Glück auf Schalker,

die unnötige Niederlage im letzten Heimspiel, konnte durch einen überzeugenden Sieg in Magdeburg wettgemacht werden. Mit zwölf Punkten aus sechs Spielen, können wir mit dem Saisonstart zufrieden sein. Dennoch ist die Saison noch sehr jung und es kann alles passieren. Daher heißt es tief durchatmen, die aktuelle Situation genießen und von Spiel zu Spiel weiterschauen. Am heutigen Freitagabend treffen wir auf den Erzfeind unserer Freunde aus Nürnberg. Die Spielvereinigung aus Fürth ist mit neun Punkten ebenfalls solide in die Spielzeit gestartet. Es wird also alles andere als ein Selbstläufer. Nach dem schwachen Auftritt der Nordkurve Gelsenkirchen gegen Holstein Kiel, gilt es auch für uns zu zeigen, dass in der Arena nur eine Seite das Sagen hat – Knallgas und Lametta, Leute!

Scheisse Kleeblatt Fürth!

Am vergangenen Montag wurde bekannt gegeben, dass nach einer umfangreichen Analyse des sportlichen Bereichs durch Sportvorstand Frank Baumann, Ben Manga, Direktor für Kaderplanung, Scouting und Knappenschmiede, mit sofortiger Wirkung freigestellt wurde. Manga war seit Mai 2024 für unseren Verein tätig. Auch wenn an der verkorksten Saison 24/25 viele verschiedene Personen Schuld hatten, so ist sein Anteil als Kaderverantwortlicher sicherlich größer als von einigen anderen. Daher ist die Entscheidung in Zukunft ohne Ben Manga zu bestreiten sicherlich verständlich und nachvollziehbar.

FC Schalke 04 e. V. – Kieler Sportvereinigung Holstein von 1900 e.V. 0:1 (0:1)

Vor dem Spiel

Nach der Länderspielpause empfingen wir Zuhause den Bundesliga-Absteiger aus Kiel. Vor der Partie sammelten wir an den Blockeingängen Choreospenden, um die entsprechenden Kassen nach einigen Aktionen wieder aufzufüllen. Danke an alle, die etwas beigesteuert haben, sodass die wahnsinnige Summe von 63.872,95 € zusammengekommen ist.

Nordkurve Gelsenkirchen

Die Anfangsmotivation auf den Rängen musste direkt zu Beginn den ersten Dämpfer durch einen frühen Gegentreffer verkraften. Nichtsdestotrotz versuchten wir, mit einem „Steht auf, wenn ihr Schalker seid“ das restliche Stadion zu animieren. Unsere Mannschaft fing sich und gewann nach und nach mehr Spielanteile. Auch wenn die fußballerischen Höhepunkte weitestgehend ausblieben, erspielte sich unser Team immerhin einige Torchancen, was sich dann auch positiv auf die Stimmung auswirkte. 

Auch im zweiten Durchgang blieben wir auf dem Feld die bestimmende Mannschaft, wenn auch mit Tormöglichkeiten auf beiden Seiten. Der ersehnte Treffer blieb dennoch aus, was schlussendlich eine vermeidbare Niederlage zur Folge hatte. 

Insgesamt erwischte die Nordkurve einen Tag, an dem unabhängig von allen Bemühungen relativ wenig zusammen lief. Trotz breiter Brust nach einem starken Auftritt in Dresden, war von der ersten Minute an zu spüren, dass die Lieder nur halbherzig und ohne Durchschlagskraft über die Lippen gehen. Ob es am Gegner, der Anstoßzeit oder dem frühen Rückstand gelegen hat, lässt sich im Nachgang nicht mehr aufklären. Fest steht jedoch, dass die Nordkurve Gelsenkirchen an diesem Tag ihrer Verantwortung als starker Rückhalt unseres Vereins über weite Strecken des Spiels nicht gerecht geworden ist. 

Es kann nicht unser Anspruch als Kurve sein, nur auf Hochtouren zu laufen, wenn alle Voraussetzungen rund um das Spiel perfekt sind und der Gegner auch noch als Verlierer nach Hause geschickt wird. Wenn es auf dem Rasen läuft, kann jede 0815-Kurve geschlossene und lautstarke Momente erzeugen. In Momenten, in denen es schlecht läuft, das Spiel auf der Kippe ist und der Gegner keiner der großen Traditionsvereine mit riesigen Anhang ist, zeigt sich die wahre Größe einer starken Kurve. 

Gerade die letzten 25 Minuten plus Nachspielzeit hätte ein Ruck durch jeden einzelnen gehen müssen. Stattdessen wirkte es mit Blick auf die drohende Niederlage wie eine Art Schockstarre. Die Pfiffe von einigen wenigen nach Abpfiff zeigten als Krönung des Tages leider relativ deutlich, wie schnell der Bezug zur Realität verloren geht. Hier konnte der Mannschaft nach dem Spiel hoffentlich verdeutlicht werden, dass die Kurve die Lage sehr gut einschätzen und die eigene Leistung selbstkritisch betrachtet wird. Nun heißt es also Mund abwischen und besser machen! Gegen Fürth zeigen, welches enorme Potential in jedem einzelnen und unserer Kurve steckt!

Gegner

Der Auftritt der Gäste aus Kiel war alles in allem in Ordnung. Auch wenn in puncto Lautstärke wenig bei uns ankam, wusste der Schwenker-Einsatz zu gefallen und auch die Mitmachquote war verhältnismäßig anständig. 

Nach dem Spiel

Zurück in unseren Räumlichkeiten, ließen wir den Abend noch gemeinsam mit unserer Sektion SV ausklingen.

 

Freunde

Vor ihrem eigenen Heimspiel besuchte uns eine größere Abordnung aus Enschede. Auch aus Mönchengladbach gab es Unterstützung. Danke für euren Besuch!

1. FC Magdeburg Spielbetriebs GmbH  – FC Schalke 04 e.V. 0:2 (0:1)

Vor dem Spiel

Knapp elf Monate ist es her, dass wir das letzte Auswärtsspiel in Magdeburg besuchen wollten. Damals kam es am Bahnhof Herrenkrug zu einem völlig überzogenen Polizeieinsatz, infolgedessen wir als gesamte aktive Fanszene das Spiel verpassen sollten. Somit waren wir bei diesem Besuch in Sachsen-Anhalt deutlich geschärfter. Man weiß ja nie, was den Staatsdienern plötzlich so einfällt. An der Anreise änderten wir im Vergleich zum letzten Mal nichts – es ging per IC in den Osten der Republik. Das dritte Auswärtsspiel im Osten in Folge. Reicht dann auch erst mal.

In dieser Saison sollte es uns dann vergönnt sein, erfolgreich über den Bahnhof Herrenkrug anzureisen. Somit erreichten wir das Stadion des 1. FCM in dieser Saison pünktlich und ohne nennenswerte Probleme.

Nordkurve Gelsenkirchen

Nachdem alle Fahnen unters Volk gebracht wurden, konnte es auch schon losgehen. Die Schüssel in Magdeburg scheppert schon ganz gut und gab dem Gästeblock so ordentlich Aufwind. Sämtliche Schlachtrufe und Lieder wurden in einer vernünftigen Lautstärke vorgetragen und konnten auch lange gehalten werden. Gerade „Schalke, ich bin für dich geboren“ kann man hervorheben. Dieses wurde die gesamten ersten 15 Minuten lautstark in Richtung Grün geschmettert. Unsere Mannschaft tat es uns gleich und zeigte eine couragierte Leistung. Der Führungstreffer durch Kenan Karaman gab uns nochmal weiteren Rückenwind und wir können von einer sehr guten ersten Halbzeit sprechen. 

