Bitte stelle dich kurz vor.
Zusatz bei den beiden aktuellen AR: Welche Aufgaben hattest du in den vergangenen zwei Jahren im Aufsichtsrat?
Mein Name ist Sven Kirstein, ich bin 38 Jahre alt und lebe in meiner Geburtsstadt Gelsenkirchen. Schalke-Spiele besuche ich seit meiner Kindheit, über 15 Jahre bin ich zu jedem Spiel gefahren und bin in der Schalker Fanszene verwurzelt. Mitglied des Vereins bin ich seit 2003. Beruflich bin ich vor über 20 Jahren mit einer Bankausbildung vor Ort in den Bereich der Finanzen eingestiegen. Parallel habe ich Management studiert und mittlerweile eine Bankleiterlizenz erworben. Seit einigen Jahren begleite ich Genossenschaftsbanken in strategischen Fragestellungen als Mitarbeiter der genossenschaftlichen Zentralbank. Nach meiner Wahl in den Aufsichtsrat im Sommer 2021 habe ich mich schwerpunktmäßig in den Ausschüssen „Miteinander“ und „Finanzen“ engagiert. Mit der Gründung des Miteinanderausschusses war es mir von Beginn an ein Anliegen, die Perspektive der Mitglieder und Fans deutlich stärker in den Fokus zu rücken. Mit meinem Wissen konnte ich zudem dazu beitragen, die finanzielle Stabilisierung und Konsolidierung unseres Vereins voranzutreiben. Seit der letzten Mitgliederversammlung bin ich einer der beiden Stellvertreter unseres Aufsichtsratsvorsitzenden.
Warum kandidierst du (erneut) für den Aufsichtsrat des FC Schalke 04? Was qualifiziert dich für die Arbeit im Aufsichtsrat? Warum sollten die Mitglieder dir am 16. November ihre Stimme geben?
Ich möchte weiterhin für unseren Verein voran gehen. Dabei möchte ich mich weiter engagieren, uns sportlich wie wirtschaftlich zu verbessern und uns langfristig in erfolgreiche Zeiten führen. Mich kennzeichnen strategisches Denken, eine ausgeprägte Analysefähigkeit, klare Kommunikation, Diskretion und Willensstärke. Nach der erfolgten wirtschaftlichen Stabilisierung ist es mein Ziel, uns eine nachhaltig erfolgreiche Zukunft für unseren Verein zu ermöglichen. Gleichzeitig möchte ich auch weiterhin in der Diskussion Dinge kritisch hinterfragen, um so im Diskurs zu besseren Entscheidungen zu gelangen. Ebenso ist es mir wichtig, wie in den letzten drei Jahren, jederzeit für alle Mitglieder für einen Dialog zur Verfügung zu stehen.
Mit meinem Fachwissen, meinem zielgerichtetem Vorgehen und meiner Heimat in der Nordkurve, sehe ich mich als einen wertvollen Teamplayer im Aufsichtsrat.
Wie beurteilst du die aktuelle Situation des Vereins? Welche Entwicklungen siehst du positiv? In welchen Bereichen siehst du Verbesserungsbedarf und nicht ausgeschöpfte Potentiale?
Zu Beginn meiner Amtszeit in 2021 hatte sich meine Vermutung bestätigt, dass unser Verein wirtschaftlich kurz vor dem Kollaps stand. Der Erstligaabstieg mit einem überteuerten Kader sowie die Corona-Pandemie hatten uns sehr schwer getroffen. In den letzten drei Jahren konnten wir uns durch viele Maßnahmen deutlich stabilisieren. Heute stehen wir finanziell stabil dar, geben nur das Geld aus, was wir haben und haben unsere Strukturen angepasst. Auf diesem Gebiet sind uns gute Fortschritte gelungen.
Im Bereich des Miteinanders haben wir aus meiner Sicht erhebliche Fortschritte gemacht. Die Distanz zwischen Vereinsführung und Fans ist spürbar geringer geworden, wir leben ein echtes Miteinander. Dies betrifft auch unsere Kommunikation in diesem Bereich. Der Mitgliederkongress, der Mitgliederbrief, Umfragen zu wesentlichen Themen sowie offene Runden für Antragsteller zur Mitgliederversammlung sind ein Beleg hierfür. In diesem Zusammenhang ist es mir wichtig zu sagen, dass wir sicher nicht immer alle einer Meinung sind, aber über die Formate transparent zu allen Dingen sprechen können und respektvoll miteinander umgehen. Wir haben einen guten Grundstein gelegt, dennoch müssen wir unsere Formate weiter verbessern und z.B. schneller erkannte Themen umsetzen.
