Glückauf Schalker,

kaum hat man die letzte Saison verdaut, steht die nächste Spielzeit vor der Tür. In der Sommerpause war unser Verein auf dem Transfermarkt nicht untätig. Insgesamt elf Spieler haben unseren Verein verlassen. Schmerzliche Abgänge sind hierbei sicherlich Assan Ouedraogo, Keke Topp und Torwart Marius Müller. Die insgesamt erzielte Ablösesumme von 13,5 Millionen Euro können wir gut gebrauchen. Namhafte Zugänge sind wie erwartet nicht zu verzeichnen, aber von den 21 Neuen sind sechs Spieler aus dem Jugendbereich hochgezogen worden. Schön zu sehen, dass man dem eigenen Nachwuchs, wenn auch notgedrungen, die Chance gibt, sich zu beweisen. Nun heißt es Daumen drücken und hoffen, dass die Jungs dem Druck gewachsen sind und der ein oder andere sich im Profibereich durchsetzen kann.

Die Saisonvorbereitung und insbesondere die Testspiele liefen recht ordentlich und die Mannschaft scheint zusammen zu wachsen. Ein großer Negativpunkt ist allerdings, dass dabei gleich zwei Testspiele ohne Zuschauer ausgetragen wurden. Ein Trend, der sich immer weiter fortzusetzen scheint und den es in hohem Maße zu kritisieren gilt. Wir verweisen dabei noch einmal gerne auf den Gedankenaustausch der Osnabrück-Ausgabe der letzten Saison. Auch der Leeds Spielbericht dieses Blauen Briefes nimmt das Thema nochmal auf, einschließlich des abzulehnenden Engagements des österreichischen Brauseherstellers bei Leeds United.

Auch außerhalb des Spielerkaders hat sich das Personalkarussell in den letzten Monaten weiter gedreht. Unmittelbar nach dem letzten Spieltag erreichte uns alle die doch überraschende Nachricht, dass Mike Büskens nicht länger zum Staff gehören wird. Buyo hat mit diesem Verein wohl sämtliche Höhen und Tiefen erlebt. Vom Gewinn des UEFA-Cups bis zum bitteren Abstieg 2021. Im Gegensatz zu vielen anderen Verantwortlichen ist er am Berger Feld geblieben und hat maßgeblich zum direkten Wiederaufstieg beigetragen. Uns ist bewusst, dass der Verein grundsaniert werden muss und dabei auch Urgesteine auf der Strecke bleiben (müssen). Aber jemanden, der für diesen Verein so viel geleistet hat wie Mike, beim Frühstück nebenbei mitzuteilen, dass er raus ist, ist dann nicht die Art und Weise, die wir erwarten. Wenn man anschließend sieht, dass seine Position mit jemandem besetzt wird, der sich auf Schalke in der Vergangenheit nicht gerade mit Ruhm bekleckert hat, dann wirft das Ganze schon viele Fragezeichen auf.

Der erste Spieltag beschert uns ein Heimspiel gegen Eintracht Braunschweig. Auf dem Papier sicherlich eine machbare Aufgabe, wenn nicht gar ein Pflichtsieg zum Saisonauftakt erwartet werden kann. Aber die Wahrheit liegt bekanntlich auf dem Platz und um etwa 22:30 Uhr sind wir alle ein Stück schlauer. Wenn wir uns in vier Wochen an dieser Stelle wiederlesen, sind bereits drei Liga- und ein Pokalspiel absolviert und ein erster Trend, wohin es diese Saison geht, ist erkennbar. Hoffen wir, dass es nicht so eine (im negativen Sinne) nervenaufreibende Spielzeit wie 23/24 wird.

Die letzten Worte möchten wir einem der ganz großen Schalker widmen. Mit Willi Koslowski ist am 11. Juli einer der letzten Meisterspieler unseres Vereins verstorben. „Der Schwatte“ schaffte bereits mit 18 Jahren den Sprung in die erste Mannschaft des FC Schalke und blieb dem Verein in der Folge sein ganzes Leben lang treu. Wir hatten vor elf Jahren die Ehre den Schwatten in seinem kleinen Büro in der Geschäftsstelle zu besuchen und ein Interview mit ihm führen zu dürfen, welches wir in dieser Ausgabe ein weiteres Mal abdrucken. Ruhe in Frieden Willi Koslowski und grüß die ganzen anderen königsblauen Helden.

FC Schalke 04 e.V. – F.C. Hansa Rostock GmbH & CO. KGAA 2:1 (2:1)

Vor dem Spiel

Wenn der Stein vom Herzen nicht nur eine Metapher wäre, hätten wir in Gelsenkirchen seit der Vorwoche eine Kraterlandschaft vorgefunden. Mit dem Sieg im Nachholspiel gegen Osnabrück wurde der Super-Gau vorzeitig abgewendet. Entsprechend erleichtert ließ sich der Spieltag angehen. Da aber nunmal kein Kirmesverein auf Schalke zu Gast war und wir das Spiel gegen Osna nur vor dem Fernseher verfolgen konnten, tat die Ausgangssituation der Motivation keinen Abbruch. Zudem konnte man der Kogge den finalen Dolchstoß Richtung Liga Drei verpassen: Hansa Rostock absaufen lassen! 

Dass sich der Gegner, auch aufgrund verschiedener Vorkommnisse in den letzten Jahren, bereits frühzeitig auf den Weg nach Gelsenkirchen machte, kam wenig überraschend. Beide Seiten zeigten mitten in der Nacht, was sie auf die Beine stellen können. Der große Knall blieb jedoch aus verschiedenen Gründen aus, woran beide Parteien ihren Anteil hatten. Warum gerade die Jungs aus der Hansestadt im Stadion auf einem Transparent etwas von schummrigem Licht und zu großem Platz erzählten, bleibt wohl ihr Geheimnis – ist ihnen die Wahrheit ja bekannt. Da musste wohl nach Außen der eigene Ruf bewahrt werden…

Wie schon beim letzten Heimspiel der Vorsaison wurde im Vorfeld dazu aufgerufen, die Arena in den schönsten Farben der Welt erstrahlen zu lassen. Das funktionierte im Großen und Ganzen wieder gut und sorgte inklusive passendem Spruchband und ordentlich Rauch in der Nordkurve für ein einmal mehr beeindruckendes Gesamtbild. Leider gab es aber auch wieder ein paar Flachpfeifen, die hinterm Mond leben oder einfach ganz besondere Schneeflocken sein wollen und nichts besseres als Neongrün, Ultrabeauty oder andere unpassende Farben im Schrank gefunden haben. Habt keine Hemmung davor, solche Leute anzusprechen und auf die benötigte Solidarität bei solchen Aktionen hinzuweisen. 

Während des Warmmachens verabschiedete der Club Gerald Asamoah. Einmal Schalker, immer Schalker! Kurz vor Anpfiff wurden zudem mit Simon Terodde und Danny Latza zwei Spieler verabschiedet, deren Einsatz, vor allem in der Aufstiegssaison, unvergessen bleiben wird. Danke Jungs! 

Nordkurve Gelsenkirchen

Dass man heute nochmal einen runden Auftritt abliefern wollte, merkte man unserer Kurve direkt an. „Für deine Farben leben und sterben wir…“ und auch zwei, drei Grüße Richtung Gästeblock konnten sich hören lassen. Unserer Mannschaft war offensichtlich ebenfalls an einem versöhnlichen Saisonabschluss gelegen, was Mitte der ersten Halbzeit in der Führung durch Karaman resultierte. Dass wir in dieser Saison vor dem 34. Spieltag irgendwem „Absteiger“ entgegen schreien, hätte zwischenzeitlich auch nicht jeder für möglich gehalten. Umso schöner war es, unsere Lieder ohne große Anspannung zum Besten zu geben. Das Spiel brachte derweil noch den Rostocker Ausgleich und unsere erneute Führung zum Pausenpfiff mit sich. 

Im zweiten Durchgang wurden dann nochmal sämtliche Gassenhauer ausgepackt. „Wer kreist so wie ein Falke…“, der „Mythos vom Schalker Markt“ oder „Schalke ist der geilste Club der Welt“ sorgten für lautstarke Momente. Auf dem Rasen passierte nicht mehr sonderlich viel. Letztlich blieb es bei einem verdienten 2:1 Heimsieg. Für die meisten Anwesenden sicherlich ein halbwegs versöhnlicher Abschluss einer verkorksten Saison. Natürlich ließ man sich auch an dieser Stelle den ein oder anderen Gruß Richtung Gästeanhang nicht nehmen, ehe mit der eigenen Mannschaft gefeiert wurde. Hier lag der Fokus auf Asa, Terodde und Latza, welche einzeln und würdig von der Nordkurve verabschiedet wurden. 

