Glück auf Schalker,
mit dem Sieg am vergangenen Spieltag konnten wir wichtige Punkte gegen den Abstieg in Gelsenkirchen behalten. Am heutigen 20. Spieltag steht erneut ein Heimspiel an. Mit dem 1. FC Magdeburg empfangen wir den aktuellen Tabellendritten. Mit Ambitionen auf den Aufstieg werden die Gäste alles dafür geben, als Sieger den Platz zu verlassen. Aber das unsere Mannschaft es mit Vereinen aus den oberen Tabellengefilden aufnehmen kann, hat sich schon des Öfteren bewiesen. Somit kann es für uns nur eine Marschrichtung geben: FC Schalke stürm’ nach vorne, schieß’ ein Tor!
Seit vergangener Woche dominiert auf Schalke vor allem ein Thema die Berichterstattung – der Start der Genossenschaft “Auf Schalke eG”. Die Diskussionen dazu scheinen genauso erwartbar wie die bekannten gespaltenen Lager rund um eine Ausgliederung. Während einige Schalker in der Genossenschaft endlich eine Alternative zur Rechtsformänderung und einen eigenen Schalker Weg für die Zukunft sehen, schielen andere weiterhin lieber auf Einzelpersonen, die in Zukunft das große Geld bringen sollen.
Rund um den Start der Auf Schalke eG hat Matthias Tillmann die Gründung als „wichtigstes Projekt seit dem Bau der Arena“ bezeichnet. Ob man das so hoch hängen möchte, muss jeder für sich selbst beurteilen. Fakt ist jedoch, dass der Verein nach Jahren der Kritik mit der Gründung der Genossenschaft eine Antwort darauf liefert, wie Schalke trotz der Rechtsform des e.V. an Geld gelangen soll. Und dieser Weg soll als Gemeinschaft und vor allem selbstbestimmt gegangen werden.
Der Verein hat im Vorfeld bereits grob skizziert, was mit dem eingesammelten Geld passieren soll. In einem ersten Schritt geht es um den weiteren und vor allem schnelleren Abbau der immensen Schulden, insbesondere wohl den Corona-Darlehen, um die enorme Zinslast pro Jahr zu reduzieren. In späteren weiteren Schritten soll dann Geld für infrastrukturelle Projekte wie beispielsweise den Bau eines Nachwuchsleistungszentrums genutzt werden, damit der Verein auch in Zukunft wettbewerbsfähig aufgestellt ist.
Egal wie nostalgisch man auf frühere Zeiten schaut: Fakt ist, ohne Geld funktioniert es im Profifußball nicht. Fakt ist, wir wollen auf Schalke Herr im eigenen Haus und selbstbestimmt bleiben. Fakt ist aber auch, dass die 250 Euro pro Anteil mit Sicherheit keine Investition sind, um daraus großen Profit zu generieren, sondern vielmehr eine ideelle Sache darstellen. Wer es sich leisten kann, sollte das Projekt in unseren Augen daher im Rahmen seiner Möglichkeiten unterstützen und einen oder auch mehrere Anteile zeichnen.
Wir haben bereits in einer vorherigen Ausgabe des Blauen Briefs unser Unverständnis darüber geäußert, dass die Gründung der Genossenschaft bei St. Pauli medial recht positiv bewertet und auf Schalke eher kritisiert wurde. Weder bringt uns auf Schalke eine weitere ideologische Debatte zu einer Rechtsform weiter, noch hilft uns schlechte Stimmung oder Gejammer über die aktuellen Probleme und Schwierigkeiten. Wir müssen es schaffen, den Blick positiv nach vorn zu richten, an uns selbst zu glauben und das Ruder rum zu reißen. Die große Stärke unseres Vereins war immer die unglaubliche Wucht und große Masse an positiv Bekloppten, wie man unter anderem an den Zuschauerzahlen in der vergangenen Saison erkennen konnte. Es ist natürlich durchaus legitim, wenn man dem Modell der Genossenschaft kritisch gegenübersteht und (noch) keine Anteile zeichnen möchte. Jedoch bringt es niemanden etwas (außer Futter für die Presse), wenn man das Modell durchweg zerredet und Stimmung macht. Der Verein hat diesen Weg jetzt eingeschlagen und es kann eigentlich nur im Interesse aller sein, wenn dieser Weg erfolgreich ist.