Zum Pausenpfiff hatte der Block immer noch nicht genug. Unsere Trommler hatten auf eine Verschnaufpause gehofft, aber Pustekuchen. Der Gästeanhang hatte Bock und supportete die gesamte Halbzeitpause durch. So gab es quasi einen fließenden Übergang in die zweite Hälfte. In dieser brannte auf dem Platz auch nicht viel an und wir hielten die Grundstimmung hoch. Man merkte zwar zur Mitte des zweiten Durchgangs, dass die Lautstärke nachließ und der Gästeblock etwas müde wirkte, dennoch kann man auch hier grundsätzlich zufrieden sein. Der erlösende Elfmeter brachte die richtigen Blau-Weißen endgültig auf die Siegerstraße und zum Ende des Spiels wurde es dann nochmal ordentlich laut. Nach Spielende kam die Mannschaft losgelöst zum Gästeblock gesprintet und holte sich ihren verdienten Applaus ab. Mit zwölf Punkten nach sechs Spielen kann der gemeine Schalker gut zufrieden sein.

Gegner

Auf der Gegenseite zeigte der Block U zum Start der Partie eine Choreo mit dem Motto „Die Power von der Elbe“. Das Rad wurde hier nicht wirklich neu erfunden und irgendwie schien auch nicht alles zu hundert Prozent geklappt zu haben. Dennoch in Summe ein geschlossenes Bild. Während des Spiels waren im Vergleich zum letzten Besuch mehr Fahnen im Einsatz. Ansonsten kann man den Magdeburgern zwei verschiedene Halbzeiten attestieren. In Halbzeit eins war noch ordentlich Geschlossenheit und Lautstärke zu verzeichnen. In Halbzeit zwei wendete sich das Blatt. Es kam kaum noch etwas rüber und auch in Sachen Mitmachquote war nicht mehr viel zu sehen.

Anscheinend musste der Heimanhang den Temperaturen und dem Spielverlauf Tribut zollen. Auch nach dem Spiel gab es nach Pöbeln des Auswärtsblocks keinerlei Reaktion. Erstaunlich passiv das Ganze.

Nach dem Spiel

Nachdem wir unsere Siebensachen zusammengepackt hatten, ging es zu Fuß auf den Weg zurück Richtung Bahnhof. Da wir aber noch Zeit bis zur Abfahrt hatten und der Bahnhof Herrenkrug keine Verpflegungsmöglichkeit bietet, bogen wir auf dem Weg an einer Tankstelle ab. Die Bullen mussten uns wohl oder übel passieren lassen und somit wurde den Tankwarten wohl der Getränkeumsatz des Lebens beschert. Nach erfolgter Stärkung ging es zu gegebener Zeit in die spontan bereitgestellten Shuttlebusse und ab zum Bahnhof.

Wie mittlerweile jeder durch irgendwelche Medien erfahren haben dürfte, erfolgte die Ankunft im Ruhrgebiet dann gut 2,5 Stunden später als geplant. Über den Grund dieser Verspätung überbieten sich die Polizei und die Presse seit Tagen, ohne wirkliche Infos zu haben. Daher belassen wir sie mal weiterhin in ihrer Fantasiewelt.

 

Freunde

Beim Spiel in Magdeburg waren wieder einige Jungs aus Mönchengladbach am Start. Vielen Dank! Zudem unterstützten uns diesmal zahlreiche Mitglieder von Karsud. Merci beaucoup!

Nordkurve Nürnberg

Aktuelle Lage

In Nürnberg ist die Schlechtwetterfront vorerst vorbei. Im Spiel gegen den VfL Bochum konnte das Team von Miro Klose zum ersten Mal in dieser Saison einen Dreier einfahren. Vor dem Spiel kam die Mannschaft nochmal geschlossen vor die Nordkurve. Hier sind offensichtlich die richtigen Worte gefunden und an die Jungs gerichtet worden. Das Last-Minute 2:1 von Neuzugang Grimaldi in Minute 90+2 sorgte in Nürnberg für etwas Befreiung.

Eine Woche zuvor beim KSC musste man abermals eine Niederlage hinnehmen und rutschte zu diesem Zeitpunkt sieglos auf Platz 18 in der Tabelle.

Kommenden Sonntag empfängt der Glubb die Alte Dame aus Berlin. Der nächste Termin ist am Tag der deutschen Einheit auswärts in Düsseldorf, wo UN das Motto “Alle in den Oberrang” ausgerufen hat.

VAK-P Enschede

Aktuelle Lage

Auch im Heimspiel gegen NAC Breda gab es keinen Dreier für die Tukker. In der Nachspielzeit fiel der 2:2 Ausgleich. Im darauffolgenden Spiel bei Sparta Rotterdam gab es dann endlich eine kleine Erlösung für den FCT. Am Ende stand ein 5:1 Auswärtssieg für die Männer in Rot auf der Anzeigetafel. Hoffen wir, dass der Knoten nun endgültig geplatzt ist und die folgenden Auftritte von Twente wieder dem Anspruch gerecht werden. Sieben Punkte aus sechs Spielen ist definitiv nicht das, was man nach den starken Vorsaisons erwartet hatte.

Weiter geht es für unsere Freunde mit zwei Heimspielen. Zuerst gastiert Fortuna Sittard in der Veste und vor der Länderspielpause findet das Heimderby gegen Heracles Almelo statt.

Komiti Skopje

Aktuelle Lage

Die Siegesserie vom FK Vardar hält an. Nach dem Derbysieg gegen Shkupi konnten auch die folgenden Begegnungen gegen Gjorce Petrov, in Gostivar gegen Arsimi und das Heimspiel gegen Rabotnicki gewonnen werden. Die Begegnung gegen Rabotnicki letzten Sonntag war das erste Spiel an einem Wochenendtag, wohlgemerkt am siebten Spieltag. Das nahm Komiti zum Anlass, um eine kleine Choreo in der Heimkurve zu zeigen. Untermalt wurde die große 1987 – das Gründungsjahr von Komiti – durch zahlreiche Fackeln im Unterrang der Kurve. Ein passendes Ambiente für den Flutlichtkick am Sonntagabend, den die Mannschaft mit einem 3:1-Sieg abrundete. 

Neben dem Treiben auf den Rängen, hat die Fanszene außerdem mal wieder eine kleine Aktion zur Verschönerung der Stadt gestartet. Seit wenigen Wochen ist man dabei, die Stromkästen der Stadt mit verschiedenen Motiven aufzuhübschen. Das ambitionierte Ziel von 500 Kästen wurde dabei bereits zur Hälfte geschafft. Bis zum Ende des Jahres sollte das Vorhaben also sehr wahrscheinlich erfolgreich abgeschlossen sein. Und auch damit ist wieder überall erkennbar, welcher Verein der mit Abstand bedeutendste der Stadt und des Landes ist.

 

Curva Sud Siberiano

Aktuelle Lage

15 Punkte aus 5 Spielen – sieht man vom Ausscheiden aus dem Pokal in der ersten Runde ab, legt Salernitana eine ansehnliche Statistik aufs Parkett. Vor allem der von Turin geholte Torwart Antonio Donnarumma konnte durch starke Paraden und einen gehaltenen Elfmeter gegen Sorrento überzeugen.