Gegner 

Wenn fast 6.000 Rostocker in unserem Gästeblock stehen, ist die Erwartungshaltung entsprechend hoch. Der Hansa-Anhang schaffte es nicht ansatzweise dieser gerecht zu werden. Wenn man etwas Positives hervorheben möchte, wären es wohl am ehesten vereinzelte laute Schlachtrufe oder zumindest optisch hin und wieder passable Mitmachquoten. Alles in allem kann man den Auftritt der „Kogge“ als große Enttäuschung zu den Akten legen. 

Freunde

Vielen Dank an unsere Brüder aus Enschede und Skopje, die uns einmal mehr unterstützt haben!

 

SpVgg Greuther Fürth GmbH & Co.KgaA – FC Schalke 04 e.V. – 2:0 (0:0)

Vor dem Spiel

Das letzte Spiel einer nervenaufreibenden Saison stand an. Mit einer gewissen Vorfreude darauf, dass der ganze Spuk vorerst ein Ende nimmt, machten wir uns auf den Weg Richtung Westvorstadt. Zuletzt gastierten wir dort in der Saison 2012/2013. Da der Klassenerhalt bereits gesichert wurde, ging es weder für uns noch für die Fürther bei der Partie um etwas. Lediglich auf einen Runden Saisonabschluss hatte man gehofft. Am Stadion angekommen, ging es auch direkt zügig in den Block für die weiteren Vorbereitungen der Choreo. 

Nordkurve Gelsenkirchen 

Zum Einlauf der Mannschaft zeigte die Nordkurve Gelsenkirchen eine große Blockfahne, welche unter dem Motto ”Fussball Club Gelsenkirchen Schalke seit Neunzehnhundertvier” stand. Auch akustisch startete man gut in die Partie, wohingegen die Mannschaft auf dem Platz weniger überzeugen konnte. Das lautstarke “F-C-N” mit besten Grüßen an die Heimkurve werden sie dennoch mitbekommen haben. Bei Abpfiff der ersten Hälfte war aber noch nicht Schluss für uns. So ließ man sich trotz der wieder einmal schwächelnden Leistung der Mannschaft die gute Laune nicht vermiesen und die Nordkurve Gelsenkirchen sang die gesamte Halbzeitpause durch. Danach kam schließlich das, was wieder einmal kommen musste: Fürth machte in der 67. Minute durch Hrgota das 1:0. Davon ließ man sich alles andere als beirren. Die Nordkurve Gelsenkirchen feierte sich selbst mit Liedern wie „Schalke ist die Macht” ungeachtet vom Spielverlauf ab. Kurz vor Schluss machte Lemperle mit dem 2:0 den Deckel drauf und die Saison 2023/2024 fand ihr Ende. 

Gegner

Als Intro zeigte die Heimkurve ebenfalls eine Choreo bestehend aus kleinen Blockfahnen, grün-weißen Folien und einem großen Transparent mit der Aufschrift “Das Kleeblatt im Herzen, mit der Stadt im Rücken”. Abgerundet wurde die Aktion mit grün-weißem Rauch. Viel Gehör konnten sich die Fürther dennoch nicht verschaffen und auch die immer wieder einzeln angezündeten Fackeln sahen eher schwach aus. In Halbzeit zwei gab es nochmals ein Transparent und ein wenig Rauch, diesmal aber mit den Farben blau-gelb on top. Anlass war der 40. Geburtstag der befreundeten Ultras aus der Curva Sud Cerignola, welchen die Fürther zusammen mit einer wohl größeren Anzahl angereister Italiener feierten.

Nach dem Spiel

Ehe die Saison gänzlich beendet wurde und man die Heimreise antrat, sollte es noch einmal richtig emotional werden. Lautstark und mit der ein oder anderen Träne, die man wegdrücken musste, wurde Gerald Asamoah gebührend verabschiedet. Und auch Asamoah selbst verabschiedete sich mit ein paar Worten auf dem Zaun von uns. Als Präsent gab es von uns eine eingerahmte Ausgabe des Blauen Briefs vom Heimspiel gegen Düsseldorf, bei der er das Cover schmückte und uns ein Interview gab. 

Blau und Weiß ein Leben lang! Danke Asa!

SSVg Velbert 1902 e.V. – FC Schalke 04 e.V. 0:7 (0:2)

Das erste Testspiel der Sommervorbereitung stand an. Somit machten wir uns mit einer Autobesatzung auf den Weg, um im entspannten Feierabendverkehr in Richtung Ratingen zu fahren, in dessen Stadion das heutige Spiel stattfinden sollte. Nach Ankunft im Rheinland noch schnell das Gefährt abgestellt und getreu dem Motto: „Wird schon nicht regnen“, ließ ich die Warnungen der anderen links liegen und ein vorhandener Regenschirm verblieb im Auto. Dies sollte sich noch rächen.

Wir betraten die Spielstätte kurz vor Anpfiff. Sicherlich ein ganz netter Ground mit zwei Sitzplatztribünen, welche sich gegenüberstehen. Der Rest ist als Stehplätze mit wenigen Stufen ausgelegt. Fix mit Bier und Bratwurst eingedeckt, einige Mitglieder unserer Gruppe und Umfeld begrüßt und schon fing das Spiel an. Gespannt war man vor allem auf den ersten Auftritt der neuen Schalker Jungs auf dem Rasen.

Nach etwa 20 gespielten Minuten zog sich der Himmel zu und es fing an zu regnen. Hier bereute ich bereits die oben geschilderte Regenschirm-Entscheidung. Der Regen steigerte sich stetig und kam schlussendlich sintflutartig herunter, sodass der gesamte Gästestehblock sich schnellstens auf den Weg zu den überdachten Sitzplätzen machte. Der eine anwesende Ordner konnte hier auch nichts weiter ausrichten und musste alle Schönwetterfans passieren lassen. Somit verbrachte man das Spiel bis zur Pause auf seinen vier Buchstaben und in der Halbzeit konnten wir bei strahlendem Sonnenschein wieder zurück in den Stehbereich. Aprilwetter im Juli!

Unsere Mannschaft hatte wenig Probleme mit dem unterklassigen Gegner und schenkte ihnen schlussendlich sieben Dinger ein. Es waren für diesen Zeitpunkt der Vorbereitung schon durchaus gute spielerische Ansätze und schön herausgespielte Tore dabei. Schauen wir mal, was die nächsten Testspiele und vor allem die ersten Liga-Partien so mit sich bringen. Hat auf jeden Fall schon wieder Bock gemacht.

Trainingslager Mittersill 2024

Wenige Wochen bevor die Truppe rund um Trainer Karel Geraerts zum achten und, zur Freude vieler, letzten Mal ihre Zelte im Vorgarten des Schlosses Mittersill aufschlug, buchten wir an einem feuchtfröhlichen Abend in der Trinkhalle unseres Vertrauens die passende Unterkunft fußläufig zum Trainingsplatz.

Bereits in den Vorjahren hatte sich durchgesetzt, über Nacht anzureisen, sodass man morgens direkt vor Ort ist. Die nahezu durchgehend beschlagene Scheibe hatte allerdings keine Möglichkeit, die Vorfreude auf das Frühstück in Form von Fleischkäsebrötchen und bierlastigem Radler beim Training zu trüben und so rollte der Kombi Dienstagmorgen gegen halb neun am Marktplatz vorbei zur Unterkunft.

Nach der Vormittagseinheit lud Fanbelange zum Eisstockschießen auf der Anlage neben dem Platz ein, wo ein Mitglied unserer Reisegruppe den 04. Platz belegte. Glückwunsch nochmal dazu! 

Nachdem ich mich kurzerhand für einen Powernap in der Bude aus der Runde verabschiedete, hatte ein anderer Mitreisender nicht so viel Glück. Nach seinem Mittagschläfchen im Bräurup konnte er nach dem Aufwachen seinen Fuß aufgrund einer Entzündung nicht mehr bewegen und wurde daraufhin mit dem Golfkart zum Platz gefahren. Mannschaftsarzt Dr. Patrick Ingelfinger muss gesehen haben, dass hier etwas nicht stimmte, schaute einmal kurz über den Humpen, es wurden Handynummern ausgetauscht und nach einem Besuch am nächsten Tag zum Röntgen in einer nahen Praxis war das Problem auch schon wieder erledigt. Dennoch vielen Dank für die unkomplizierte Hilfe des Vereins.