Das aus meiner Sicht größte Verbesserungspotenzial liegt in unserer sportlichen Entwicklung. Offen und ehrlich müssen wir festhalten, dass uns eine nachhaltige Verbesserung der sportlichen Entwicklung nicht gelungen ist. Dies liegt in meinen Augen an einer zum Teil nicht konsequenten Umsetzung der Sportstrategie (z.B. zu viele Leihspieler, ältere Spieler und eine unausgewogene Kaderzusammenstellung) sowie Fehleinschätzungen bei verschiedenen Personalentscheidungen auf Trainer- und Managementebene. Hierdurch haben wir in den letzten drei Jahren zwischen Aufstieg in die Bundesliga und schwachen Leistungen in der zweiten Liga große Leistungsschwankungen erlebt. In Summe haben wir uns nicht nachhaltig positiv entwickelt. Für alle Beteiligten, Fans wie Verantwortliche, ist dieses Ergebnis nicht zufriedenstellend. Hier müssen wir uns deutlich verbessern.
Damit einhergehend sehe ich Steigerungspotenzial in der Vermarktung und den Sponsoringeinnahmen. Das aktuell schwache, wirtschaftliche Umfeld ist eine große Herausforderung, was die Suche nach Sponsoren erschwert. In den vergangenen Jahren bin ich dafür eingestanden, dass die Auswahl der Sponsoren mit Blick auf unsere Werte erfolgt, was derzeit zu wenig Beachtung findet. Für eine Verbesserung in der Vermarktung wurden erste Schritte eingeleitet, auch eine bessere sportliche Entwicklung unterstützt selbstredend unsere Vermarktungschancen.
Wie bewertest du die Arbeit des Aufsichtsrates in den letzten Jahren? Wie stehst du zum eingeschlagenen Weg der finanziellen Konsolidierung und wie schätzt du die bisherige Umsetzung ein? Siehst du darin eine nachhaltige Erfolgsaussicht?
Jeder langfristige Erfolg fußt auf einem wirtschaftlich soliden Fundament. Für mich ist es daher unerlässlich, dass wir weiter konsolidieren und unsere Verbindlichkeiten reduzieren. In den letzten drei Jahren konnten wir diese von ca. 240 auf 160 Mio. Euro senken. Wir haben demnach gut ein Drittel unserer Verbindlichkeiten innerhalb von drei Jahren getilgt. Gleichzeitig bleibt der Weg noch lang, speziell in der 2. Liga werden wir organisch nur kleine Schritte nach vorne machen. Dabei sorgt die Senkung der Verbindlichkeiten für eine Steigerung unserer Budgets, z.B. für den Sport oder Investitionen, da Zinsen und Tilgung entfallen. Trotz der Erfolge in diesem Bereich, können wir weitere 16 Mio. € an Zins und Tilgung im Jahr einsparen. Auch die Anpassung der Strukturen im Verein und auf der Geschäftsstelle waren wichtige Schritte.
Um die Konsolidierung strukturell zügiger voranzutreiben und so mit besseren Budgets unsere Zukunft wieder aktiv zu gestalten, haben wir mit der Genossenschaft eine Lösung erarbeitet. Wir alle gemeinsam sorgen im ersten Schritt für einen Abbau unserer Altlasten, um dann in Zukunftsprojekte zu investieren. Dieser von mir entwickelte und über die letzten eineinhalb Jahre aktiv vorangetriebene Ansatz wird uns langfristig ermöglichen, Schalke auch bei neuen Projekten finanziell deutlich stabiler aufzustellen. Ich persönlich bin zutiefst überzeugt, dass der Weg über unsere Genossenschaft, die die Schalker Werte in sich trägt, uns nachhaltig finanziell stärkt. Wichtig für mich: Wir müssen eine Bewegung schaffen, bei der alle 190.000 Mitglieder Teil der Genossenschaft sind. Getreu dem Motto: Tausend Freunde, die zusammensteh’n.