Wie bereits berichtet, hat sich die Gruppe UMS Anfang der Saison entschieden, in den Oberrang umzuziehen und so galt es, sich stimmungstechnisch neu zu koordinieren. Das ist der Curva Sud beim Heimspiel gegen Sorrento sehr gut gelungen. Die Stimmung konnte über die 90 Minuten mit einer hohen Mitmachquote gehalten werden, Ober- und Unterrang zogen an einem Strang und sangen die Mannschaft nach vorne. Die Gegenseite zeigte ein Spruchband “Il Sorrento in Sorrento”, mit dem sie ihren Protest ausdrücken, dass die Mannschaft die Heimspiele in einem anderen Stadion austragen muss, da das eigene von der Lega im aktuellen Zustand nicht für Serie C zugelassen wurde. Ausdruck verliehen sie ihrem Protest durch das Verzichten auf Schwenker und sonstigen optischen Support.

Das Heimspiel gegen die Zweite von Atalanta Bergamo, das schon Anfang September stattfinden sollte, aber verschoben wurde, haben die Gruppen des Direttivo, wie bereits berichtet, boykottiert. Sie kritisieren, dass zweite Mannschaften nichts in den Ligen zu suchen haben und entschieden sich deshalb, dem Spiel fernzubleiben. Lediglich die Gruppe UMS entschied sich dazu, beim Spiel zu supporten. In den kommenden Spielen gilt es, sportlich an das anzuknüpfen, was die Mannschaft bisher geleistet hat, um weiter am Aufstieg in die Serie B zu arbeiten.

Nuova Guardia darf ab dieser Woche einen ihrer Vorsänger nach fünfjährigem Stadionverbot mit Meldeauflagen wieder in den eigenen Reihen im Stadion begrüßen – Diffidati con noi! Non mollate mai!

Im dritten Teil dieser Serie konnten wir die Erfordia Ultras für ein Interview gewinnen. Mit ihrem Jahresrückblick “Des Wahnsinns fette Beute” haben sie insbesondere über die Coronapause hinweg jede Menge Stammleser in unseren Reihen gefunden. Beim Darmstadt-Heimspiel werden wir wieder ein paar Ausgaben am Stand für euch bereit halten, also schlagt zu, es lohnt sich!

Des Wahnsinns fette Beute

Als Einstieg direkt mal folgendes Szenario: Ihr sitzt auf einer Parkbank in Gelsenkirchen und blättert durch euer Heft. Es läuft eine Schalker Kutte mit Bier in der Hand vorbei. “Ey hömma, wat is’ dat denn?” Wie erklärt ihr ihm kurz euer Fanzine?

Des Wahnsinns fette Beute: Erstmal ein freundliches “Ciao” aus dem momentan sommerlichen Erfurt an die Leserschaft des Blauen Briefs. Wir bedanken uns für die Gelegenheit, ein paar Worte zum Thema “Fanzines” im Allgemeinen und unserer “Des Wahnsinns fette Beute” im Speziellen verlieren zu dürfen. Für Heftemacher wie uns ist das eine große Ehre, da Fanzines zwar Spieltag für Spieltag an den Kurvengänger gebracht werden, aber dann doch eher selten im Fokus stehen. Es ist sicher nicht nur in unserem Interesse, dass Fanzines auch in Zukunft mit Leben gefüllt und auf die Bildfläche gebracht werden. 

Das ist unser persönliches Traumszenario, wenn wir in Gelsenkirchen wären und unsere Hefte lesen würden. Stellt euch mal vor, ein junger sportlicher Schalke-Ultra sieht uns offen mit einem Erfurter Kurvenerzeugnis in eurer Stadt. Im besten Fall lässt er uns mit bösen Blicken gehen, im Ernstfall ruft er seine Kumpels und wir können kostenfrei ein Zimmer in der Residenz namens Sankt-Marien-Hospital in Buer beziehen. 😉 

Eine Kutte aus Gelsenkirchen würde wahrscheinlich ein Bier vom Kiosk mitbringen und sich zumindest aus Anstand mit dem beschäftigen, was die gestörten Ossis da in ihren Händen halten. Jedenfalls spinnen wir das Szenario mal so weiter. 

Wir sitzen im Park, es ist leicht bewölkt ohne Regen. Ein kerniger Mann um die fünfzig kommt im Trikot und Kutte an unserer Bank vorbei, hat einen alten, kultigen Balkenschal um den Hals hängen und ein paar Flaschen Veltins (sorry, der musste sein) in der Hand. Er fragt, was wir eigentlich hier machen und was das für ein Heft ist. Aus Gründen der Offenheit und des Respekts in einer fremden Stadt würden wir mit offenen Karten spielen und erwähnen, dass wir Mitglieder der Erfordia Ultras 1996 sind und unser Gruppenheft konsumieren, weil das Erstellen und Lesen von Fanzines für uns zum Fußball gehört wie Bier, Bratwurst und der Stehplatz in der Kurve. Realistisch gesehen springt er gleich auf das Ossi-Ding an. Er hat gehört, dass “da drüben” alle verrückt sind und einen Drang zum Faustkampf haben. Seine Erfahrungen früher waren sowieso äußerst wild, weil es fast immer Ärger gab. Nun haben wir seine volle Aufmerksamkeit! Nachdem wir ihm in einer angenehmen Diskussion einige seiner Vorurteile nehmen konnten, war es endlich an der Zeit, auf das Heft einzugehen.

Wir, die Erfordia Ultras 1996 als älteste Ultragruppe aus dem Gebiet der ehemaligen DDR, vermitteln unserer Leserschaft in diesem Heft was es wirklich bedeutet Ultra in Erfurt zu sein, fernab von all den oberflächlichen Einflüssen in der Zeit von Instagram, TikTok und so weiter. Im kleinen, ländlichen Bundesland Thüringen, wo die wirtschaftlichen Voraussetzungen ganz andere sind als im metropolartigen, von Industrie geprägten, Ruhrpott oder vielen anderen Regionen Deutschlands kreiert unsere Gruppe im Umfeld dieses herrlich chaotischen Vereins Erlebnisse, von denen wir meinen, dass es sich darüber zu erzählen lohnt. Im positiven wie im negativen Sinne haben wir in all den Jahren viele Extreme mit unserem Verein erlebt. Oberliga, Insolvenz, Ausgliederung – Wiederaufstieg, Derbysieg und viele Jubiläen. Irgendwo in diesem stetigen Auf und Ab haben wir unseren Platz und vermitteln Werte, durch die wir in dieser kranken Welt überhaupt erst existieren können. 

Des Wahnsinns fette Beute steht für den Wahnsinn rund um den FC Rot-Weiß Erfurt, dem wir als EFU96 quasi schutzlos ausgeliefert sind. Es steht aber auch für Erfolge (Beute), die hoffentlich in Zukunft auf dem Platz und den Rängen geholt werden. Sollte das nicht passieren, haben wir zumindest mit unserer Kurvengemeinschaft fette Beute genug, um glücklich zu sein. 

Wenn das Interesse des Kollegen an dieser Stelle noch immer da ist, bekäme er die Ausgabe von uns in die Hand gedrückt und dürfte sich in Ruhe selbst ein Bild machen. Da man als Heftemacher unbedingt möchte, dass jedes einzelne Heft gelesen und am besten auch rezensiert wird, hätte ich mir wahrscheinlich seine Nummer geben lassen und versucht, den Kontakt weiter zu pflegen.

 

Stand heute, wie ist euer Heft in der Fanzinelandschaft einzuordnen? Was ist der inhaltliche Fokus?