FC Schalke 04 e.V. – FC Midtjylland 2:4 (2:1)

Mittwochs stand in Saalfelden das Testspiel gegen den dänischen Meister FC Midtjylland an. Wir beschlossen mit rund 40 Leuten das bekannte Schöner Tag Ticket NRW zu nutzen und traten die ausgerufene Trikottour mit dem Zug an. Die Pinzgauer Bimmelbahn, die uns nach Zell am See brachte, machte einiges her und bot uns mit einem komplett eigenen Wagen die perfekte Möglichkeit, das gute Wetter bei lauter Musik und reichlich Kaltgetränken zu nutzen. Der Schaffner trug dazu bei und meinte zu uns lediglich, dass im restlichen Zug genug Platz für andere Gäste sei – weitermachen! Nachdem wir teilweise singend durch die Stadt schlenderten, suchten wir uns einen Spot am nahegelegenen Freibad, wo sich, unter anderem mit Bananenboot fahren und Fußball spielen, die nächsten Stunden um die Ohren gehauen wurden. 

Im örtlichen Brauhaus gabs noch etwas Nahrhaftes und anschließend ging es weiter mit dem Zug zum Spiel. Bei anfangs noch bestem Wetter ging Schalke nach einer knappen Viertelstunde durch den Neuzugang Sylla in Führung, rund fünf Minuten später gab es allerdings den Ausgleich. Zehn Zeigerumdrehungen später war es wieder Sylla, der quer auf Seguin ablegte, welcher den Ball per Flachschuss im Netz unterbrachte. In der zweiten Hälfte folgte dann der erneute Ausgleich der Dänen in der 62., bevor sie mit den beiden letzten Toren des Tages den 4:2-Endstand markierten. Zu Ende gespielt wurde allerdings nicht, der Schiedsrichter beendete die Partie aufgrund eines aufkommenden Gewitters bereits in der 82. Minute.

Dem Umstand geschuldet, dass einer unserer Mitfahrer am Nachmittag ja noch zum Röntgen des Fußes in einer örtlichen Praxis erscheinen musste, verpasste er die Zugfahrt und war mit dem Auto in Saalfelden. Perfekt gelaufen! So wurden mit dem frühzeitigen Abpfiff die Klamotten nicht ganz so nass, wie bei den anderen, die sich erst noch in die Shuttlebusse quetschen mussten. 

Am Donnerstag ging es nach der Einheit am Morgen für einige Leute zum Volleyballspielen ins Freibad. Das Ganze dauerte leider nicht lange, bis bei einem die Patellasehne riss und er ins nächstgelegene größere Krankenhaus gebracht wurde. Gute Besserung an dieser Stelle!

Am Abend fand einige Dörfer weiter die “Blau-Weiße Nacht” auf der bereits bekannten Bergstation statt. Eingeläutet wurde diese mit einer Schweigeminute für den im Alter von 87 Jahren verstorbenen Willi Koslowski, der oft liebevoll nur „der Schwatte“ genannt wurde. Rund 600 Schalker fanden sich bei teilweise durchwachsenem Wetter auf circa 2.200 Metern Höhe ein und verbrachten den Abend gemeinsam. Da die gesamte Veranstaltung recht zäh und langweilig war, machten wir uns ziemlich zeitnah geschlossen auf den Heimweg. Auf dem Hinweg wurde tatsächlich der ein oder andere gaffende Karlsruher im Tal gesichtet, die in dem bescheidenen Örtchen ihr eigenes Trainingslager abhielten. Es blieb jedoch ein eher ruhiger Abend, der für manche gegen halb vier in der eigenen Unterkunft endete.

Freitagmorgens lud das Fanprojekt, gegen eine Beteiligung an den Kosten, zum Rafting ein. Während im Bulli die Gespräche aufkamen, dass das letzte Mal Rafting im Trainingslager bereits vor sieben Jahren stattfand, stieg die Vorfreude und spätestens, als jeder Freiwillige einmal im frostigen Wasser der Isel landete, waren alle hellwach. Mit drei Booten machten wir uns auf die abenteuerliche Reise und ich behaupte mal, dass der Guide die letzten Jahre nicht so viel Spaß dabei hatte wie mit uns. 

Pünktlich zur selbst gemachten Bruscetta trudelte ich wieder in der Unterkunft ein und dann ging es zur endgültig letzten Trainingseinheit in Mittersill. Diese wurde wie üblich mit bierlastigem Radler über die Runden gebracht und am Abend traf sich der trinkfreudige Mob im Bräurup wieder. Bei ordentlichem Pegel wurde der ansässigen Hochzeitsgesellschaft der Baumstamm zum Nageln aus dem Brezelpub geleiert. Da am nächsten Tag keine Trainingseinheit mehr anstand, wusste einer der anwesenden Presseheinis nicht mehr, wo vorne und hinten war. Die Idee, dass er mit uns die nächste Runde um den bekannten Nussler nageln musste, befürwortete er und jeder ahnte, was nun passieren musste. Nachdem der Hammer beim ersten Schlag noch fallen gelassen wurde und die Person fast einen Zeh weniger gehabt hätte, schützten sich beim nächsten Schlag alle Mitspielenden – bis auf einen. Es kam wie es kommen musste, der Nagel rutschte aus dem Stamm und landete unter tosendem Gelächter der ganzen Meute am Kopf von einem aus der Runde. Nachdem gegen Mitternacht zur Sperrstunde seitens der besuchten Lokalität ausgerufen wurde, zog es den Großteil in die eigene Unterkunft. 

FC Schalke 04 e.V. – Dynamo Kiew 2:2 (1:1)

Um Punkte ging es am Samstag leider noch nicht, allerdings stand mit dem Spiel gegen Dynamo Kiew der letzte Test des Trainingslagers an.

Da die Gäste dachten, das Spiel würde erst um 17 statt um 16 Uhr angepfiffen werden, begann die Partie mit einer viertelstündigen Verspätung. Die Anfangsphase war auf beiden Seiten offen, jedoch begann Schalke mit einer Doppelchance, die allerdings nicht mit einem Tor vollendet werden konnte. In der 14. Minute gelang den Ukrainern dann durch Tsarenko mit einem Schuss durch die Beine von Kaminski das 1:0. Kurz danach verwandelten sie einen direkten Freistoß, dieses Tor wurde allerdings zurückgenommen, da sich zwei Spieler vor die Schalker Mauer verirrten. Der Ausgleich von Karaman folgte nach einer halben Stunde. Seguin brachte einen Freistoß aus dem Halbfeld auf den Kopf des neuen Kapitäns der Königsblauen, der nur noch einnicken musste. In der Pause wurde auf Schalker Seite dreimal gewechselt, unter anderem verließ Neuzugang Felipe Sanchez den Platz. Nach rund einer Stunde schlug Murkin den Ball aus der eigenen Hälfte nach vorne auf Sylla, der den Ball ohne Annahme aus spitzem Winkel wortwörtlich ins Tor knallte. Trainer Geraerts brachte anschließend sieben neue Spieler in die Partie und wenige Minuten später fiel mit dem 2:2 durch Vanat auch das Tor zum Endergebnis.

Sportclub Verl von 1924 e.V. – FC Schalke 04 e.V. 0:1 (0:1) 

Der erste Test nach dem Trainingslager in Mittersill stand bevor. Wie so oft in den letzten Jahren hieß der Gegner in der Vorbereitung SC Verl. Diesmal fand die Partie jedoch erstmals in Verl statt, weshalb es bei sommerlichen Temperaturen zahlreiche Königsblaue nach Ostwestfalen zog.

Kurz nach Ankunft und Begrüßung einiger bekannter Gesichter begann der Kick vor etwas mehr als 3.000 Zuschauern bereits. Auf Seiten der Schalker lief vermeintlich eher die zweite Elf auf. In der 24. Minute war es der von seiner Leihe zurückgekehrte Memo Aydin, der das Tor des Tages erzielen konnte. Michi Langer konnte durch zahlreiche Glanzparaden den Kasten sauber halten und so blieb es beim 1:0 für den S04. Einen Tag später stand für unser Team das nächste Spiel gegen den niederländischen Erstligisten aus Utrecht an.