Kurz gefasst: Wir haben bei der Konsolidierung in kurzer Zeit wesentliche Schritte nach vorne gemacht und eine nachhaltige, weitere Lösung geschaffen. Der Weg der Entschuldung ist für mich alternativlos. Das Gegenteil, kreditfinanziert Wetten auf die Zukunft einzugehen, beinhaltet hohe Risiken, die uns aus der Vergangenheit bis heute schmerzen. Die Bewertung meiner Arbeit überlasse ich den Mitgliedern
Wie beurteilst du die aktuelle sportliche Situation und insbesondere unsere Strukturen in den sportlichen Bereichen des Vereins?
Mit der derzeitigen Situation im Sport bin ich unzufrieden. Uns ist es in den letzten drei Jahren nicht gelungen, eine dauerhafte Strategie zu verankern, in der sich eine Mannschaft entwickeln konnte. Über den gesamten Zeitraum sind viele Umbrüche erfolgt. Stabilität und Struktur haben sich, insbesondere im letzten Jahr, nicht eingestellt. Auch haben wir in der sportlichen Führung die angestrebte Kontinuität nicht erreicht. Nun haben wir deutlich mehr Entwicklungspotenzial auf dem Platz, uns fehlt es derzeit aber immer noch an der notwendigen Stabilität. Generell haben wir den Spagat zwischen der Umsetzung einer langfristigen Strategie und den kurzfristigen Ergebnissen bisher nicht geschafft. Strukturell halte ich es für richtig, dass wir nach vielen schwankungsreichen und am Ende erfolglosen Jahren im Rahmen einer eingehenden Analyse das Team um das Team deutlich verändert und so neuen Erfolgshunger eingebracht haben.
Die aktuelle Führungsstruktur ohne Sportvorstand halte ich für nicht richtig. Ich halte es für geboten, die Führung im Sport mit einer klaren Hierarchie zu gestalten. Ich stehe in der Diskussion dafür ein, sportlichen Sachverstand und die Verantwortung des sportlichen Bereichs auf der Vorstandsebene zu verankern. Ebenso ist es aus meiner Sicht wichtig, dass der Sportvorstand von unserem CEO geführt und überwacht wird. Ein Sportvorstand hat stets auch die kurzfristigen Ziele im Blick, wohingegen der CEO darauf achten muss, dass dies nicht zulasten der langfristigen Entwicklung geht.
Welche konkreten Ziele hast du, wenn du gewählt wirst? Welche großen Herausforderungen siehst du in den kommenden drei Jahren deiner möglichen Amtszeit?
Aus meiner Sicht werden drei wesentliche Herausforderungen unsere kommenden Jahre prägen:
- Deutliche Rückführung der Verbindlichkeiten, um den Verein weiter finanziell zu entlasten
- Zunahme der Wettbewerbsintensität, insbesondere durch effiziente Clubs ohne große Fanbasis
- Beibehaltung der eigenen Attraktivität für die Fans und Mitglieder
Ich bin der Überzeugung, dass wir uns klar als mitgliederbestimmter Verein positionieren müssen. Schalke ist anders und genau dieses Alleinstellungsmerkmal gilt es zu nutzen. So können wir die drei genannten Herausforderungen meistern. Mit der Kraft der Gemeinschaft werden wir die finanzielle Belastung senken und uns damit einhergehend eine bessere Ausgangsposition im Wettbewerb schaffen. Weiterhin sorgt unsere hohe Anzahl an Mitgliedern und Fans für bessere Möglichkeiten auf Einnahmen im Vergleich zu kleineren Clubs. Eingesparte Gelder und hohe Einnahmen müssen wir gut allokiert in ein junges und entwicklungsfähiges Team investieren. In der Folge entsteht eine Mannschaft, die vollen Einsatz zeigt und sich spielerisch verbessern wird. Dies steigert die Attraktivität. Damit einhergehend wird sich zudem der Wert unseres Kaders steigern. Auch abseits des Rasens gilt es Projekte voranzutreiben, die, basierend auf den Schalker Werten, den Mitgliedern und Fans auch in der Zukunft interessante Möglichkeiten des Zusammenseins ermöglichen.
Zusammengefasst liegt unsere Chance auf einem gemeinsamen, eigenbestimmten Schalker Weg, der sich mit unserer DNA von anderen Vereinen abgrenzt.
