Wahlentscheidung zu treffen. Andernfalls bliebe ihnen nichts anderes übrig, als sich allein auf die Steckbriefe und Reden der Kandidaten zu verlassen – und das ist für eine wirklich fundierte Entscheidung oft zu wenig.

Dieses Dilemma aufzulösen, halte ich auch aus Sicht des Wahlausschusses für elementar, denn ich denke, dass genau dieser Transparenzmangel auch häufig zu Kritik am Wahlausschuss geführt hat.

Wie sieht die Arbeit des Wahlausschusses im Optimalfall aus? Was ist dir besonders wichtig?

In einem Wahlausschuss kommen unterschiedliche Sichtweisen und Positionen zusammen. Das ist richtig und wichtig, denn auch die Mitglieder des FC Schalke 04 sind keine homogene Gruppe. So wie es „1000 Freunde“ gibt, gibt es auch 1000 Meinungen. Wichtig ist mir dabei allerdings, dass man einander respektiert, auf Augenhöhe miteinander umgeht, die gemeinsame Geschäftsordnung achtet und so auch als Team funktioniert. Dies betrifft in gleichem Maße die wertschätzende Interaktion mit den Bewerbern um eine Aufsichtsratskandidatur sowie den weiteren Vereinsgremien.

Zudem wäre mir wichtig, dass man an erkannten Mängeln im Gremium gemeinsam und konstruktiv arbeitet, um den Verein professioneller aufzustellen. Ansätze hierzu hatte ich weiter oben bereits genannt (Anwendung von wissenschaftlich fundierten Verfahren aus der Wirtschaftspsychologie zur Eignungsdiagnostik in der Personalauswahl) und finden sich in meiner nächsten Antwort.

Was macht in deinen Augen einen guten Aufsichtsratskandidaten aus?

Ein Schalker Aufsichtsratsgremium sollte – natürlich neben einer ausgeprägten Leidenschaft für Schalke 04 – in Summe mit vielen fachlichen Skills und beruflichen Netzwerken aufgestellt sein, die sich optimalerweise sehr gut ergänzen. Erfahrung aus anderen Gremien (gern auch weitere Aufsichtsratsmandate) sind hier hilfreich. Der Aufsichtsrat soll den Vorstand bestmöglich beaufsichtigen und beraten, dafür braucht es starke Lebens- und Berufserfahrung mit beeindruckenden Lebensläufen und beruflichen Erfolgen, Kreativität und Teamgeist, Gestaltungswille und Umsetzungsenergie.

Idealerweise verfügen die Kandidatinnen und Kandidaten auch über C-Level-Niveau, d.h. sie bringen Erfahrungen aus oberster Führungsposition mit, etwa Vorstands- und Geschäftsführerpositionen, und zwar bestenfalls auf Konzernebene (DAX, MDAX, SDAX, TechDAX u. ä.). Wir werden solche Personen mit ihrem Netzwerk benötigen, um die nächsten großen Schritte im Verein gehen zu können.

Hier sehe ich uns auf Schalke aktuell noch nicht optimal aufgestellt. Netzwerke auf lokaler und regionaler Ebene sind zwar vorhanden und können helfen, eine Basis zu schaffen, aber um unseren Ansprüchen und Ambitionen eines Vereins mit über 200.000 Mitgliedern gerecht zu werden, bedarf es außergewöhnlicher Persönlichkeiten mit ihren überregionalen oder gar internationalen Netzwerken, die sich in den Dienst unseres Vereins stellen.

Diese Menschen, die solche Fähigkeiten mitbringen, wachsen nicht auf den Bäumen. Sie sind erst recht unter den Schalker Mitgliedern rar und deshalb ist es wichtig, diese für dieses Ehrenamt anzusprechen und zu überzeugen, dass eine Kandidatur wichtig für die Entwicklung unseres Vereins ist.

Meiner Ansicht nach sollte der Wahlausschuss auch selbst aktiv auf interessante Persönlichkeiten zugehen dürfen und sie zur Kandidatur ermutigen – und nicht nur passiv auf Bewerbungen warten. Dabei ist mir wichtig, dass diese Ansprache transparent und nachvollziehbar erfolgt und alle Kandidatinnen und Kandidaten gleiche Chancen erhalten. Ziel ist es, Vielfalt und Qualität im Kandidatenfeld zu fördern, ohne jegliche Form von Begünstigung zuzulassen.

Ich sehe eine Aufgabe des Wahlausschusses darin, hier an einem guten Vereinsklima mitzuwirken und diese potenziell für den Verein wichtigen Personen auch allgemein vor unsachlicher Kritik („Shitstorming“) zu schützen.