FC Schalke 04 e.V. – FC Utrecht 0:2 (0:0)

Nachdem am Vortag eher die zweite Garde in Verl aufgelaufen ist, wurde bei diesem Testspiel auf die wahrscheinlich erste Elf gesetzt. Aufgrund des dritten und letzten Konzertes von Taylor Swift, hatte sich der Verein dazu entschieden, das Spiel unter Ausschluss der Öffentlichkeit auf Trainingsplatz 2 zu absolvieren. Circa 100 Fans fanden sich im und um das Parkhaus ein, um eine gute erste Halbzeit zu sehen.

Schalke hatte zwar keinerlei nennenswerten Torchancen, hätte vermutlich einen Elfmeter bekommen müssen. In der zweiten Halbzeit leistete sich einmal Tomas Kalas einen Patzer, in Folge dessen die Niederländer mit 0:1  in Führung gingen. Beim zweiten Tor des Tages sah Torwart Ron-Thorben Hoffmann nicht gut aus, da ihm der Ball durch die Beine rutschte.

Im direkten Nachgang an das Spiel wurde der neue Hauptsponsor bekannt gegeben.


FC Schalke 04 e.V. – FC Twente Enschede 0:0 (0:0)

Ein Testspiel gegen die Tukkers gehört wie in jeder Saisonvorbereitung zum Pflichtprogramm. Mal im Rahmen unserer Saisoneröffnung in der Arena, mal in der Grolsch-Veste und dieses Jahr im Stadion am Badeweiher zu Marl. Viele unserer Freunde machten sich bereits früh auf den Weg ins Ruhrgebiet und so konnten wir uns schon lange vor Anpfiff bei bestem Fußballwetter am Bierwagen über die Sommerpause austauschen. Man sieht sich ja auch sonst so selten. 

Auch wenn Testspiele von Schalke meist nicht zu den spielerischen Schmankerln gehören, präsentierte sich dieser Kick trotz seiner Torlosigkeit auf dem perfekten Naturrasen des VfB 48/64 Hüls von einer anderen Seite. Spielfreudiger Fußball auf Seiten unserer Königsblauen gepaart mit vielen guten Chancen von Sylla, Mohr und Polter zierten den Großteil der Partie. Dass man sich diese Saison in Demut üben sollte, ist sicherlich klar und dass ein Testspiel gegen einen möglichen CL-Teilnehmer nicht aussagekräftig ist, steht außer Frage. Dennoch ist eine positive Grundstimmung bei den meisten Anwesenden vorhanden und man geht nach dem Spiel wenigstens mit dem Gefühl nach Hause, dass man diese Saison vielleicht nicht mehr zittern muss.


FC Schalke 04 e.V. – Leeds United FC 0:2 (0:0)

Spiele unter Ausschluss der Öffentlichkeit scheinen im letzten Jahr der letzte Schrei auf Schalke geworden zu sein. Nachdem der Testkick mit Zuschauern eine Woche zuvor gegen den FC Utrecht bereits aus organisatorischen Gründen Taylor Swift zum Opfer gefallen war, wurde das Testspiel gegen den englischen Vertreter Leeds United am Samstagmittag gefühlt wie ein Staatsgeheimnis gehütet. 

Als Begründung wurden im Nachgang Sicherheitsbedenken seitens der Polizei angeführt. Ein ziemliches Armutszeugnis wenn man sich durch die Blume eingestehen muss, dass man sich nicht in der Lage sieht ein dusseliges Testspiel ohne jede Rivalität, das bei der sportlichen Fraktion primär Schulterzucken an Stelle von Adrenalinschüben auslöst, in geregelten Bahnen stattfinden zu lassen.

Von unserer Vereinsführung muss man an dieser Stelle mehr Rückgrad fordern, anstatt den Regulierungswahn der Behörden kommentarlos hinzunehmen. Böse Zungen würden aber behaupten, dass die Absage an Zuschauer unter vorgehaltener Hand sehr gelegen kam. Man wird sich bei der Auswahl des Testspielgegners sehr wohl darüber im Klaren gewesen sein, dass ein Testspiel gegen ein Team, welches zu Beginn der Saison den  Einstieg von Red Bull in Form einer Minderheitsbeteiligung und als Hauptsponsor bekannt gegeben hat, nicht kritiklos seitens der blau-weißen Anhängerschaft hingenommen worden wäre. Dazu noch ein gut gemeinter Rat: Wenn man seitens der Verantwortlichen keine Situation auslässt, die Einzigartigkeit und Tradition unseres Vereins zu glorifizieren, dann würde es der Glaubwürdigkeit nicht schaden, wenn man auch dementsprechend handeln würde.

Im Laufe des Samstags verlor dann noch ein Vögelchen auf den Dächern des Berger Feldes seinen auferlegten Maulkorb, sodass die Info durchsickerte, dass das Spiel um 15:30 Uhr in Hamm auf der Sportanlage von Westfalia Rhynern stattfinden sollte. Final sahen eine gute Handvoll Personen aus der Schalker Fanszene die 0:2 Niederlage bei der Generalprobe für den Zweitligastart eine Woche später. Angesichts des Marktwertes des Gegners von 200 Millionen Euro eine Niederlage aus der Kategorie „Kannste verlieren“.

Nordkurve Nürnberg

Aktuelle Lage

Die Sommerpause stand in Nürnberg ganz unter dem Motto “30 Jahre Ultras Nürnberg”. Auch wir durften Teil der Party sein, die dieses Mal in den Sommer sowie in die Nordkurve des Max-Morlock-Stadions verlegt worden war. Hier konnte man wieder einige Momente unter Freunden abseits des Fußballalltags genießen. Fotos davon gibt es wie immer auf faszination-nordkurve.de 

Besser hätte man eine Überleitung fast nicht machen können. Die fleißigen Besucher der Homepage werden den Neuaufbau sicherlich schon gemerkt haben. Der neue Webauftritt kann sich auf jeden Fall sehen lassen.

Wie bereits aus den letzten Jahren bekannt, stellt die Nordkurve Nürnberg auch diese Saison den offiziellen Spieltagswimpel und behält den sozialen Hintergrund bei. Auch hier wurde das Design etwas überarbeitet. 

Sportlich gab es neben den üblichen Personalwechseln auch etwas Namhaftes zu vermelden. Weltmeister Miro Klose ist neuer Chef-Trainer beim Glubb und ersetzt den bisherigen Coach Christian Fiel, welcher sich zu Hertha BSC verpisst hat. 

Für Klose ging es im ersten Spiel der neuen Saison zum Karlsruher SC. Ehe es eine Woche später bei der Heimspielpremiere hoffentlich – aus Schalker Sicht – die erste Niederlage zu verkraften gibt.

VAK-P Enschede

Aktuelle Lage

Unsere Freunde haben es geschafft! Nach vielen Jahren dürfen sie wieder in der Qualifikation für die Königsklasse antreten. Die beiden letzten Spiele der vergangenen Saison gegen Volendam und Zwolle wurden beide gewonnen, sodass Twente die Saison auf dem dritten Tabellenplatz abgeschlossen hat. Zum Auswärtsspiel in Zwolle wurden wieder sämtliche Autobahnbrücken von Tukkern besetzt, um die Mannschaft mit Fahnen und Pyro zu verabschieden. Nach dem Erfolg wurde die Mannschaft erneut von tausenden Menschen in Enschede in Empfang genommen und es wurde ausgiebig gefeiert.

Die Saisonvorbereitung wurde von unseren Freunden, wie immer, weitestgehend ignoriert. Allein das Testspiel gegen unsere Mannschaft wurde besucht. Bei einem anderen Testspiel kam es jedoch zu einem Vorfall, von dem einige vielleicht bereits gehört haben. Hier war von einem Fanclub aus dem Nachbarort des Gegners eine Choreo geplant worden. Die dafür gefertigte Blockfahne wurde mit einem Kran hochgezogen. Nach kurzer Zeit fiel diese leider runter, wodurch zwölf Menschen, zwei davon stark, verletzt wurden. Ultras 91 waren an der Aktion nicht beteiligt, allen Verletzten wünschen wir eine schnelle Genesung!