Wie bewertest du die aktuelle Zusammensetzung des Aufsichtsrats (Größe, Kooptationsmöglichkeiten etc.)?
Für mich ist der wichtigste Aspekt bei der Zusammensetzung des Aufsichtsrats, dass die von der Mitgliederversammlung gewählten Aufsichtsräte die Mehrheit ausmachen. Die Möglichkeit, zusätzliche Kompetenzen und Netzwerke per Kooptation in den Aufsichtsrat zu holen, empfinde ich als wertvoll. Allerdings sollten die kooptierten Mitglieder sorgfältig ausgewählt werden und die satzungsgemäße Prüfung durch den Wahlausschuss kritisch erfolgen. In meinen Augen muss die Kooptationsmöglichkeit auch nicht immer vollständig ausgenutzt werden. Eine Vertretung der Sportabteilungen im AR trägt dem Sportgedanken des Vereins Rechnung. Wesentlich ist für mich zudem eine feste Fanvertretung im Aufsichtsrat. Aktuell wird diese durch die Entsendung eines Vertreters des SFCV sichergestellt, welcher die größte Fanorganisation auf Schalke ist. An dieser Stelle ist für mich eine Weiterentwicklung denkbar, die alle Fans und Mitglieder einbezieht.
Die Aufgaben im Aufsichtsrat sind vielfältig. Über die Ausschuss-Struktur bringen alle Mitglieder des AR ihre Kompetenzen ein und wir können so zeitgleich über verschiedene Themen den Verein weiterentwickeln. Aus diesem Grund sehe ich den Aufsichtsrat mit aktuell elf Personen gut besetzt, gerade als Vertretung von 190.000 Mitgliedern. Bei einer möglichen Diskussion zu einer Veränderung des Aufsichtsrats stünde für mich die Verteilung der Aufgaben im Vordergrund.
Wie stehst du zur Rechtsform des eingetragenen Vereins beim FC Schalke 04? Welche Vor- und auch mögliche Nachteile ergeben sich dadurch für unseren Verein?
Meine Position ist sehr klar: Ich stehe für eine mitgliederbestimmte, basisdemokratische Struktur und somit für den eigentragenen Verein. Schalke ist gekennzeichnet durch Zusammenhalt, Diskussion und selbstbestimmte Entscheidungen. Nicht das Kapital, sondern der Wille der Mitglieder soll über unseren Weg entscheiden. Auch in meinem beruflichen, genossenschaftlichen Umfeld lebe ich diese Werte. Der eingetragene Verein sichert jedem Mitglied, dass es selbst über die Geschicke des Vereins entscheiden kann.
Selbstbestimmung heißt aber auch, dass wir auf externes Investorengeld verzichten, was manche Entwicklung beschleunigen könnte. Andererseits ist dies keinesfalls sicher und kann große Risiken bergen. Ebenfalls entscheiden dann nicht mehr die Fans und Mitglieder über den Weg des Vereins, sondern Investoren mit Eigeninteressen. Beispiele hierzu gibt es im Profifußball zu Genüge.
Wie können wir diesen „Nachteil“ ausgleichen? Wir brauchen alternative Ideen und Konzepte, wie z.B. die Genossenschaft und lösen so unsere Aufgaben als Gemeinschaft von 190.000 Mitgliedern. Zudem müssen wir das uns zur Verfügung stehende Geld gut einsetzen und unsere Werte und DNA aktiver als Marke nutzen.
Wie siehst du die Entwicklung des Profifußballs und wie kann und sollte der FC Schalke darin in Zukunft seinen Platz finden?
Die generelle Entwicklung im Profifußball sehe ich kritisch. Mit Blick auf mehr Spiele und zusätzlichen Wettbewerben scheint es nur darum zu gehen, mehr Geld zu generieren. In vielen Ligen gibt es eine Spreizung zwischen einigen, wenigen Teams, die an der Spitze stehen und einer großen Masse an Clubs, die leistungsmäßig weit davon entfernt sind. Durch die immer stärker gewordene Konzentrierung des Geldes auf wenige Clubs sinkt insgesamt die Attraktivität der Ligen. Die Bundesliga ist ein gutes Beispiel, in anderen europäischen Ländern sieht es ähnlich aus. Um an die großen Geldtöpfe zu gelangen, gehen immer mehr Clubs große Risiken ein. Weiterhin sehe ich, dass sich, gerade bei jungen Fans, ein immer größerer Hype um einzelne Spieler entwickelt, anstatt einer Bindung an „ihren“ Verein. Eine weitere, negative Entwicklung sehe ich beim Abfluss von Geldern aus den Vereinen. Einzelne, übertriebene Gehälter von Spielern, steigende Beraterkosten und Vermittlungsprovisionen schaden der Sportart Fußball.