Des Wahnsinns fette Beute: Das lässt sich nicht so schnell beantworten, da Fanzines sehr breit gefächert sind und sich auf dem Markt zum Glück aktuell ein unendliches Angebot befindet. Das war ja nicht immer so. Unterscheiden wir zur Einfachheit mal zwischen Fanzines von Ultras und von normalen Fans. 

Mit dem “KickOff” gab es in Erfurt von letzterem ein recht bekanntes, welches leider vor einiger Zeit, nach über dreißig Jahren und 108 Ausgaben, eingestellt wurde. Da wir als führende Gruppe der Steigerwaldkurve zur ersten Sparte gehören, wollen wir diese nochmal genauer betrachten:

Hier gibt es klassische Spieltagshefte, wie unter anderem das Heft, welches ihr gerade in der Hand haltet oder das “Block 3” in Erfurt, das nach dem ersten Standort unserer Gruppe im alten Steigerwaldstadion benannt ist. Es kommt wie bei den meisten Gruppen auch bei uns jedes Heimspiel heraus, um über aktuelle Entwicklungen zu berichten. Die Spieltagshefte sind das Sprachorgan von uns Ultragruppen und aus dem Stadionalltag kaum wegzudenken.

Dann sind da noch Saisonhefte, die manche Gruppen zusätzlich auf den Markt werfen. Im besten Fall geht es hier nochmal richtig in die Tiefe und man kann seltene Einblicke einer Kultur erhaschen, die auf viele Menschen einen unglaublichen Reiz auslöst, aber in sich geschlossen ist. Da diese häufig extern angeboten werden, kann man sie wohl als immer wieder fortgeführte Autobiographie einer Ultragruppe bezeichnen. Möchte man mehr über eine Gruppe erfahren, dann ist ein Saisonheft die beste Anlaufstelle. Genau da sehen wir uns mit der Fetten Beute. Man muss dazu sagen, dass die Beute-Redaktion im Namen von EFU96 arbeitet. Nicht alle Aussagen in einzelnen Texten sind allgemeingültig, denn wir stehen für Meinungspluralismus innerhalb unseres Gefüges. Dennoch steht unsere Gruppe zur Gesamtheit der einzelnen Beiträge und lässt sich am Inhalt dieser messen. Inhaltlich versuchen wir in der Fetten Beute die abgelaufene Saison mit ihren Höhen und Tiefen nochmal in die Köpfe zu holen, um neben einigen Schmunzlern einen Reflexionsprozess auszulösen, der die inhaltliche Aufarbeitung von guten und schlechten Auftritten bei unseren Gruppentreffen ergänzt und nach außen trägt. Im besten Fall können wir eine Vielzahl von Köpfen in- und außerhalb unserer Kurve mitnehmen und für den Weg der Erfordia Ultras 1996 sensibilisieren oder sogar begeistern. Mit der immer wiederkehrenden, wechselnden Anordnung von Spielberichten und Sonderthemen sorgen wir für die nötige Abwechslung. Diese Themen können zum Beispiel die ehemaligen Stasiakten von Fußballfans aus der DDR, eine Auflistung der Freundschaften von uns deutschen Ultras in das Mutterland der Bewegung Italien (in dessen Genuss ihr in Gelsenkirchen ja auch kommt) oder aktuelle Entwicklungen rund um die Kampagne “Verbandsstrafen abschaffen!” sein. Da sind wir sehr breit unterwegs und jeder Leser unserer Zielgruppe wird hoffentlich irgendwo in diesem Heft auf seine Kosten kommen. Bei manchen Gruppen mischt sich Groundhopping mit in die Gruppenhefte, wovon wir in Erfurt nichts halten. Dafür gibt es nochmal eine eigene Sparte, die für so manchen auch interessant sein kann. 

Einzelpersonen aus unserer Szene geben mit dem “Pflasterschisser” ein Heft heraus, welches sich zwar um die eigenen Fußballreisen dreht, aber aufgrund fehlender Masse nicht wirklich als klassisches Hoppingheft bezeichnet werden kann. Die Berichte gehen zumeist sehr in die Tiefe und lassen wahrscheinlich viele (Italien-)Nerd-Herzen höher schlagen.

 

Wie würdet ihr bzw. wen würdet ihr als eure Zielgruppe beschreiben? Wen wollt ihr erreichen und wen erreicht ihr tatsächlich?

Des Wahnsinns fette Beute: Wir wollen alle interessierten Leser aus der Fanlandschaft des FC Rot-Weiß Erfurt erreichen. Vom jungen Ultra über den älteren Kurvengänger bis hin zum interessierten Publikum außerhalb unseres verblendeten Ultrakosmos. Wer es lesen will, wird es bekommen. Allerdings: Wir drehen es keinem auf Biegen und Brechen an. Der Weg zum Verkaufsstand muss während der paar Spiele, an denen verkauft wird, eigenständig erfolgen. So gehen wir sicher, dass auch so gut wie alle Hefte gelesen werden.

Auch Ultras aus anderen Städten, die ernsthaftes Interesse daran haben, tiefer hinter die Fassade unserer Ultraszene zu schauen, sind Teil unserer Zielgruppe. Jeder, der mit einigen Vorurteilen über Ultras in Erfurt aus längst vergangenen Tagen zur Fetten Beute greift, wird danach ein anderes Bild von uns haben. Das garantieren wir! 

Insgesamt erreichen wir zu 99% genau unsere Zielgruppe. Ab und an verirrt sich mal jemand auf dem Vorplatz der Steigerwaldkurve an den Stand, ohne zu wissen, was er genau kauft. Da rutscht halt mal ein Heft zu jemandem durch, der vermutlich nicht viel damit anfangen kann. Passiert und ist ganz normal bei dieser Menge. Am liebsten geben wir es natürlich an interessierte Leute, gerne auch aus anderen Städten, was eigentlich auch immer klappt.

 

Wisst ihr noch, wie und wann die Idee zu eurem Fanzine entstanden ist?

Des Wahnsinns fette Beute: Die Idee schwebte schon ziemlich lange in unseren Köpfen. Einen genauen Zeitpunkt der Ursprungsidee können wir nicht konkret nennen. Die Intention war jedoch ganz klar. Wir kannten bereits andere gute Hefte aus ganz Deutschland, wie zum Beispiel das Tagebuch der Alten Dame (Hertha), das Credo (Bielefeld) oder früher das YaBasta! aus Nürnberg (RIP) und wollten diese Sparte auch bedienen.

Wichtig war uns immer, dass wir nicht einfach einen Abklatsch anderer Hefte liefern. 

Inhaltlich und strukturell war unser Credo immer – Die ganze Sache neu denken, beleben und weiterentwickeln, sodass irgendwann mal gerne zu unserem Heft gegriffen wird, auch extern. Was uns daran hinderte war immer wieder die zu geringe Anzahl an Leuten, die wirklich Bock darauf hatten, in die Tasten zu hauen. Wir wussten, dass die Qualität des Block 3 leiden würde, wenn wir Leute für die Fette Beute abziehen würden. Trotzdem wollten wir eine neue Herausforderung.

Ein Impuls unserer verrückten Berliner, auch weil die Jungs zu dieser Zeit durch den Umzug eines Redakteurs um ein Mitglied reicher wurden, führte zur Umsetzung der Idee. Das erste Saisonheft von EFU96 war geboren – Des Wahnsinns fette Beute!

 

Könnt ihr uns einen groben Abriss über die Entwicklung eures Heftes geben? Wie haben sich Inhalt, Umfang und der Druck über die Jahre gewandelt?