Nach der Auslosung für die dritte Runde der Qualifikation, in der der FCT einsteigen wird, war die Feierlaune vom Saisonende etwas getrübt. Neben möglichen Gegner aus Lille, Glasgow oder Prag, wurde den Roten letztendlich der Brauseclub aus Salzburg zugelost. Nichtsdestotrotz waren die Heim- und Auswärtskarten nach kurzer Zeit alle vergriffen. Drücken wir den Tukkern die Daumen, dass sie die nächste Runde erreichen. Der Gegner würde dann mit Sicherheit attraktiver werden.

Auch für unsere Brüder wird der Saisonstart etwas besonderes. Nachdem der aktive Stimmungskern des VAK-P sich bisher immer in der Mitte des Blocks 105 in der Veste positioniert hatte, ziehen die Jungs um Ultras 91 zur neuen Saison um. Ab der kommenden Saison werden unsere Brüder sich in Block 104 direkt in die ersten Reihen hinter das Tor stellen. Diese Entscheidung wurde unter anderem dadurch getroffen, dass VAK-P ab der neuen Saison mit „Safe-Standing“ Plätzen ausgestattet sein wird. Auch wenn es nicht die Wunschlösung unserer Freunde ist, entfallen so die fest zugewiesenen Plätze im gesamten Vak P.

Die Reaktionen auf diese Entscheidung waren größtenteils positiv, jedoch gab es auch die ein oder andere negative Rückmeldung. Daher wurde ein offener Abend in der Grolsch Veste angeboten, bei dem alle, insbesondere diejenigen, die die Spiele bisher immer in Block 104 verfolgten, eingeladen waren. 

Wir wünschen unseren Brüdern natürlich viel Erfolg für diesen Schritt und freuen uns auf eine noch stärkere und lautere „Hel van Enschede“.

Die Saison beginnt der FCT mit dem Auswärtsspiel in Salzburg. Bevor eine Woche später das Rückspiel in Enschede stattfindet, geht es zum Ligaauftakt nach NEC Nijmegen.

Komiti Skopje

Aktuelle Lage

Mit Ach und Krach hat der FK Vardar den Abstieg im Relegationsspiel Ende Mai verhindern können. Eine ähnlich harte Saison wie die unsere nahm damit für unsere Freunde von Komiti ein Ende und jeder Rot-Schwarze dürfte sich über die Sommerpause gefreut haben. Durch die Übernahme des Vereins durch die Fans, war die vergangene Saison noch intensiver als sonst und die bekannten Probleme wie Schulden, gesperrte Konten, kein Vereinsgelände oder sogar Trainingsplatz holen die verantwortlichen Personen Tag für Tag ein. Nun ist unseren Freunden in der Sommerpause jedoch ein kleiner Durchbruch gelungen, der Hoffnung bereitet. Der Glücksspielkonzern Novomatic konnte als Sponsor gewonnen werden, der die utopische Summe von einer Million Euro auf den Tisch legt. Wohlgemerkt ohne einen Fernsehvertrag zur Übertragung der Spiele von Mazedoniens erster Liga und bei Zuschauerzahlen, die ebenfalls kaum der Rede wert sind.

Durch das Geld erhofft man sich, im Laufe der Saison die gesperrten Konten nach Jahren zurückzuerhalten und parallel im sportlichen Bereich endlich wieder professionelle Strukturen aufzubauen. Wenige Tage nach Bekanntwerden des Deals, konnten bereits einige Neuzugänge für die kommende Spielzeit verpflichtet und Testspiele gegen namhafte Traditionsvereine wie Dinamo Zagreb oder Swansea City vereinbart werden. Der Weg dürfte noch einige Monate sehr viel Zeit und Energie für die aktuell handelnden Personen bedeuten, aber nach zwei harten operativen Jahren, gibt es endlich Licht am Ende des Tunnels und etwas Hoffnung.

Curva Sud Siberiano

Aktuelle Lage

Vor der Sommerpause haben wir euch berichtet, dass nach den Auseinandersetzungen in Salerno gegen Florenz vier Festnahmen stattgefunden haben, bei denen ein Hausarrest angeordnet wurde. Dieser Hausarrest dauerte für die Beschuldigten unglaubliche zweieinhalb Monate. In dieser Zeit konnten sie weder arbeiten gehen, noch konnten sie selbst Einkäufe erledigen und waren von der Außenwelt sowie den Familien abgeschnitten. Ein unfassbarer Eingriff in die Freiheit dieser Vier, ohne dass ein Prozess stattgefunden hat. Als wäre diese Situation nicht schon hart genug, ist dann noch für alle ein zehnjähriges Stadionverbot inklusive Meldeauflagen ins Haus geflattert. Diese Maßnahmen zeigen wieder einmal, mit welchen Mitteln und Repressionen der italienische Staat versucht, die Ultras als Problem aus der Welt zu schaffen.

Auch auf sportlicher Ebene kehrt im Verein keine Ruhe ein. Präsident Danilo Iervolino scheint täglich mit Würfeln zu entscheiden, was er als nächstes mit dem Verein macht. So wurde Andrea Sottil als neuer Trainer vorgestellt, trat aber bereits nach zehn Tagen zurück. Iervolino hatte versucht, den Verein an einen amerikanischen Fonds zu verkaufen, dieser Plan ist jedoch gescheitert. Plötzlich musste Personal abgebaut werden, da offenbar mit Geld geplant wurde, das nicht geflossen ist. Die Fanszene war über diese Peinlichkeit und über das Schweigen des Präsidenten, was er mit dem Verein und dessen Ruf anrichtet, erschüttert und veranstaltete Anfang Juli einen Protestmarsch zum Stadion. Mit etwa 500 Salernitani, Rauch und Gesängen machte man seinem Ärger Luft und rief Parolen wie “Wir wollen einen Präsidenten, der unsere Stadt respektiert!”

Auf dem Rasen geht es für die Granata in Serie B am 12. August im Pokal beim Heimspiel gegen Spezia los, bevor dann am 17. August die Liga startet.

Das Interview mit Willi Koslowski war Teil einer Reihe, in der wir zu verschiedenen Epochen des Vereins sowohl einen Fan als auch einen Spieler zur Atmosphäre im Stadion befragten. Natürlich fanden auch viele Fragen zur Karriere des Schwatten den Weg in den Fragenkatalog und es ist ein extrem lesenswertes Interview dabei herausgekommen. Das Interview endet damit, dass der Schwatte davon berichtet, dass er gemeinsam mit den letzten verbliebenen Meisterspielern Kördel und Kreuz die Spiele auf der Tribüne der Arena verfolgt. Nun ist Manfred Kreuz der letzte noch lebende Spieler aus der Startelf der 1958er Meistermannschaft. Lasst uns die Erinnerung an dieses Team am Leben halten und solche Zeitzeugenberichte wie dieses Interview umso mehr zu schätzen wissen.

 

An was erinnern Sie sich als erstes, wenn Sie an das Meisterschaftsjahr denken?

Willi Koslowski: Als erstes erinnere ich mich daran, dass wir in dem Jahr Deutscher Meister geworden sind. Und ich war der jüngste Spieler, ich war im Februar erst 21 geworden. Am 18. und 19. Mai ist das Endspiel in Hannover gegen Hamburg gewesen und das war natürlich für mich als Jüngster auf’m Feld – auch bei Hamburg war keiner Jüngerer – ein großes Erlebnis. Und dann noch zu gewinnen und Deutscher Meister zu werden und alles, was danach kam, das war natürlich für mich in dem Moment gar nicht zu verstehen.

 

Sie hatten ja vorher noch eine Ausbildung zum Bergarbeiter gemacht, oder?

Willi Koslowski: Ich bin 1937 geboren und habe hier gegenüber von der Arena gewohnt mit zwei Geschwistern und mit meiner Mutter, mein Vater ist im Krieg gefallen. Als der Krieg ausbrach, mussten wir hier weg, denn die Amerikaner und die Engländer haben hier den Flughafen auf dem Berger Feld und die Werke Gelsenberg und Scholven angegriffen und dann mussten alle Eltern mit Kindern nach Ostwestfalen, wo es nicht so gefährlich war. Wir sind in diesem Zuge dann auch evakuiert worden, zuerst nach Minden und dann nachher nach Wehdem, das war am Stemweder Berg, heute heißt es glaube ich Stemwede. Als der Krieg zu Ende war, sind wir dann 1951 wieder nach Gelsenkirchen gezogen. Und ich bin dort mit meinen Geschwistern zur Schule gegangen. 1952 habe ich dann als Bergmannslehrling auf der Zeche Hugo angefangen. Dort habe ich dann drei Jahre meine Lehre gemacht, 1955 meinen Knappenbrief und dann aufgehört.