Wie soll sich unser Verein in diesem Umfeld positionieren? Ich halte wenig davon, anderen nachzueifern und unter unkalkulierbaren Risiken darauf zu hoffen, dass finanzielle Wetten aufgehen. In unserer großen Strategieumfrage in 2022 war eine Frage, was Schalke für Dich als Fan ausmacht. Lebensinhalt, Freundschaft, soziale Kontakte, feste Struktur in meinem Leben und Ausflug aus dem Alltag waren einige Dinge, die von euch genannt wurden. Das Wort Fußball kam zu meiner Verwunderung kaum vor. Das zeigt mir, dass Schalke mehr ist, als nur Erfolg im Fußball. Wir, das sind 60.000 in der Arena oder 15.000 bei Auswärtsspielen. Ich bin davon überzeugt, dass Schalke sich für seine Mitglieder einsetzen, ein offenes Miteinander leben und ein Zentrum des Zusammenseins sein muss.
Hierzu gehört selbstredend, dass wir guten und attraktiven Fußball spielen müssen. Spieler, die sich voll mit unserem Verein identifizieren und entwickeln können, müssen die Basis dafür bilden. Aus meiner Sicht werden dann sportlicher Erfolg und das beschriebene Erlebnis Hand in Hand gehen. Unser Ziel muss die Bundesliga sein, aber nicht auf Biegen und Brechen der Angriff auf die Tabellenspitze. Organisch gewachsen können wir uns Stück für Stück voran arbeiten und uns dabei selbst treu bleiben.
Wie stehst du zu aktuellen Entwicklungen in der DFL, wie z.B. dem geplatzten Anteilsverkauf oder auch der Fernsehgeldverteilung?
Wenn ich mir das Verhalten der DFL und deren Funktionäre in den letzten Monaten und Jahren ansehe, dann stelle ich fest, dass sie sich immer weiter vom eigentlichen Kern des Fußballs entfernen. Über die Motive möchte ich an dieser Stelle nicht urteilen. Der Fußball in Deutschland lebt von seinen Fans, den Emotionen und vollen Stadien. Die Entscheidungen der DFL gehen häufig gegen genau diese Punkte und weiter in die Richtung, die ich bei der vorherigen Frage beschrieben habe. Ein gutes Beispiel ist die gescheiterte Beteiligung von Investoren an den Medienrechten. Ich stimme zu, dass die DFL investieren muss, um sich besser vermarkten zu können. Die Ausgestaltung der einzelnen Säulen in dem Paket sollte allerdings weiter die bestehende Diskrepanz zwischen den Vereinen stärken und somit die Ungleichverteilung zugunsten einzelner Klubs stärken. Wie der gesamte Prozess abgelaufen ist, ist bezeichnend für das Verhalten der DFL. Interessen von den Fans, die den Fußball ausmachen, werden einfach ignoriert. Auch den Clubs geht es zum Teil nicht anders. Einige wenige Clubs wollen in der DFL ohne Rücksicht auf die Interessen anderer Vereine ihre Agenda durchsetzen. Wir als Schalke 04, müssen uns aus meiner Sicht für die Interessen unserer Mitglieder einsetzen. Meine persönliche Haltung ist, dass externe Wagnis- und Eigenkapitalgeber mit Renditeinteressen nicht in den Fußball gehören.
Bei der Fernsehgeldverteilung ist es für mich simpel: Sportlicher Erfolg, Solidarität und der Beitrag zum Erlebnis Fußball müssen bei der Verteilung berücksichtigt werden. Über die genaue Gewichtung kann man unterschiedliche Ansichten haben. Ich bin der Auffassung, dass das Interesse der Fans mit deutlich mehr als den jetzigen drei Prozent gewichtet werden muss. Wer füllt die Stadien? Wer schließt die Fernsehabos ab? Welche Spiele sind ein Spektakel, auf das sich alle freuen? Der Faktor Interesse sollte mindestens 20% betragen.