Neben den Zeichnungen von Einzelpersonen, haben wir uns als Ultras Gelsenkirchen dazu entschlossen, die Möglichkeit als Fanclub beziehungsweise juristische Person zu zeichnen, ebenfalls zu nutzen. Damit wollen wir unseren Teil dazu beitragen, eine Antwort auf die aktuellen finanziellen Probleme des Vereins zu liefern. Mit der Hoffnung, die Rahmenbedingungen zu schaffen, um in Zukunft ein nachhaltiges, stabiles und gesundes Fundament aufzubauen, damit auf Schalke wieder langfristig erfolgreicher Fußball gespielt werden kann.
FC Schalke 04 e.V. – 1.Fussballclub Nürnberg, Verein für Leibesübungen e.V. 3:1 (3:1)
Vor dem Spiel
Die Vorfreude auf das Spiel gegen unsere Freunde aus Nürnberg war den meisten trotz des relativ frühen Treffpunkts ins Gesicht geschrieben. Mit Bier vom Fass und belegten Brötchen wurde sich auf die Partie vorbereitet. Auch spielerisch waren die Erwartungen hoch. Immerhin war eine Besserung der Leistungskurve zu sehen und Nürnberg konnte seit sage und schreibe 30 Jahren nicht mehr bei uns gewinnen. Wie bereits in der letzten Ausgabe beschrieben, wird zukünftig eine neue Zaunfahne den Oberrang zieren, welche an alle verstorbenen Schalker erinnern soll. Gebührend weihten wir diese vor dem Spiel in einer Schweigeminute mit Fackeln und einem Spruchband ein: „Ein letztes Glückauf – In Gedenken an alle verstorbenen Schalker & Glubbfans“.
Auch unsere Brüder aus Nürnberg hatten erst vor kurzem mit Hetzel einen tragischen Verlust erleiden müssen. Wir überreichten vor dem Spiel auf dem Rasen eine in rot gehaltene Ausfertigung der Zaunfahne an die Nürnberger, um auch Anteil am Verlust aller Glubbfans zu nehmen.
Nordkurve Gelsenkirchen
Die prall gefüllte Nordkurve startete mit einem lauten „Du bist das was uns am Leben hält, Schalke ist das geilste auf der ganzen Welt..“ in die Partie. Mit einer Gasse und dem dazugehörigen „Stadion gehn‘“ sollte die Kurve etwas aufgelockert werden. Und siehe da, direkt stand es nach einem Standard 1:0 für Königsblau. Schalke spielte von nun an überlegen und konnte kurz darauf in der 15. Minute auf 2:0 erhöhen.
Doch während die meisten noch den Treffer feierten, verkürzte Nürnberg auch schon auf 2:1. Trotz der nach wie vor bestehenden Führung wirkte die Nordkurve sichtlich mitgenommen und konnte nicht an die vorher gute Lautstärke anknüpfen. Auch auf dem Platz wurden plötzlich zu viele Räume gelassen und die Nürnberger waren nun besser in der Partie.
Doch kurz vor der Halbzeit sorgte Sylla mit seinem zweiten Tor für Erleichterung. Die ausgebaute Führung wollte man sich in der zweiten Hälfte auf keinen Fall nehmen lassen, so dass mit „auf geht’s Schalke Kämpfen und Siegen“ der Rücken gestärkt wurde. Sowohl das Spiel als auch das Treiben auf den Rängen plätscherte von nun an etwas vor sich hin. Mit Wechselgesängen und „Steht auf, wenn ihr Schalker seid“ wurde nochmal versucht das ganze Stadion mitzunehmen. Alles in allem ein verdienter und wichtiger Sieg für Königsblau.