 

Und hatten Sie das Gefühl, dass das für die Leute in Gelsenkirchen so als letzter Bergmann in der Schalker Mannschaft eine besondere Bedeutung hatte?

Willi Koslowski: Ach, weniger. Erst einmal gab es auf Schalke auch sonst nur noch einen Bergmann, der aber nicht lange Bergmann war, das war der Ernst Kuzorra. Das war in der Generation vorher. Alle anderen hatten einen anderen Job. Es war ja genug Arbeit da, es gab keine Arbeitslosen hier und wir hatten alle immer mehr oder weniger eine Arbeit, die wir über Schalke bekommen hatten. Irgendwelche Bekannte haben uns dann angestellt oder wir haben dort gearbeitet.

 

Wir dachten jetzt an die Fans von Schalke, ob dann ein besonderer Bezug eher zu Ihnen war, wenn sie selber Bergmänner waren?

Willi Koslowski: Nein, zu der Zeit war das ja alles nicht so wie heute. Das war ja noch die Oberliga, noch nicht die Bundesliga, und dort war es auch noch nicht so, dass da Tausende am Spielfeldrand standen, wenn wir trainierten.

 

War bei Heimspielen die Glückauf-Kampfbahn dann immer voll?

Willi Koslowski: Für die Leute damals, die die ganze Woche gearbeitet haben, gab’s ja sonntags – da waren die Spiele – immer nur Schalke 04. In die Glückauf-Kampfbahn gingen ungefähr 30.000 Zuschauer hinein und 25.000 bis 30.000 waren immer da. Ein großer Teil ist dann auch auswärts gefahren, vor allem in der Oberliga West. Das Weiteste war Mönchengladbach, eineinhalb bis zwei Stunden mit dem Bus, ungefähr 150 km. Das waren dann die weitesten Fahrten. Alles andere war hier in der Nachbarschaft. Und da waren natürlich die Fans auch immer unterwegs.

 

Wie war die Stimmung bei den Spielen?

Willi Koslowski: Die Zuschauer waren ja nicht ausgesperrt, die standen fast immer alle bis an den Spielfeldrand. Und wenn man mal einen Eckball schießen wollte, musste man die Leute auffordern, dass sie ein bisschen zurückgehen, dass man so zwei, drei Meter Anlauf hatte, um den Ball reinzuspielen.

 

Hat man da auch mal Sprüche gehört dann?

Willi Koslowski: Ja, also es gab nicht dieses große Pfeifen oder dass die Fans so extrem verärgert waren, wenn wir mal verloren haben. Die wollten alle immer Schalke sehen, und am Besten war es, wenn wir gewannen. Aber wenn wir mal verloren haben, dann ging die Welt auch nicht unter.

 

Und gab es denn schon Fahnen und Schals?

Willi Koslowski: Weniger. Der eine oder andere hat so eine kleine Fahne gehabt, aber so wie heute war das nicht.

 

Waren in der Glückauf-Kampfbahn dann auch Fans von den anderen Mannschaften?

Willi Koslowski: Damals sagten wir ja auch schon immer „die Nordkurve“. Die Nordkurve war dann immer Schalke und wenn der Gegner gekommen ist, der vielleicht 500 Zuschauer mitgebracht hat, oder 300, haben die dann immer für die Südkurve Karten bekommen, so dass sie zusammen stehen konnten. So wie heute. Man hat schon versucht die Fans zu trennen.

 

Und war dann auch so eine Rivalität zu spüren, zum Beispiel mit Schmähgesängen?

Willi Koslowski: Wenn wir zu Hause gespielt haben und zum Beispiel Gladbach, Köln, Herne oder Solingen ein Tor geschossen hat, konnte man das schon hören, dass die einige Zuschauer mitgebracht haben. Aber ganz so wild wie heute war das alles nicht.

 

Wir stellen uns immer die Frage, wie man als Spieler die Atmosphäre aufnimmt, hilft das einem wirklich während des Spiels, diese Unterstützung?

Willi Koslowski: Wenn man direkt im Spiel ist, nicht so sehr, aber man hört doch vieles. Man hört, ob man ausgebuht oder ob man angefeuert wird. Und das Anfeuern bringt schon etwas. Das ist ja heute auch noch so, wenn die Spieler angefeuert werden, das ist schon hilfreich.

 

Und bei den Auswärtsspielen sind ja auch einige Schalker mitgefahren, ist das dann ähnlich? Sind die dann eine Unterstützung für die Spieler?

Willi Koslowski: Ja sicher doch, wenn man auswärts spielt und man hört in manchen Situationen ‘Oh da sind ja auch einige Schalker mitgefahren, die dich anfeuern’ – Das macht schon viel aus. Auch heute noch.

 

Das ist gut zu wissen! Waren Sie denn auch selber als Fan im Stadion bevor Sie in der ersten Mannschaft gespielt haben?

Willi Koslowski: Ich habe ja zwei Jahre hier noch in der Jugend gespielt, mit 16 bis 18 Jahren. Und bin dann im zweiten Jahr, 1955, mit 18 Jahren Senior geworden. Vorher bin ich mit Schalke Westdeutscher Jugendmeister geworden, das ging damals nur bis zur Westdeutschen Meisterschaft. Dort haben wir 6:1 oder 7:1 gewonnen gegen TuRU Düsseldorf.

 

Waren da auch Zuschauer?

Willi Koslowski: Ja, auf der Sitztribüne waren einige, und dann noch auf der anderen Seite, also das waren vielleicht so 2.000 Zuschauer.

 

Und danach sind Sie ja auch noch zu Rot-Weiß Essen gewechselt?

Willi Koslowski: Ja, im zweiten Bundesligajahr 1965 sind wir ja mit Schalke sportlich abgestiegen. Wir standen ganz unten an letzter Stelle, die Bundesliga hatte damals jedoch nur 16 Vereine. Und auf einer großen Sitzung in Duisburg- Wedau haben die Sportverbände dann beschlossen, die Bundesliga von 16 auf 18 Mannschaften aufzustocken. Aus diesem Grund sind wir in der Bundesliga geblieben, aber ich bin trotzdem zu Rot-Weiß Essen gegangen. Fritz Szepan war damals unser Vorsitzender, der wollte hier einen Neuanfang machen. Die Nationalspieler brauchte er nicht mehr und sagte: ‘Wir fangen neu an, wir brauchen Jugendspieler’. Hans Nowak ging zu München, Schulz zu Hamburg, ich bin zu Rot-Weiß Essen gegangen und Waldemar Gerhard zu Fortuna Düsseldorf. Schalke hat sich dann zehn oder elf neue Spieler aus dem Amateurbereich der Umgebung geholt und ist danach 1966 auch in der Bundesliga geblieben.

 

Sie haben aber den Kontakt zum Verein Schalke nie verloren?

Willi Koslowski: Auch als ich bei Rot-Weiß Essen gespielt habe, immer wenn es die Möglichkeit gab, bin ich hier zum Platz gegangen, meistens hat man aber zur gleichen Zeit gespielt. Und als ich dann aufgehört habe, habe ich ja in der Traditionsmannschaft gespielt. 1981 habe ich dann hier bei Schalke angefangen, habe die Spielerbetreuung bei der ersten Mannschaft gemacht, und nachher habe ich dann die Poststelle mit einem Kollegen übernommen und mache das bis heute.

 

Und Sie gehen auch ins Stadion?

Willi Koslowski: Wir haben eine Ehrenkarte vom Verein, Manni Kreuz, Heiner Kördell und ich. Die anderen Spieler, die kommen nicht mehr, die wohnen auch ein bisschen weiter weg. Jedes Heimspiel sind wir in der Arena.

 

Auswärts fahren Sie aber nicht mit?

Willi Koslowski: Nein, auswärts fahren wir nicht. Wenn wir im UEFA-Pokal oder der Champions League spielen, werden wir eingeladen, aber ich bin kein Freund davon rauszufahren, mir reicht es, wenn ich hier die Heimspiele sehen kann.

 

Und kann man die Atmosphäre früher und heute im Stadion vergleichen?

