Fragebogen AR-Kandidaten MV 2025 Rolf Haselhorst

Bitte stelle dich kurz vor. Zusatz bei den beiden aktuellen AR: Welche Aufgaben hattest du in den vergangenen zwei Jahren im Aufsichtsrat?

Ich bin Rolf Haselhorst, seit 2004 Mitglied des Aufsichtsrats und seit 1971 leidenschaftlicher Schalker – Besucher der Glückauf-Kampfbahn, des Parkstadions und der Arena. Geboren in Gelsenkirchen und aufgewachsen an der Kurt-Schumacher-Straße in Nähe der GAK, begann ich meine Laufbahn als Bergmann unter Tage, studierte anschließend Bergbau und war zuletzt Leiter des Standortmanagements der BASF für die europäischen Chemiestandorte sowie Aufsichtsratsvorsitzender mehrerer Tochtergesellschaften.

Nach meinem aktiven Berufsleben absolvierte ich ein Studium im Sportmanagement an der Universität St. Gallen, wo ich heute noch als Gastdozent tätig bin. Aktuell arbeite ich selbstständig in der Personalberatung und engagiere mich in mehreren Aufsichtsräten im Bereich Sport und Stadtentwicklung.

In den letzten zwei Jahren war ich im Aufsichtsrat Mitglied des Strategie- und Marketingausschusses, habe 2023 die Gründung des Nachhaltigkeitsausschusses initiiert und bin dort derzeit Sprecher. Zudem habe ich den Vorstand bei Fragen der Führung, Personalentwicklung und Mitbestimmung unterstützt.

Warum kandidierst du (erneut) für den Aufsichtsrat des FC Schalke 04? Was qualifiziert dich für die Arbeit im Aufsichtsrat? Warum sollten die Mitglieder dir am 15. November ihre Stimme geben?

Der Verein begleitet mich seit über 50 Jahren durch alle Lebenslagen und hat mir in dieser Zeit viel gegeben. Mein Ziel ist es, dem FC Schalke 04 etwas davon zurückzugeben und begonnene Aufgaben im Aufsichtsrat konsequent weiterzuführen und erfolgreich abzuschließen.

Als gebürtiger Gelsenkirchener und ehemaliger Bergmann kenne ich Stadt, Verein und deren Menschen und kann mich gut in ihre Sichtweisen und Emotionen hineinversetzen. In meiner Laufbahn bei der BASF habe ich als Leiter des Managements großer Industriestandorte umfangreiche Erfahrung in Personal- und Kostenmanagement, Strategieentwicklung und Unternehmensführung gesammelt. Hinzu kommen Erfahrungen als Vorsitzender verschiedener Aufsichtsräte sowie ein breites Netzwerk in der Industrie.

Durch mein Sportmanagementstudium an der Universität St. Gallen konnte ich mein Wissen in den Bereichen Marketing, Sponsoring und Vereinsorganisation gezielt erweitern und Kontakte zu Fachleuten im Sport und Fußball aufbauen – Kompetenzen, die ich weiterhin in den Dienst unseres Vereins stellen möchte.

Wie beurteilst du die aktuelle Situation des Vereins? Welche Entwicklungen siehst du positiv? In welchen Bereichen siehst du Verbesserungsbedarf und nicht ausgeschöpfte Potentiale?

Der Verein hat in vielen Bereichen auf seinem Weg der Weiterentwicklung gute Zwischenergebnisse erzielt – insbesondere in der finanziellen Konsolidierung, der Nachhaltigkeitsstrategie und dem Mitgliederwachstum.

Das Kernthema unseres Vereins, der Sport, zeigt erst in dieser Saison wieder positive Ansätze. Zuvor waren die sportlichen Leistungen schwach und von häufigen Führungswechseln geprägt. Mit der Einsetzung einer Findungskommission und der Verpflichtung von Frank Baumann wurde nun ein zukunftsorientierter Weg eingeschlagen, der zum Ziel haben muss, Schalke 04 wieder dauerhaft in der 1. Bundesliga zu etablieren. Dafür sollten alle verfügbaren finanziellen Mittel konsequent dem Sport zugute kommen, was ein stringentes Kostenmanagement erfordert.

Auf der Ertragsseite sehe ich zusätzliche Potenziale im Sponsoring und bei den TV-Einnahmen. Gerade durch gezielte Lobbyarbeit bei der DFL ließen sich aus den TV-Geldern höhere Beiträge erzielen.