Des Wahnsinns fette Beute: Aller Anfang war schwer, da sich ein Redakteur tatsächlich bei der Erstellung der ersten Ausgabe bereits aus der Organisation herausgezogen hat. Dieser smarte Move bedeutete natürlich mehr Arbeit für den Rest, sodass wir aus verschiedenen anderen Gründen eigentlich schon von Anfang an viel zu spät erschienen sind und ein Jahr Rückstand irgendwie zum guten Ton bei “Des Wahnsinns fette Beute” gehört. Der Name ist also Programm. 😉 Mit der Zeit pendelte es sich ein, sodass die Ausgaben zwei und drei relativ reibungslos über die Bühne gingen. Die Auflage war anfangs bei 500 Stück, soweit ich das als damaliger Außenstehender wiedergeben kann. Es wurden bei den nächsten Ausgaben aber einige Hefte nachgedruckt, sodass 700-800 Hefte bei der zwei bis vier zum Standard wurden. Bei der fünf konnten wir, auch aufgrund der guten Vorausgabe, erstmals auf 1.000 Stück gehen, was uns immer noch extrem stolz macht. 

Von der Seitenzahl her ging es stetig bergauf, sodass die 172 vom ersten Mal bisher immer getoppt werden konnten. Die Doppelausgabe hatte logischerweise mit 308 die meisten Seiten. Aktuell liegen wir mit 178 Seiten wieder auf Normalniveau. 

Zu unserem Stil gehören zweifelsohne die Cover mit tiefgründigen Botschaften. Die erste Ausgabe beispielsweise fiel in unsere Abstiegssaison samt heftiger Nebengeräusche, sodass unser Mob das Rot-Weiß-Logo symbolisch auffing, nachdem es von der Klippe gestürzt war. Selbiger Mob zog es in Ausgabe zwei mühselig den Berg wieder nach oben. Nachdem ein Schmied es in der Werkstatt bei Ausgabe vier reparierte, zogen wir es in der aktuellen Ausgabe am Dach hinter der Steigerwaldkurve hoch, da an Ort und Stelle tatsächlich unser Vereinswappen angebracht wurde. Das passt zum vorsichtigen Aufschwung der vergangenen Jahre. Bis auf ein kleines Abenteuer bei der dritten Ausgabe sind wir diesem Stil immer treu geblieben. 

Das Heft erscheint seit Beginn im A5-Format und komplett schwarz-weiß. Ob das in Zukunft so bleibt, ist weiterhin ein Diskussionsthema innerhalb der Redaktion, wo sich die Vorstellungen durchaus unterscheiden. 

 

Hattet ihr eine gewisse Fluktuation im Personal? Stand das Heft sogar mal vor dem Aus?

Des Wahnsinns fette Beute: Zu Beginn waren vier, fünf Leute mit der Planung, Verteilung und Koordination der Aufgaben beschäftigt. Sprich die ganze redaktionelle Arbeit wie Ideen entwickeln, Bereitschaft abfragen, Texte eintreiben und so weiter. Dazu kam noch ein Layouter, der eine absolute Bank war und sich hauptamtlich um die gesamte Zusammenstellung gekümmert hat. Das hat sich sehr gut eingespielt, wobei wir wussten, dass bei zwei wichtigen Mitstreitern die Familienplanung näher rückte und dadurch perspektivisch Lücken entstehen werden. 

Als es während dieses langsam angedeuteten Prozesses zu einem Bruch in der Erfurter Fanszene kam, verschob sich der Fokus, da im Alltagsgeschäft der Gruppe an mehreren anderen Stellen der Baum brannte. Das ging auch personaltechnisch nicht spurlos an der Redaktion vorbei. Eine weitere wichtige Person hat die Redaktion mit seinen Ideen verlassen, sodass das Heft erstmal komplett brach lag. Der Layouter weg, der Haupt-Kreativkopf weg und schon standen wir vor der Zukunftsfrage. Zu Beginn der vierten Ausgabe entfernte sich also mehr als die Hälfte der Redaktion, darunter wichtiges Stammpersonal. Eine Fortführung des Heftes war zu diesem Zeitpunkt sehr unwahrscheinlich. Die Einstellung der Fetten Beute hat sich schleichend ergeben, sodass niemand in unserer Gruppe mehr mit einer weiteren Ausgabe gerechnet hat. 

Auch wenn es blöd klingt, aber COVID-19 hat die Fette Beute gerettet. Als das ganze Land stillstand und wir höchstens alle paar Monate mal beim Fußball waren, legte meine Wenigkeit die Priorität intensiv auf die Erstellung von Fanzines, sodass ich als damaliger Block 3-Redakteur problemlos auch am Saisonheft arbeiten konnte und schnell Führungsverantwortung bekam. Ein paar Jahre lang vorbereitete Artikel lagen noch im Postfach und generell hatte jeder durch die Zwangspause vom Fußball mehr Zeit zum Schreiben. Eine richtig gute Doppelausgabe war das Ergebnis dieser Zeit, da die alten Hasen inhaltlich richtig geile Artikel beisteuern konnten. Das Projekt lebte wieder! Die aktuelle Ausgabe Nummer fünf kann da nicht im Ansatz mithalten, so ehrlich müssen wir sein. Die ganzen Probleme bei so massiven Änderungen in der Redaktion kamen bei der Erstellung dieser Ausgabe erst zu Tage. Weniger Leute schreiben Texte, Prozesse sind nicht eingespielt, das Layout dauert länger und generell ging der inhaltliche Input aus der Gruppe nach unten. Solche Phasen gibt es. Trotzdem blicken wir positiv nach vorne in Richtung Ausgabe sechs! Der Output der letzten Jahre aus unserem Hause war intensiv und unter dem Strich machen es immer dieselben Leute. Den ganzen Problemen zum Trotz machen wir weiter und werden uns vom Inhalt und Umfang an den guten Ausgaben vor Corona orientieren. Wir sind froh, dass die Beute lebt!

 

Die Welt wird immer schnelllebiger und Infos landen fast in Echtzeit auf den Handys der Konsumenten. Welche Lücke können hier Fanzines noch schließen?

Des Wahnsinns fette Beute: Eine ganz, ganz große Lücke! Rechnet man mal die Fanzines weg, dann gibt es so ziemlich gar keine Alternative zum schnelllebigen, oberflächlichen Informationsfluss der sozialen Medien. Heute sehen Jungsche ein kurzes Video im Internet und bewerten es in Sekunden für sich selbst. Der Austausch über die angesehenen Aktionen kommt häufig viel zu kurz oder endet in einem “ja, voll krass gewesen”. Hintergrundwissen oder zumindest Interesse daran, sich mit der Situation der jeweiligen Szene auseinanderzusetzen, ist quasi Fehlanzeige. Es gibt keinen Austausch, sondern nur eine endlose Aneinanderreihung von Mobs, Pyroaktionen und großen Choreos ohne Kontext. 

Fanzines bieten Infos aus erster Hand, Hintergründe zu Aktionen und Entscheidungen, Einblicke mit maximaler Tiefe und ein greifbares Stück Papier in der Hand, in dem man sich in ein paar Jahren immer noch verlieren kann, wenn man beim Suchen einer simplen Information plötzlich zwei Stunden durch sämtliche alte Hefte blättert. Es ist und bleibt eine Herzensangelegenheit! Fanzines sind der Anker im höher-schneller-weiter-Kosmos dieser Welt. 