Willi Koslowski: In der Arena ist es doch anders. Erstmal sind es ja nun auch 60.000 Zuschauer. Noch schlimmer ist es, wenn das Dach geschlossen ist, die ganze Schreierei und alles, das bleibt alles in der Arena und kann nicht weg. Da war es früher doch anders. Aber große Spiele hatten wir ja auch in der Glückauf-Kampfbahn, die Spiele um den Europapokal, dort haben wir gegen Atlético Madrid gespielt und auch den Boldklub Kopenhagen und die Wolverhampton Wanderers. Das waren die drei Heimspiele, die wir hier gespielt haben. Am Ende sind wir gegen Atlético Madrid ausgeschieden.

 

War das auch eine besondere Atmosphäre bei den Spielen?

Willi Koslowski: Das war natürlich eine andere Atmosphäre im Europapokal. Es war immer ausverkauft, es waren oft mehr Zuschauer drin, als normalerweise erlaubt waren, da hat man nicht so drauf geachtet. Das waren natürlich besondere Spiele.

 

Sind da auch Gästefans mitgekommen?

Willi Koslowski: Ja, aber auch nicht so viele. Bei Schalke sind auswärts, glaube ich, meistens mit einem Sonderflug ein paar Hundert mitgefahren, einige sind auch mit dem Auto gefahren. Aber so wie heute war das nicht.

 

Um noch mal auf 58 zurückzukommen, wie muss man sich das Finale vorstellen?

Willi Koslowski: Damals gab es ja noch die Oberliga West, außerdem noch Süd, Süd-West, Nord und Berlin, und die haben eine Ausscheidung gemacht, immer auf einem neutralen Platz. Wegen der EM in Schweden hat man die Ausscheidung für die deutsche Meisterschaft verkürzt. Wir haben in Frankfurt gegen Braunschweig gespielt, das war dann das erste Spiel. Da haben wir das erste Tor reingekriegt und haben dann noch vier Tore gemacht und 4:1 gewonnen. Dann haben wir in Hamburg gegen Karlsruhe gespielt, dort haben wir 2:0 gewonnen. Zuletzt haben wir in Kassel gegen Tasmania Berlin gespielt, da haben wir 9:0 gewonnen. Danach waren wir im Endspiel. Und in der anderen Gruppe hat sich Hamburg durchgesetzt. Das Endspiel war dann in Hannover gegen Hamburg. Und das haben wir dann 3:1 gewonnen.

 

War das ähnlich wie heute im Pokalfinale, eine Hälfte des Stadions Hamburg, die andere Hälfte Schalke?

Willi Koslowski: Von der Atmosphäre her hört man das als Spieler nicht so. Aber wenn man die Kollegen gefragt hat, die haben gesagt, von diesen etwa 80.000 in Hannover im Niedersachsenstadion waren ungefähr 30.000 Schalker und 20.000 für Hamburg, die anderen kamen aus der Umgebung.

 

Die Feier nach dem Spiel, war die noch in Hannover?

Willi Koslowski: Das Spiel war ja auf einem Sonntag, die Rückfahrt war auf dem Montag mit dem Sonderzug. Damals war es noch so üblich, dass es ein Bankett gab, in den Maschseeterassen, zu dem Hamburg und wir vom Deutschen Fußballbund eingeladen wurden. Das war nach dem Spiel und dort hat man dann noch ein bis zwei Stunden zusammengesessen, bevor man noch als Mannschaft losgegangen ist. Am anderen Tag ging dann um 10:00 Uhr der Sonderzug nach Gelsenkirchen.

 

Und ging es wild zu mit der Mannschaft in Hannover?

Willi Koslowski: Ja, wir haben ordentlich gefeiert und wenig geschlafen. Wir kamen morgens alle nach Hause, zum Hotel in Bad Nenndorf, da wurde sich dann ein bisschen frisch gemacht. Wir sind danach aber pünktlich zum Bahnhof und mit dem Zug nach Gelsenkirchen gefahren.

 

Und da gab es einen großen Empfang.

Willi Koslowski: Ja, wir sind ja hier in Gelsenkirchen noch am alten Bahnhof angekommen. Dort standen dann so 20 geschmückte Limousinen. Ich war auf dem ersten Wagen, zusammen mit dem Oberbürgermeister Geritzmann, Berni Klodt und Helmut Sadlowski. Wir sind dann die Hofstraße in Gelsenkirchen hochgefahren Richtung Schalker Markt. Da haben sie dann einen Anhänger gehabt, auf den man mit Leitern draufsteigen konnte, auf dem sind wir dann vorgestellt worden, so dass uns alle sehen konnten. Da haben wir gefeiert, bevor die Feier auch noch fast eine ganze Woche weiter ging, in den ganzen Kneipen an der Glückauf-Kampfbahn. Da war die ganze Woche lang Betrieb.

 

Das muss eine besondere Stimmung sein in der Stadt.

Willi Koslowski: Es gab ja auch im Grunde genommen nur Fußball. Alle, die hier und in der Nähe gewohnt haben, waren da. Die ganzen Kneipen waren voll, wenn wir gespielt haben. Die meisten Personen, die nur Arbeit kannten und Schalke, gingen um 11:00 Uhr zum Frühschoppen und um 15:00 Uhr ist dann gespielt worden. Da waren auf einen Kilometer vielleicht 15 Kneipen. Und die waren alle voll.

 

In der Zeit setzte ja langsam auch schon die Kohlekrise ein, so dass die ersten Zechen geschlossen wurden…

Willi Koslowski: Wir hatten in der Zeit damals Vollbeschäftigung, wir hatten alle Arbeit. Und wir hatten eine Firma, direkt gegenüber von der Glückauf-Kampfbahn, Glas und Spiegel hieß die, dort war ich fast 30 Jahre angestellt. Der Direktor war der persönliche Freund vom Ernst Kuzorra, der hat auch im Stadion einen Ehrenplatz gehabt. Also das konnte man so bezeichnen, „Ehrenplatz”, das war einfach so eine Bank, ein bisschen gepolstert, nicht so wie heute eine Loge. Die Firma hatte Arbeitsplätze, so viele wie wir wollten, der eine im Versand, der andere im Büro. Das waren dann immer so 10 bis 15 Spieler, die dort gearbeitet haben.

 

Mussten Sie denn, jetzt mal durch die Blume gesagt, wirklich acht Stunden am Tag ran?

Willi Koslowski: Nein, ich war dort Versandmeister geworden, und da habe ich schon eine gewisse Verantwortung gehabt. Aber der Chef hat immer gesagt, wenn wir mal auswärts gespielt haben, dann sollten wir doch schon entweder mal einen Tag freimachen oder erst um 10 Uhr kommen. Wir haben immer frei gekriegt, auch als ich 1962 zur WM in Chile gefahren bin, da habe ich von der Firma dann Sonderurlaub bekommen. Den haben sie mir bezahlt – und der Deutsche Fußballbund hat den auch noch mal bezahlt – weil die Firma einen Spieler hatte, der Erfolg hatte und bei der WM dabei war, so als Dankeschön oder Geschenk.

 

Würden Sie sagen, das war das Highlight ihrer Fußballkarriere?

Willi Koslowski: Auch, aber ich sage jetzt mal, als 21-Jähriger bei der Deutschen Meisterschaft als Jüngster auf dem Platz zu sein, das war natürlich das Größte. Und dann sind da natürlich noch die drei Europapokalspiele und die WM in Chile. Was ich besonders in Erinnerung habe, waren die Europapokalspiele gegen Kopenhagen. Das erste Spiel in Kopenhagen haben wir 3:0 verloren. Und auch dort ist abends ein Bankett gewesen, und da haben die Kopenhagener gesungen und uns mehr oder weniger ausgelacht. Als wären wir schon rausgeflogen, aber es gab ja noch ein Rückspiel. Und da haben wir uns gedacht ‘Guck mal, die lachen uns aus, wir verstehen die zwar nicht, aber die lachen uns aus’. Die singen da und ‘Hoch die Tassen!’ haben sie sich angeprostet, die Spieler und der Vorstand. Ja, und vierzehn Tage später war das Rückspiel in der Glückauf-Kampfbahn. In der Zwischenzeit haben wir dann trainiert, mit unserem Trainer Eddi Frühwirth, der vorher die Nationalmannschaft in Österreich trainiert hatte, der war ein ganz erfahrener, sehr guter Trainer. Er war der beste Trainer, den ich hatte. Und die haben uns dann in der Spielersitzung gesagt ‘Wenn die kommen, müssen wir uns alle zerreißen. Das Ding ist noch umzubiegen’. Zu der Zeit war es noch nicht so, dass die auswärts geschossenen Tore doppelt gezählt haben. Aber 3:0 war ja trotzdem schon etwas. Und dann kamen die Kopenhagener, wir waren vorbereitet und mussten jetzt nur noch ein bisschen Glück haben. Wir führten 2:0, dann schossen sie das 2:1, dann schossen wir das 3:1, 4:1, und dann schossen sie das 4:2. Fünf Minuten vor Schluss stand es also 4:2 für uns. Aber wir mussten ja drei Tore aufholen. 4:2 hätte nicht gereicht, da wären wir ausgeschieden. Und ich war auf der rechten Seite, Günter Brocker, der linke Verteidiger, kam mit nach vorne, und wir haben gestürmt, wir wollten jetzt unbedingt das fünfte Tor machen. Das wäre dann Unentschieden gewesen und es hätte wenigstens ein Entscheidungsspiel gegeben. Und ich bin auf der rechten Seite, ich flank den Ball rein, der Günter Brocker kommt und macht ein Kopfballtor, drei Minuten vor Schluss. Und der Schiedsrichter pfeift ab. Damals gab es dann keine Verlängerung, sondern es gab ein drittes Spiel in Enschede. Und da haben wir 2:0 gewonnen. Da sind die Kopenhagener rausgeflogen.