Verbesserungsbedarf besteht insbesondere bei der Infrastruktur der Knappenschmiede, unserer wichtigsten Quelle für den Fußballnachwuchs. Ihre Attraktivität hängt neben der hervorragenden Arbeit des Trainerteams um Norbert Elgert auch von modernen Rahmenbedingungen ab – hier besteht im Vergleich zur Konkurrenz deutlicher Nachholbedarf.

Darüber hinaus liegt mir die stärkere Einbindung der Mitglieder weiterhin am Herzen. Wie schon bei meiner letzten Wahl betont, können wir durch systematische Mitgliederbeteiligung die Verbundenheit mit dem Verein weiter vertiefen. Regelmäßige Mitgliederbefragungen, auch zu Serviceleistungen, könnten wertvolle Impulse liefern und die Arbeit der Vereinsgremien bereichern.

Wie bewertest du die Arbeit des Aufsichtsrats in den letzten Jahren? Wie stehst du zum eingeschlagenen Weg der finanziellen Konsolidierung und wie schätzt du die bisherige Umsetzung ein? Wie sieht in deinen Augen eine gute Zusammenarbeit im Gremium sowohl nach innen als auch außen aus?

Die Arbeit des Aufsichtsrats war in den Spielzeiten 2022/23 und 2023/24 von Ruhe und Kontinuität geprägt. Das änderte sich mit Beginn der vergangenen Saison. Ich bin überzeugt, dass wir in der aktuellen Konstellation wieder zu einer vertrauensvollen und zielgerichteten Zusammenarbeit in ruhigeren Fahrwassern zurückkehren können.

Der Kurs der finanziellen Konsolidierung war und ist alternativlos. Aktuell ergeben sich durch veränderte Rahmenbedingungen – wie das Auslaufen des Corona-Kredits und der Arena-Abschreibungen – gute Möglichkeiten, den Schuldenabbau weiter voranzutreiben. Voraussetzung bleibt ein konsequentes und nachhaltiges Kostenmanagement, bei dem Sach- und Personalkosten regelmäßig überprüft werden. Grundsätzlich gilt für mich: Alle verfügbaren Finanzmittel sollten vorrangig dem Sport und damit dem zentralen Zweck unseres Vereins zugute kommen.

Eine gute Zusammenarbeit im Aufsichtsrat erfordert gegenseitiges Vertrauen, Respekt und Kontinuität. Nach innen bedeutet das eine offene, transparente Informationspolitik und die gemeinsame Erarbeitung von Ergebnissen – auch bei unterschiedlichen Meinungen. Nach außen wird der Aufsichtsrat ausschließlich durch seinen Vorsitzenden vertreten. Die Weitergabe vertraulicher Inhalte durch einzelne Mitglieder ist unzulässig und verstößt gegen die Geschäftsordnung.

Wie bewertest du die aktuelle Zusammensetzung des Aufsichtsrats (Größe, Kooptationsmöglichkeiten etc.)? Und welche Fachkompetenzen bringst du ins Gremium ein?

Ich halte die derzeitige Größe des Aufsichtsrats für angemessen. Größere Aufsichtsräte – wie sie etwa in der Industrie nach dem Betriebsverfassungsgesetz üblich sind – bieten ein breiteres Spektrum an Perspektiven, erfordern jedoch deutlich mehr organisatorischen Aufwand. Die Möglichkeit der Kooptation ist sinnvoll, da sie es erlaubt, bei Bedarf zusätzliche oder temporäre Expertise einzubinden, die die Entscheidungsfindung unterstützt. Das Verhältnis von sechs gewählten zu drei kooptierten Mitgliedern gewährleistet dabei, dass der Wille der Mitglieder in allen Entscheidungen die Mehrheit behält.

Ich verfüge über mehr als 35 Jahre Berufserfahrung in der Industrie und bringe umfassende Kenntnisse in Führung, Organisationsaufbau und strategischer Unternehmensentwicklung mit. Im Bergbau habe ich gelernt, mit Menschen in herausfordernden Arbeitsumfeldern umzugehen, ihre Bedürfnisse zu verstehen und ihre Perspektiven zu respektieren – eine Erfahrung, die mich bis heute prägt.

In meiner Tätigkeit bei der BASF habe ich an der strukturellen Weiterentwicklung internationaler Unternehmensbereiche mitgewirkt und dabei gelernt, komplexe Organisationseinheiten erfolgreich aufzustellen. Zudem war ich in mehreren Aufsichtsräten, teils als Vorsitzender, tätig und verfüge über tiefergehendes Wissen in der Aufsichtsratsarbeit sowie Erfahrung in Personal- und Führungsfragen.

Mein Studium im Sportmanagement an der Universität St. Gallen hat meine Kompetenzen insbesondere in den Bereichen Marketing, Markenführung und Sportmanagement erweitert – Bereiche, die auch für Schalke 04 von zentraler Bedeutung sind.