Keine Gruppe wird die gesellschaftliche Entwicklung aufhalten können. Aber sie kann durchaus bodenständige Werte vermitteln und somit zumindest einige Leute aus den eigenen Reihen in die Spur bringen. Es gibt natürlich in allen Gruppen und Kurven Charaktere, die sich wenig für Hefte begeistern können und eine Existenz dieser für maximal zweitrangig erachten. Eine starke Szene hat aber immer genug Leute, die sich um ein aufgeklärtes Umfeld frei von all den Auswüchsen der modernen Gesellschaft bemühen. Die Fanzines sind nicht alles, was man dafür benötigt, aber sie nehmen einen wichtigen Platz ein, den es mit Leben zu füllen gilt! 

Junge Ultras werden nie begreifen, warum Infos aus erster Hand wichtig sind, wenn es ihnen niemand beibringt. Umgang formt den Menschen sagt man so schön. Genau das trifft auch hier zu. 

Deshalb: Bleibt am Ball und überlasst nicht den sozialen Medien die Wertevermittlung in Sachen Ultra. Denn eine Subkultur wird nur weiter so florieren, wenn sie fit im Kopf ist und radikal bleibt. Ansonsten sind wir bald im Mainstream angekommen.

 

Zu guter Letzt würden wir dann natürlich noch gern wissen, wo euer Heft erhältlich ist.

Unser Heft kann man per E-Mail bestellen. Die Adresse lautet: [email protected] 

Alte Ausgaben sind leider nur noch in geringen Mengen erhältlich, teilweise sind sie auch schon ausverkauft. Wer Interesse an der sechsten Ausgabe von “Des Wahnsinns fette Beute” hat, sollte regelmäßig auf der EFU-Homepage nach einem Update schauen. Damit ist jetzt auch offiziell raus, dass es eine Nummer 6 geben wird. Ein großer Leak also hier im Blauen Brief. 😉

Ihr Schalker seid immer vorne mit dabei, was Großbestellungen angeht. Das freut uns sehr! Wir hoffen natürlich, dass das so bleibt und vielleicht sogar noch ausgebaut werden kann. 

Danke vielmals für die Möglichkeit hier einige Worte über unser Schaffen verlieren zu dürfen. Das Format ist absolut unterstützenswert, denn am Ende profitieren alle Beteiligten, wenn Fanzines im Fokus stehen und bekannter werden. Bleibt am Ball und haut fleißig weiter in die Tasten. Eure Ultrawelt hier in Gelsenkirchen braucht euch, liebe Blauer Brief-Redakteure! 

Die DWfB-Redaktion für die Erfordia Ultras 1996 im August 2025

Vielen Dank fürs Interview!

Seit langer Zeit haben wir mal wieder einen Hoppingbericht im Blauen Brief. Wer allgemein mehr über die Fanszenen auf Zypern erfahren möchte, dem sei die neue Ausgabe des Blickfang Ultra ans Herz gelegt, in dem über mehrere Seiten über die Mittelmeerinsel berichtet wird.

Europapokal auf Zypern

Wir schreiben Anfang August, die Blauen sind furios gegen die Hertha gestartet und ich befinde mich in meiner letzten Arbeitswoche vor Resturlaub und Studium, als die lockere Anfrage eines Mitstreiters kam, ob noch Budget vorhanden wäre ein bis zwei Spiele in der Europapokal-Qualifikation zu machen. Schnell kristallisierte sich Zypern als mögliches Reiseziel heraus. Weil ich leider aufgrund meiner damaligen finanziellen Situation den letzten Auftritt der Blauen dort nicht miterleben durfte, wurden fix die Flüge gebucht und so startete ich am Montagabend Richtung Köln, um dort am frühen Dienstagmorgen den Flieger Richtung Paphos zu besteigen. Nach der Landung wurde erstmal in die kurze Sporthose gewechselt und der etwas in die Jahre gekommene Bus in Richtung Limassol bestiegen. Für zehn Euro war das eine nette Inseltour durch die typisch südeuropäische Landschaft. In Limassol angekommen, ging es schnurstracks zum Strand, um ein kühles Blondes vom Hahn zu genießen. Anschließend wurde ein Restaurant rausgesucht und ein Mixed Grill in den leeren Magen geschaufelt. So waren alle körperlichen Funktionen wieder im Normalzustand, was für die kommende Odyssee auch bitter nötig war.

 

Pafos FC – Roter Stern Belgrad 1:1

Das Alphamega Stadium/Limassol Arena liegt ca. zehn Kilometer vom Stadtkern entfernt und ist nur bedingt mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen. Auf dem Hinweg gelang dies noch ganz gut. So konnte man mit der Linie 27 zumindest in fußläufige Nähe des Stadions gelangen. An der Bushaltestelle habe ich dann auch zwei hilflose Serben angetroffen, die mir von nun an bis zum Stadion Gesellschaft leisteten. Vater und Sohn kommen aus Bosnien, gehören dort zur serbischen Minderheit und befinden sich schon die ganze Woche auf Zypern. Beide hatten Karten im Gästeblock und ich versuchte herauszufinden, wie viele Serben es wohl heute nach Zypern geschafft haben.

Die angekündigten 2.000 waren es am Ende nicht, aber zum Anstoß war der Gästeblock circa zur Hälfte gefüllt. Auch eine Trommel und ein Megafon waren da, also wurde ich nicht völlig enttäuscht. Im ganzen Rund waren aber auch vereinzelte Grüppchen Exil-Serben anzutreffen. Die Ordner waren bis zum Anstoß damit beschäftigt, allen Auswärtigen Pafos FC Shirts überzuziehen, damit keine serbischen Farben außerhalb des Gästeblocks zu sehen sind. Komisches Bild, wenn drei erwachsene Männer auf 12-Jährige zeigen und ihnen dann mehr oder weniger unfreiwillig ein Shirt anziehen. Zum Anstoß bewegte ich mich auf Höhe der Mittellinie und begutachtete das passable Einklatschen des Heimpublikums. Die Lautstärke war schon top und mehr als ich erwartet hätte. Sogar eine kleine Choreo gab es zum Einlaufen, welche zwar schlicht mit Pappen gehalten war, aber besser als gar nichts serviert zu bekommen. Der serbische Mob legte ebenfalls gut los und war in den kommenden Minuten tonangebend. Man merkt, dass hier doch schon die ein oder andere Europapokalschlacht geschlagen wurde. Die Heimkurve zeigte ebenfalls gute Bewegung, leider fehlte es jedoch an Lautstärke und es gelang ihr nicht, das Stadion noch einmal komplett mitzunehmen. Die Nervosität und Anspannung waren sichtlich groß, schließlich wäre es die erste Champions-League-Teilnahme für die Zyprioten gewesen. Nach dem 2:1 für Pafos im Hinspiel ist diese sogar in greifbare Nähe gerückt und hatte nach einem 0:0 zur Halbzeit weiterhin Bestand.