 

Und gab es danach wieder ein Bankett?

Willi Koslowski: Ja, ja, da gab es ein Bankett. Wir waren noch so fertig, haben uns aber gefreut und gejubelt. Das war natürlich eine Sensation, drei Tore aufzuholen und dann kurz vor Schluss noch das dritte Tor zu machen, und schließlich das Entscheidungsspiel in Enschede zu gewinnen. Das nächste Spiel war bei den Wolverhampton Wanderers und wir haben dort 2:2 gespielt. Danach kamen sie zu uns und wir haben 1:0 gewonnen. Also waren wir wieder weiter. In der nächsten Runde haben wir Atlético Madrid zugelost bekommen. Zuerst haben wir im Bernabéu-Stadion gespielt – die haben da gespielt, weil es größer war und sie sich mehr Zuschauer versprochen haben. Da ist dann der Kalli Borutta in der ersten Halbzeit schon vom Platz gestellt worden, und wir haben 3:0 verloren. Im Heimspiel haben wir dann sogar in der zweiten Minute geführt, Hans Nowack machte das 1:0. Aber Atlético hatte einen Südamerikaner verpflichtet, Vava hieß der, der machte das 1:1, so dass wir ausgeschieden sind.

 

Hatte man noch lange Kontakt zu dieser alten Mannschaft um 58 rum?

Willi Koslowski: Weniger. Heiner Kördell und ich, wir sitzen ja auf der Tribüne zusammen, und der Manni Kreuz auch, aber mit den anderen nicht. Die wohnen ja auch ein bisschen weiter weg und sind ja auch schon älter, einige von der 58er-Mannschaft sind auch schon verstorben.“

 

Vielen Dank für das Interview!

Hannover: Der Bundesgerichtshof hat entschieden, dass die Abberufung von Martin Kind als Geschäftsführer der Hannover 96 Management GmbH wirksam ist und zugunsten des Hannoverschen Sportvereins von 1896 e.V. entschieden. Damit herrscht Klarheit im Rechtsstreit über die Wirksamkeit der Abberufung. Der BGH begründete seine Entscheidung damit, dass der Abberufungsbeschluss nicht gegen die grundlegenden Strukturprinzipien des GmbH-Rechts verstößt und daher nicht nichtig ist. Die Satzungsbestimmungen, die dem Aufsichtsrat das Recht zur Abberufung des Geschäftsführers einräumen, widersprechen nicht dem Wesen der GmbH. Auch der sogenannte Hannover-96-Vertrag zählt nicht zu den tragenden Prinzipien des GmbH-Rechts, und Verstöße gegen diesen Vertrag müssen zwischen den Vertragsparteien selbst geklärt werden. Das Gericht stellte fest, dass der Abberufungsbeschluss auch nicht sittenwidrig ist. Ein Verstoß gegen die Satzung macht einen Beschluss zwar anfechtbar, aber nicht sittenwidrig. 

Nach dem Urteil des BGH wird Martin Kind in den Aufsichtsrat der Hannover 96 GmbH & Co. KGaA wechseln und weiterhin als Geschäftsführer mehrerer Tochtergesellschaften von Hannover 96 tätig sein. Die Hannover 96 Sales & Service GmbH & Co. KG bleibt alleiniger Gesellschafter aller Hannover-96-Gesellschaften, mit Ausnahme der Komplementär-GmbH der Hannover 96 GmbH & Co. KGaA. Der Vorstand des Hannoverschen Sportvereins von 1896 e.V. begrüßte die Entscheidung des BGH und betonte, dass das Handeln des Vereinsvorstands rechtmäßig war. Man hätte den Gang zum BGH gerne vermieden, freut sich aber über das Ergebnis und dankte Martin Kind für seine Arbeit, die den Verein in die 1. Bundesliga und ins internationale Geschäft geführt hat.

Bremen: In Bremen wird seit dem 30. Juni 2024 das Weserstadion wieder offiziell seinen traditionellen Namen tragen, da der Immobilienkonzern Wohninvest insolvent gegangen ist. Vor und nach der ersten Umbenennung protestierte die aktive Szene in Bremen gegen den kommerziellen Namen. Allerdings soll der  Stadionname möglicherweise bald wieder durch einen kommerziellen Namen ersetzt werden, da finanzielle Mittel für den Umbau des Stadions zwischen 2008 und 2010 benötigt werden. Der Vorsitzende der Geschäftsführung des SV Werder Bremen erklärte, dass Gespräche über mögliche Lösungen für das Namenssponsoring laufen. Es ist noch offen, ob es sich um einen vollständigen Verkauf des Namens, eine Teil-Lösung oder eine andere Variante handeln wird.

Dresden:  Die aktive Szene von Dynamo Dresden organisierte einen Kinobesuch für 900 Kinder aus Kinderheimen, Kitas, Familienzentren, Horten und Tagesgruppen, indem sie den größten Kinosaal in Sachsen mieteten. Die Aktion wurde durch die Einnahmen des Dynamischen Weihnachtsmarktes im Dezember 2023 finanziert. Sie ermöglichte es den Kindern den Film „ICH – einfach unverbesserlich“ zu sehen. Neben Eintritt bezahlten die Dresdner auch Getränke und Snacks. Die Veranstaltung verlief reibungslos und die Kinder konnten einen angenehmen Vormittag im Rundkino Dresden genießen. 

Norwegen: Die norwegischen Behörden haben eine Ausnahmegenehmigung erteilt, die die Nutzung von Pyrotechnik in der höchsten Liga unter bestimmten Bedingungen erlaubt. Diese Entscheidung folgte intensiven Gesprächen zwischen Fußballfunktionären, Ministerien und Fanvertretern. Die Kulturministerin, die Justizministerin, der Norwegische Fußballverband, der Norwegische Ligaverband und die Norwegian Supporter Alliance waren in den Entscheidungsprozess eingebunden. Die Präsidentin des NFF betont die Bedeutung der verantwortungsvollen Nutzung der neuen Regelung, um sowohl die Fankultur als auch die Sicherheit im Stadion zu gewährleisten. Generalsekretär Karl-Petter Løken bezeichnet die Regelung als wichtigen Schritt zur Regulierung der Pyrotechniknutzung, die in der Vergangenheit oft unsicher war. Die Umsetzung der Richtlinien und die Zusammenarbeit aller Beteiligten sind entscheidend für den Erfolg der neuen Regelung.

Trondheim: Das Heimspiel von Rosenborg Trondheim gegen Lillestrøm SK in der norwegischen Eliteserien wurde abgebrochen, nachdem die aktiven Fans beider Lager Tennisbälle auf das Spielfeld warfen. Die Aktion war ein Protest gegen den Einsatz des VAR.  Die Heimseite begann den Protest, was zu einer ersten Unterbrechung führte und die Spieler in die Kabinen schickte. Nach Wiederaufnahme des Spiels setzten die Gäste aus Lillestrøm den Protest fort, warfen ebenfalls Tennisbälle und zeigten ein Spruchband mit der Forderung nach Abschaffung des VAR. Das Spiel wurde erneut unterbrochen, und der Stadionsprecher warnte vor einem möglichen Abbruch bei weiteren Störungen. Trotz der Warnung wiederholten beide Fanlager die Aktionen, was schließlich zum endgültigen Abbruch führte.