Die Fördergenossenschaft Auf Schalke e.G. hat noch nicht die notwendige Dynamik entwickelt, um beim e.V. Entlastung im großen Ausmaß zu generieren. Was hätte man rückwirkend besser machen können und welche möglichen Impulse würdest du setzen, um das Projekt und den eingeschlagenen Weg erfolgreicher zu gestalten?

Die von der Fördergenossenschaft erzielten Ergebnisse entsprechen bisher nicht den gesteckten Zielen, den Verein im gewünschten Umfang zu entlasten. In Gesprächen mit Fans und Mitgliedern – etwa auf Bezirksversammlungen des SFCV und bei Terminen lokaler Mannschaftsbetreuer – wurde vor allem drei Kritikpunkte genannt:

Viele Fans empfinden die Kosten eines Förderanteils als zu hoch. Zudem war die Abwicklung der Werbekampagne verbesserungswürdig; Informationen und Werbung wurden erst nach dem offiziellen Start kommuniziert, während  St. Pauli, mit einer transparenten Kampagnen erfolgreich war. Am wichtigsten ist jedoch, dass die grundlegende „Story“ der Fördergenossenschaft bisher nicht klar und verständlich vermittelt wurde.

Um das Projekt erfolgreicher zu machen, braucht es eine klare Kommunikation über die Verwendung der Mittel und die Beteiligungsmöglichkeiten der Genossen. Nach der ersten Phase – dem Einstieg der Genossenschaft in die Arena-Immobilie – sollte die weitere Entwicklung auf die Unterstützung der Infrastruktur der Knappenschmiede zielen.

Dieses konkrete Ziel, verbunden mit einer überzeugenden und nachvollziehbaren Story, würde der Fördergenossenschaft neue Dynamik und Attraktivität verleihen.

Der bisherige Saisonverlauf ist sportlich erfolgreich, doch in den vergangenen Monaten und Jahren gab es zahlreiche personelle Wechsel mit teils sehr unterschiedlichen Stilen und Ausprägungen im Sport. Wie beurteilst du die aktuelle Situation und insbesondere unsere Strukturen in den sportlichen Bereichen des Vereins?

Die sportliche Organisation des Vereins war seit dem Abstieg 2023 von häufigen Wechseln in Philosophie und Personal geprägt. Sportdirektoren, Kader- und Scoutingverantwortliche sowie Trainer wurden meist reaktiv und unter äußerem Druck verpflichtet, ohne dass eine einheitliche sportliche Linie zugrunde lag. Auch die Zuständigkeiten innerhalb der operativen Führung waren nicht immer klar definiert, was zu Unsicherheiten und mangelndem Erfolg in Sport und Außendarstellung führte.

Mit der Entwicklung einer verbindlichen Spielphilosophie, der sogenannten „Schalke DNA“, und der Berufung einer Findungskommission zur Verpflichtung von Frank Baumann wurden nun eindeutige Vorgaben geschaffen. Gemeinsam mit Frank Baumann, Youri Mulder und Miron Muslic‘ verfügt der Verein heute über eine klare sportliche Struktur und ein Führungsteam, das die Schalke DNA glaubwürdig lebt und konsequent weiterentwickelt.

Welche konkreten Ziele hast du, wenn du gewählt wirst?

Mein Ziel ist es, dem FC Schalke 04 etwas von dem zurückzugeben, was er mir mein ganzes Leben bedeutet hat. Ich möchte dazu beitragen, dass der Verein als eingetragener Verein ein stabiler, ambitionierter Erstligist wird, der seine Verschuldung weiter reduziert, die Knappenschmiede als Markenzeichen ausbaut und den Schulterschluss mit den Fans in den Mittelpunkt seines Handelns stellt.

Konkret möchte ich ein striktes Kostencontrolling unterstützen, um die sportlichen Budgets gezielt zu stärken und damit die Grundlage für nachhaltigen sportlichen Erfolg zu schaffen. Besonders die Infrastruktur der Knappenschmiede muss modernisiert werden, um weiterhin Talente bestmöglich zu fördern. Darüber hinaus setze ich mich für eine konsequent mitgliederorientierte Vereinsführung ein, die den Dialog mit den Mitgliedern ausbaut und ihre Interessen stärker berücksichtigt.

