Wer wollte nicht schon mal gefragt werden, ob Schalke einen Spieler verpflichten soll, oder lieber nicht? Wie jeder Schalker weiß, ist bei uns vieles möglich und auch das gab es schon.
1975 wollte der damalige Präsident Günther Siebert den Brasilianer Francisco Marinho, Verteidiger vom FC Botafogo Rio de Janeiro, verpflichten. Leider war der Spieler kein Schnäppchen und sollte 1,4 Mio. DM Ablöse und noch 240.000 DM Handgeld kosten. Siebert war so begeistert von Marinho, so dass er auch den Einwand vom damaligen Trainer Ivica Horvat ignorierte, der viel lieber einen Stürmer haben wollte, weil man schon genügend gute Abwehrspieler hätte. Da dieser Transfer aber sehr viel Geld kosten würde, wollte Siebert die Fans befragen. Also wurde Marinho zum Heimspiel gegen die Bayern am 8. März 1975 eingeladen. Dazu bekam jeder Fan einen Stimmzettel, wo er über die zwei Fragen „Marinho kaufen?“ und „Marinho-Zuschlag?“ – also ob der Transfer durch erhöhte Eintrittspreise finanziert werden soll – abstimmen konnte.
Das ist schon kurios genug, aber Schalke wäre nicht Schalke, wenn damit die Geschichte beendet wäre. Am Tag nach dem Spiel waren die 30 Urnen plötzlich leer und lediglich 450 von insgesamt 70.000 verteilten Stimmzettel waren in einem Pappkarton auffindbar. Siebert vermutete, dass die Müllabfuhr die Zettel bereits abgeholt hatte. Trotzdem wurden die 450 Zettel ausgezählt und 75% waren für einen Kauf und 60% gegen einen Zuschlag. Diese kleine Stichprobe reichte Siebert als Bestätigung für sein Vorhaben.
Der Verwaltungsrat machte Siebert allerdings am Ende einen Strich durch die Rechnung. Der Transfer wurde mit der Begründung „Die Förderung der Jugendarbeit muss Vorrang vor spektakulären Spielereinkäufen besitzen.“ abgelehnt. So kurios die Geschichte auch ist, diese Haltung wäre auch in der aktuellen Zeit oftmals wünschenswer