Es war bitterkalt auf der Mitgliederversammlung im Mai 2010. Der Mai lockte nicht gerade mit frühsommerlicher Hitze und in der Arena war kurz zuvor das Eröffnungsspiel der Eishockey-WM zu Ende gegangen. Umso hitziger aber waren dann die Diskussionen.
2000 Mitglieder ließen mehr oder weniger geduldig die Ehrungen, Lobeshymnen auf Felix Magath und den Jahresbericht über sich ergehen. Begonnen hatte die Mitgliederversammlung wie seinerzeit üblich um 19:04 Uhr und so wurde es später und später. Nach und nach verließen mehr und mehr Mitglieder die Donnerhalle, doch diejenigen, die an ihren Mitgliederrechten interessiert waren, hielten bis zur Abstimmung über die Anträge aus.
Vor allem ein Antrag stand im Interesse: Es ging um eine “Lex Magath”. Er sollte wesentlich mehr Kompetenzen bekommen: Der Aufsichtsrat muss über Ausgaben entscheiden, die 300.000 Euro überschreiten. Das sollte nun aufgehoben werden; Magath sollte jetzt eigenständig entscheiden können, nicht mehr die von den Mitgliedern gewählten Aufsichtsratsvertreter.
Zitternd und fluchend harrten also die Mitglieder aus. Erst ließ der Aufsichtsrat die Entscheidung per Handzeichen abstimmen. Bei so einem Antrag eher eine Farce und es wurde schnell unübersichtlich. Die vorhandenen Wahlzettel kamen also doch zum Einsatz, nachdem der Aufsichtsrat nicht mit Argumenten, sondern mit Appellen versuchte, die Mitglieder dazu zu bringen, sich selbst zu entmachten. Doch der Antrag verfehlte dennoch die notwendige Zweidrittelmehrheit.
Und Magath rächte sich: Als Hauptverantwortlichen machte er ausgerechnet SFCV-Vertreter Rolf Rojek aus. Magath entband diesen von seiner Funktion als Fanbeauftragten. Der Dachverband äußerte sich deutlich: „Wir betrachten diese Entscheidung als einen massiven und grundlosen Angriff auf die jahrzehntelang gewachsenen, intakten und durchaus manchmal auch kritischen Strukturen der gesamten Schalker Fanszene.”
Magath witterte nun überall Feinde. Wer seine Meinung nicht teilte, wurde als “kleine Gruppe” beschimpft. Mehrere tausend Fans trugen in der Folge T-Shirts mit der Aufschrift “kleine Gruppe”.
Im März 2011 war die Ära Magath dann Geschichte: Der Aufsichtsrat setzte Magath vor die Tür. Es folgte eine Schlammschlacht in der Presse und mit Anwälten, bis beide Seiten entschieden, das Thema doch lieber unter der Decke zu halten, bevor zu viel nach außen drang. Man einigte sich dann “gütlich”.