Im zweiten Durchgang setzte sich Roter Stern hingegen in der Hälfte der Gastgeber fest. Diese beschränkten sich aufs Kontern und hatten auch die Chance den Deckel drauf zu machen. So kam es, wie es kommen musste: Roter Stern machte das 1:0, ein abgefälschtes Ding aus der zweiten Reihe, aber das war den Serben egal. Mit der Einwechslung von Marko Arnautovic setzten die Gäste alles daran, die Nummer in 90 Minuten über die Bühne zu bringen. Die Zyprioten wirkten etwas gelähmt und versuchten mit allen Mitteln, auch mit den Balljungen am Rand, auf Zeit zu spielen. In den letzten zehn Minuten konnten sie sich nochmal etwas befreien und hatten zwei gute Chancen, wovon eine, nach einem Freistoß aus dem Halbfeld, in ein Traumtor zum Ausgleich mündete. Der Torjubel war ausgelassen. Im Anschluss betrieben die Zyprioten massives Zeitspiel, weswegen der ein oder andere Serbe mal ordentlich zulangte und es zu einer Rudelbildung kam. Einige Betreuer unterstützten dabei die pöbelnden Serben auf der Tribüne und kletterten kurzerhand auf den Rang und mischten munter mit im kleinen Handgemenge. Als sich die Situation wieder beruhigt hatte, führten die Ordner drei serbische Betreuer ab. So ging der Spaß im Kabineneingang von vorne los und die gesamte Bank stieg mit ein. Genützt hat es alles nichts, Pafos brachte das 1:1 über die Zeit und spielt also diese Saison Champions League. Sicherlich ist dies kritisch zu betrachten, da bei dem Verein die Total Sports Investments Group mit Roman Dubov an der Spitze eingestiegen ist und dem eher kleineren Klub ein großes Budget zur Verfügung stellt, welches auch in der erstmaligen Meisterschaft 2025 mündete. 

Die „Siegesparty“ übersprang ich aber, schließlich musste ich noch die zehn Kilometer zurück und wollte eins der ersten Taxis bekommen. Taxis und Bolt stellten sich aber als nicht existent heraus und so wurden zwei Opas angequatscht, die mich dann an einem Supermarkt absetzten, wo man versuchte, mir ein Taxi zu organisieren. Die Taxizentrale ließ sich aber mehr als 50 Minuten Zeit und so stand ich ’ne Stunde nach Abpfiff an irgendeinem 24 Stunden Supermarkt zehn Kilometer weg vom Hostel. Das Gute: Es war ordentlich Betrieb und so fing ich an, die vertrauenswürdigen Passanten zu fragen, wo sie denn hinfahren. Einer ließ sich, Gott sei Dank, überreden und fuhr mich für zehn Euro zum Hostel. So erreichte ich das Bett um 1:30 Uhr in der Früh. Fazit zu Limassol: Die Stadt ist echt abgefuckt und hat nicht viel zu bieten. Außer am Strand, der sich sehen lassen kann, stinkt es überall nach Urin und Scheiße, das Hostel war eine 3/10 aber das Spiel war top. 

 

AEK Larnaka – SK Brann Bergen 0:4 

Gegen 13:00 Uhr ging die Schrottbustour auf Zypern dann weiter und nach einer weiteren Stunde kam ich in Larnaka an. Im Hotel wurde dann die Reisegruppe komplettiert und es ging an die Strandpromenade in einen Pub mit Außenbereich, wo ein bis zwei Bierchen bei schönstem Wetter genossen wurden. 

Gegen 18:00 Uhr ging es Richtung AEK-Arena, welche direkt neben dem alten GSZ Stadion liegt. Beide Grounds können sich definitiv sehen lassen. Das GSZ wird aktuell ebenfalls noch von ASIL Lysi, einem aktuellen Zweitligisten, bespielt. Eine kurze Stippvisite im Fanshop, um das Sammlerherz zu befriedigen, war ebenfalls noch drin und anschließend wurden die Plätze auf der Haupttribüne eingenommen. AEK Larnaka hatte das Hinspiel in Norwegen bei Brann Bergen mit 2:1 verloren und stand somit unter Zugzwang. Die Heimseite nahm dies zum Anlass, eine Choreo vorzubereiten. Diese bestand aus einem Hochziehelement, welches eine Blockfahne mit dem Tod?! zeigte und mit dem Spruchband „The Nightmare Returns To Europe“ abgerundet wurde. In der Kurve dahinter wurde ein Streifenmuster aus Papptafeln hochgehalten. „Nightmare“ war dann das anschließende Spiel für die Heimseite in Unterzahl und mit 0:4 wurde der Traum von der Europa-League eher zu einem Albtraum. AEK war folglich nicht in der Lage, stimmungstechnisch große Bäume auszureißen. Ein Unterschied zum Pafos FC ist allerdings, dass das Publikum deutlich fußballaffiner ist und man nicht bei jedem Ball in der Nähe des Sechzehners anfängt laut und nervös zu werden. Die Kurve legte trotz des Spiels einen soliden Auftritt hin und konnte in der ersten Halbzeit das übrige Publikum noch ein- bis zweimal mitnehmen. Die circa 100 Gäste aus Norwegen hatten einen großen Schwenker im Gepäck und einige Zaunfahnen. Deutlich mehr als ich erwartet hatte, aber lautstärketechnisch konnte man sie nur bei den Toren vernehmen. Dies lag aber sicherlich auch an unserer Entfernung zum Gästeblock. Trotzdem war ordentlich Bewegung drin und die Norweger hatten einen schönen Tag.

Dies sollte sich im Anschluss auch bestätigen, als wir nach dem Spiel eine Sportsbar aufsuchten, wo nach kurzer Zeit zwei Reisebusse mit gut gelaunten Norwegern auftauchten. Der Abend wurde dann bei weiteren Bieren und Fußball im TV gut verlebt. Die Norweger genossen die zypriotische Preispolitik allerdings auch etwas zu sehr, der ein oder andere war doch sichtlich angeschlagen und der Gleichgewichtssinn wirkte eher eingeschränkt. Um kurz nach eins war dann aber auch Schluss mit Bier aus dem Zapfhahn und das Hotelbett rief. Am nächsten Morgen ging es nach einem ausgiebigen Frühstück mit dem nächsten fragwürdigen Bus Richtung Nikosia weiter. Kurzfazit zu Larnaka: Spiel und Stimmung waren okay, sicherlich vom Ergebnis getrübt. Die Stadt, das Hotel und die Strandpromenade wussten sehr zu überzeugen und ich kann eine Empfehlung aussprechen. Zu gerne würde ich die Schalker dort noch einmal im Europapokal erleben.

 

AC Omonia- Wolfsberger AC 5:4 n.E.

In Nikosia angekommen, im nächsten Hotel eingecheckt und erstmal die Stadt erkundet. Besonderheit hier, die zypriotische Hauptstadt ist seit 1983 wie Berlin zu DDR-Zeiten geteilt. Es gibt den südlichen Teil, der zur Republik Zypern gehört. Dieser ist eher griechisch geprägt und reiht sich in das klassische Bild einer europäischen Großstadt ein. Dann gibt es den nördlichen Teil, der zur Türkischen Republik Nordzypern gehört. Dieser Staat entstand nach der Besetzung des nördlichen Teils der Insel durch die türkische Armee im Jahre 1974 und ist eher, wie der Name schon vermuten lässt, türkisch geprägt. Beide Staaten trennt in Nikosia eine Art Pufferzone (Green Line), die unter der Verwaltung der United Nations Peacekeeping Force in Cyprus steht (UNFICYP). Entlang der Grenze sind deutlich die Spuren des Konfliktes zu sehen. So gibt es zahlreiche verbarrikadierte Gebäude und Schießstände, die im und am Grenzstreifen liegen. 

Erwähnenswert ist noch, dass die Türkische Republik Nordzypern international nur von der Türkei als Staat anerkannt ist. Seit 2003 ist es möglich, als Fußgänger die Grenze zwischen den Staaten zu überqueren. Wir nutzten dies direkt und erkundeten den türkischen Teil samt Bazar und weiteren Sehenswürdigkeiten. Auch eine Mahlzeit durfte natürlich nicht fehlen. Wer selber mal vor Ort ist, sollte definitiv auch den türkischen Teil besuchen! Ein weiteres Highlight ist auch der Kunstrasen, der neben einem UN-Wachturm in der Green Line liegt und augenscheinlich auch noch zeitweise bespielt wird.