Die strategische Vorbereitung auf die nächste Verteilungsrunde der TV-Gelder durch die DFL ab 2029 ist unverzichtbar für Schalke 04. Der Verein muss gezielt Lobbyarbeit leisten und starke Allianzen mit anderen Traditionsvereinen bilden, um die Interessen gemeinsam durchzusetzen. Besonders bei den Kriterien „Nachwuchs“ und „Interesse“ ist Nachbesserung dringend nötig. Die Förderung und Sichtbarkeit der Nachwuchsarbeit sollten im Bewertungsmodell stärker gewichtet werden, damit Schalke von seinen Investitionen in die Knappenschmiede auch finanziell profitiert. Das Zuschauerinteresse muss dabei nachhaltig messbar in die Verteilung einfließen: Stadionauslastung und TV-Quoten sollten einen direkt höheren Anteil an den TV-Geldern sichern, damit Vereine wie Schalke, die konstant hohe Werte erzielen, gerecht belohnt werden.

Durch die Kombination aus aktiver Interessenvertretung und dem Nachweis großer Anziehungskraft an jedem Spieltag kann Schalke die Chance auf zusätzliche TV-Einnahmen in der kommenden Rechteperiode signifikant verbessern.

Wie siehst du die Rechtsform des eingetragenen Vereins beim FC Schalke 04? Welche Vor- und auch möglichen Nachteile ergeben sich dadurch für unseren Verein?

Die Rechtsform als eingetragener Verein ist ein zentrales Element der Identität des FC Schalke 04 und wird von der großen Mehrheit der Mitglieder klar unterstützt. Sie steht für die Werte des Klubs und gewährleistet, dass der Verein allein seinen Mitgliedern gehört und externe Einflussnahme ausgeschlossen bleibt.

Eine Umwandlung in eine andere Rechtsform, etwa in eine AG oder GmbH, würde gegen diese Prinzipien verstoßen. Erfahrungen aus anderen Vereinen zeigen oft, dass Investoren beträchtlichen Einfluss nehmen, Vereinsinteressen verdrängen oder Klubs als reine Spekulationsobjekte behandeln. Die kurzfristigen finanziellen Vorteile, etwa durch Investorengelder im Falle eines Zweitligisten, sind in keinem Verhältnis zum dauerhaften Wert und zur Integrität des Vereins.

Der sportliche Erfolg lässt sich auch in der Rechtsform des e.V. erreichen: Es gibt zahlreiche Beispiele für erfolgreiche Traditionsclubs, die ihre Identität als Mitgliederverein bewahrt haben und nachhaltig konkurrenzfähig sind. Die bewusste Entscheidung für die e.V.-Struktur ist daher nicht nur eine Frage der Tradition, sondern ein entscheidender Faktor für die Zukunftsfähigkeit und Glaubwürdigkeit von Schalke 04.

Wie siehst du die Entwicklung des Profifußballs und der DFL und wie kann und sollte der FC Schalke darin in Zukunft seinen Platz finden? 

Bezüglich der aktuellen Entwicklung des Profifußballs sehe ich einige kritische Tendenzen. Die fortschreitende Kommerzialisierung, etwa durch erweiterte UEFA- und zusätzliche FIFA-Wettbewerbe, führt zu einer Überfrachtung der Fans und setzt kommerzielle Interessen zu häufig über den sportlichen Stellenwert. Dies zeigt sich auch in der zunehmenden Aufsplitterung der Anstoßzeiten, die von TV-Sendern und Streamingdiensten rein nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten bestimmt werden, dabei aber die Bedürfnisse der Stadionbesucher weitgehend außer Acht lassen.

Der deutsche Fußball lebt vom attraktiven Binnenwettbewerb in den Bundesligen, getragen vor allem von den Traditionsvereinen, die durch ihr Stammpublikum für volle Stadien sorgen. Die Zuschauerzahlen in der 2. Bundesliga unterstreichen diese Bedeutung eindrucksvoll.

Die anstehende Entscheidung des Bundeskartellamts zur 50+1-Regel verpflichtet die DFL, eine klare Position gegenüber den Förderklubs wie VfL Wolfsburg und Bayer Leverkusen zu beziehen. Es ist essentiell, dass die DFL die Chancengleichheit unter den Vereinen wahrt und die bisherige Praxis der Subventionierung durch Industrieunternehmen beendet oder zumindest auf ein vertretbares Maß begrenzt.

Der FC Schalke 04 sollte sich in diesen Prozessen aktiv einbringen und konsequent seine Grundsätze vertreten: Die Rechtsform als eingetragener Verein, der Vorrang der Mitglieder vor kommerziellen Interessen und ein hohes Maß an Mitgliederpartizipation müssen als verbindliche Leitlinien sichtbar und wirksam bleiben. Nur so kann der Verein „seine DNA“ bewahren und sich zugleich den Herausforderungen des modernen Profifußballs stellen.