Nach meiner Erfahrung ist dies besonders wichtig, weil der/die ein oder andere Kandidat/Kandidatin, den/die ich in der Vergangenheit schon selbst angesprochen hatte, mit der Begründung abgewunken hat, sich so eine „Schlammschlacht“ nicht anzutun. Da haben wir als Verein in Gänze noch eine große kommunikative Aufgabe vor uns, das Klima so zu verändern, dass es auch Spaß macht, sich zu bewerben und dass dieses Engagement entsprechend gewürdigt wird. Es ist zum Wohle des Vereins, dessen müssen wir uns alle bewusst sein.

Wichtig erscheint mir auch das Thema Integrität. Darunter verstehe ich positive Aktivität im Gremium und im Verein, ein stets konstruktives und kollegiales Verhalten, das Kritik natürlich nicht ausschließt. Man kann und sollte durchaus hart in der Sache sein, aber nach außen in der Kommunikation sollte man genauso mit einer Stimme sprechen.

Wie blickst du auf die Arbeit des Aufsichtsrats in den letzten Jahren?

Ich kann hier – von außen betrachtet – leider nur ein gemischtes Zeugnis ausstellen.

Die existenzbedrohenden Schulden müssen als Hinterlassenschaft natürlich auch erst einmal geschultert werden. Die finanziellen Zwänge sind echt nicht ohne und unter dem absolut notwendigen Konsolidierungskurs leidet zwangsläufig auch die Handlungsfähigkeit, was sich in den letzten zwei Saisons im Profikader und auf dem Spielfeld niedergeschlagen hat.

Der Druck war immens und unter Druck passieren eher Fehler. Trotzdem soll und darf das keine pauschale Ausrede für den Aufsichtsrat sein. Es muss erwartet werden können, dass Personalentscheidungen durchdachter gefällt werden. Dass in einer gewissen Regelmäßigkeit Personen auf ein Amt gesetzt wurden, für das sie nicht die erforderliche Kompetenz und Erfahrung mitbrachten, hat sich in der öffentlichen Wahrnehmung auch negativ auf die Reputation des Aufsichtsrats ausgewirkt.

Aber – und auch das muss erwähnt werden – der Aufsichtsrat hat offenbar aus den eigenen Fehlern gelernt. Die Position eines Sportvorstands ist in einem Verein unserer Größenordnung essenziell. Dies hat auch der Aufsichtsrat verstanden und mit Frank Baumann in einem strukturierten Auswahlverfahren eine wichtige Entscheidung getroffen, die dem Verein gut tut.

Auch lassen sich nach längerer Durststrecke positive Effekte im Marketing und Sponsoring vorweisen, die es weiter auszubauen gilt.

Zur Gründung der Genossenschaft ist schon viel diskutiert worden. Ich mache es hier kurz: Die Idee ist sicher gut, aber die bisherige Umsetzung war mangelhaft. Hier wird es einen neuen, durchdachten Anlauf benötigen, um der Genossenschaft nochmal neuen Schwung zu geben. Enttäuscht bin ich allerdings davon, dass vertrauliche Details aus Aufsichtsratssitzungen an die Presse ausgeplaudert und veröffentlicht wurden. Ein Rückfall in alte Zeiten. Ich kann hierin leider nur ein egozentrisches Foul erkennen, das dem Verein schadet. Auch ist Social Media kein Ort für einen Aufsichtsrat, in dem man öffentlich Schelte betreibt. Hier erwarte ich für diese dem Amt unwürdigen Aktionen eine entsprechende Selbstreflexion, eine Entschuldigung und ein zukünftig gerne kritisches, aber konstruktives Verhalten im Gremium.

Wie bewertest du die aktuelle Zusammensetzung des Aufsichtsrats (Größe, Kooptationsmöglichkeiten etc.)?

Zur Zusammensetzung des Gremiums habe ich weiter oben schon einiges ausgeführt. Da wir ein Fußballclub sind, sollte natürlich auch starke Expertise im Sport-(Business) mit einem Netzwerk in die Fußballverbände im Gremium vertreten sein.

Darüber hinaus halte ich grundsätzlich auch juristische Expertise in dem Gremium für wichtig, dies scheint mir aktuell zu wenig der Fall zu sein. Juristische Beratung hätte etwa in einigen arbeitsgerichtlichen Auseinandersetzungen in der jüngeren Vergangenheit möglicherweise zu positiveren Ergebnissen geführt bzw. die gerichtlichen Auseinandersetzungen erst gar nicht notwendig gemacht.

Der Aufsichtsrat sollte seine Kooptationsmöglichkeiten dahingehend nutzen, die im Gremium festgestellten Skill- und Netzwerklücken geeignet zu füllen. Die aktuellen Möglichkeiten dafür halte ich für ausreichend. Mehr als elf Aufsichtsräte würden meines Erachtens auch die Handlungsfähigkeit eher einschränken.