Wieder im Südteil der Stadt angekommen, versuchten wir unser Glück im Fanshop des Fanvereins Omonia 29M, welcher leider bei all unseren drei Besuchen geschlossen hatte. Der Verein ist am 29. Mai 2018 von den Gate 9 Ultras von Omonia als Reaktion auf den Einstieg eines Investors gegründet worden. Besagte Ultras besuchen nur noch Ihren Verein Omonia29M und keine Spiele des AC Omonia mehr. Wer sich hier weitere Infos holen möchte, dem sei die neue Ausgabe des Blickfang Ultra mit dem Interview der Gate 9 Ultras ans Herz gelegt. In dieser Ausgabe findet man auch allerhand nützliche Informationen zum gesamten Länderpunkt Zypern. Im Anschluss suchten wir einen Pub in der Nähe der Buslinie auf, welche uns im Anschluss zum Stadion bringen sollte. Der Wirt blieb uns positiv in Erinnerung und wir sagten zu, nach dem Spiel nochmal vorbei zu schauen.

Zunächst stand aber der letzte Kick auf dem Plan, AC Omonia (Also der AC Omonia, den die Ultras verließen) gegen den Wolfsberger AC. Angesetzt war die Partie im GSP Stadium, dem größten Stadion Zyperns. Es beheimatet die beiden Platzhirsche Omonia und APOEL sowie den weiteren Erstligisten Olympiakos und die Nationalelf. Dem europapokalerfahrenen Schalker wird es sicherlich bekannt vorkommen, so haben wir dort bei allen drei Begegnungen auf Zypern gespielt. Im Stadion angekommen nahmen wir auf der Gegengerade Platz, mit Nähe zum Gästeblock, welcher erwartungsgemäß spärlich besucht war. Die Heimkurve war gut gefüllt und startete mit einer Papptafelchoreo ins Spiel. Spielerisch drückte Omonia aufs 1:0 und auf den Rängen war auch richtig Feuer drin. Die erste Halbzeit war stimmungstechnisch das Beste, was wir auf der Tour geboten bekommen haben und mündete in einem ausgelassenen Torjubel nach 40 Minuten zum 1:0. Allerdings so stark die erste Halbzeit auch war, so stark wurde im Verlauf der zweiten Halbzeit abgebaut und Spiel und Stimmung glichen eher einem lauen Sonntagnachmittagskick. So kam es, wie es kommen musste: Die Entscheidung fiel im Elfmeterschießen. Omonia konnte es mit 5:4 für sich entscheiden und darf somit diese Saison in der Conference League antreten. Nach der Partie wurde auf den Rängen ausgiebig gefeiert. Anschließend machten wir uns auf zum Wirt unseres Vertrauens, wo wir den Rest des Abends verbrachten. 

Am Freitag erkundeten wir noch ein wenig die Grenze, ehe es auch schon auf Wiedersehen Zypern hieß. Fazit zu Nikosia: Die Stadt hat aufgrund der Teilung und der Geschichte einiges zu bieten. Das AC Omonia Spiel war ebenfalls gut, wenn ich aber noch die Chance hätte, würde ich gerne Omonia29M einen Besuch abstatten und mir ein Bild vom aktuellen Zweitligisten machen. Alles in allem kann ich Zypern jedem ans Herz legen und es ist definitiv eine Reise wert, vielleicht ja auch mal für ein Testspiel der Blauen.

Sankt Pauli: Ultra‘ Sankt Pauli kündigte für das Heimspiel gegen den FC Augsburg im Hinblick auf den bundesweiten „Tag der wohnungslosen Menschen“ eine große Spendensammlung an. Unter dem Motto „Politik in die Pflicht nehmen – Wohnungsnot beenden“ soll auf die dramatische Lage aufmerksam gemacht werden. In Deutschland sind derzeit über 600.000 Menschen ohne eigene Wohnung. Gemeinsam mit ehrenamtlichen Initiativen wie Hanseatic Help e.V. und DeinTopf e.V. werden Sachspenden gesammelt sowie Geldspenden für den Duschbus GoBanyo.

Jena: Die Südkurve Jena ruft vor dem Heimspiel gegen den Chemnitzer FC zu einer Demonstration in der Jenaer Innenstadt auf. Hintergrund sind massive Repressionen durch die Stadtverwaltung, Polizei und Politik. In der Vergangenheit kämpfte die Jenaer Fanszene unter anderem mit zahlreichen Hausverboten nach dem Spiel gegen Chemie Leipzig. Unter dem Motto „Auf die Straße – Für die Freiheit – Gegen Polizeistaat & -Stadt!“ will die aktive Szene ein Zeichen gegen zunehmende Einschränkungen, Verdrängung und den Abbau von Freiräumen setzen. Sie kritisieren, dass Fans, Jugendliche, alternative Gruppen und Initiativen systematisch unter Druck geraten.

Braunschweig: Beim kommenden Niedersachsenderby zwischen Eintracht Braunschweig und Hannover 96 entfacht der Streit um das Sicherheitskonzept erneut. In der vergangenen Saison kam es bereits zu Teilausschlüssen von Gästefans. Nun forderte die Polizei Braunschweig die Gästefans von Hannover nur mit streng personalisierten Tickets ins Stadion zu lassen. Dies lehnt Eintracht Braunschweig jedoch ab, da ein solcher Prozess nach eigenen Berechnungen mehrere Stunden dauern und dadurch gefährliche Drucksituationen entstehen könnten. Zudem verweist der Verein auf datenschutzrechtliche Bedenken und schlägt stattdessen eine rechtlich unbedenkliche Käuferpersonalisierung vor.

Aue: In mehreren Orten des Erzgebirges und Umgebung kam es zu einer großangelegten Razzia. Hintergrund war ein B-Junioren-Spiel in Grünhain-Beierfeld im Juni, bei dem es zu gewaltsamen Auseinandersetzungen kam. Eine extra für die Vorkommnisse gegründete Sonderermittlungsgruppe „Brigade“ ermittelte mithilfe von Videomaterial und Beobachtungen bei weiteren Spielen. Die Staatsmacht durchsuchte über 40 Wohnungen in Aue und Umland. Dabei waren über 250 Polizisten im Einsatz und beschlagnahmten Handys, Kleidung, Spraydosen und Pyrotechnik.

Hamburg: Der Hamburger SV hat eine Partnerschaft mit dem Sportwettenanbieter BET365 angekündigt, was innerhalb der Fanszene auf deutliche Kritik stößt. Der HSV Supporters Club veröffentlichte eine Stellungnahme, in der die Kooperation scharf verurteilt wurde. Der Supporters Club sieht die Partnerschaft als problematisch, weil sie insbesondere junge HSV-Anhänger gefährdet und dem Vereinsleitbild widerspricht, das Gemeinschaft, Vorbildfunktion und gesellschaftliche Verantwortung betont, da Sportwetten als hochriskantes Produkt mit erheblichem Suchtpotenzial gelten. Der Supporters Club kritisiert die Aussagen des Vereins zu „Spielerschutz“ und „verantwortungsbewusstem Glücksspiel“ als zynisch, da diese nicht durch unabhängige Präventionsmaßnahmen oder Kooperationen mit Suchthilfeorganisationen abgesichert seien. Der Supporters Club fordert, dass der HSV seine gesellschaftliche Verantwortung wahrnimmt, die Normalisierung von Sportwetten im Vereinsumfeld stoppt und auf kurzfristige Profite zugunsten der Faninteressen verzichtet.