In der Anfangsphase war der Support der Nordkurve durchaus gut. Wenn man das ganze Spiel betrachtet, fehlte jedoch die Durchschlagskraft und man blieb weitestgehend hinter den eigenen Erwartungen.
Gegner
Unsere Freunde zeigten vor dem Spiel ein Spruchband für unsere verstorbenen Mitglieder Fabian und Drüse. Den Gästeblock beflaggten die Nürnberger ansehnlich und auch der Tifo-Einsatz war gut zu betrachten. In ruhigen Phasen von uns waren die Gäste ab und an zu vernehmen, alles in allem konnten sie aber nicht an den letzten Auftritt bei uns anknüpfen.
Nach dem Spiel
Bevor die Gäste die Heimreise nach Nürnberg antraten, ließen wir noch gemeinsam bei Speis und Trank den Tag gemütlich ausklingen.
Freunde
Neben unseren Freunden im Gästeblock war eine Abordnung aus Enschede zu Gast – vielen Dank für euren Besuch!
Nordkurve Nürnberg
Aktuelle Lage
Letzten Samstag gastierten unsere Freunde aus Nürnberg bei uns in der Arena. Der Ausgang dieses Spieles sollte jedem bekannt sein, der FC Schalke 04 gewann deutlich mit 3:1.
Gestern ging es im heimischen Max-Morlock-Stadion gegen die Elf aus Darmstadt weiter, ehe es nächsten Samstag zu unserem heutigen Gegner aus der ehemaligen DDR geht. In zwei Wochen empfängt der FCN zu Hause den jüngsten Aufsteiger SSV Ulm.
VAK-P Enschede
Aktuelle Lage
Seit der letzten Ausgabe fand für unsere Freunde lediglich das letzte Auswärtsspiel im Ligamodus der Europa League in Malmö statt. Hierzu findet ihr in dieser Ausgabe einen ausführlichen Reisebericht.
Malmö FF – FC Twente Enschede 2:3 (1:1)
Nach dem Spiel bei Olympiakos Piräus stand mit dem Auswärtsspiel bei Malmö FF meine zweite internationale Auswärtstour in dieser Saison mit den Jungs vom FCT an.
Während VAKP schon längere Zeit in Malmö verweilte, war für uns Urlaub sparen angesagt und so machten wir uns erst Donnerstag früh im Auto auf den Weg. Die Fahrt verlief inklusive der Fähre ziemlich entspannt, sodass wir noch vor dem Fanmarsch das Stadion erreichten. Dieser kam mit einheitlichen roten Jacken und einigem an Pyro ordentlich daher und gemeinsam ging es dann rein in den relativ tristen Neubau.
Die Heimseite hatte eine kleine Choreo vorbereitet, die mit Rauch ansehnlich untermalt wurde. Der Gästeblock startete in das Spiel mit einer ordentlichen Pyroshow. Auf beiden Seiten gab es guten Support, wobei ich von der Heimseite nach vorherigen Spielbesuchen in Schweden etwas mehr erwartet hätte.
Dank zweier Elfmetertore und einem 3:2 Auswärtssieg kann Twente noch von der nächsten Runde träumen. Dafür braucht es einen Sieg gegen Besiktas und eine Niederlage eines vor Twente platzierten Teams. Wenn ihr diesen Text lest, ist die Entscheidung schon gefallen.
Wir verabschiedeten uns nach Abpfiff von unseren Freunden und machten uns ohne Blocksperre direkt auf den Heimweg, da am nächsten Tag noch ein paar Stunden Arbeit an standen, bevor es ins Freundschaftswochenende mit dem FCN gehen sollte. Etwas übermüdet waren wir vor dem Berufsverkehr schon wieder im Ruhrpott und konnten nach wenigen Stunden Schlaf alle nochmal auf der Arbeit vorstellig werden. Home-Office sei Dank.
Alles in allem war es zwar eine anstrengende, aber auch sehr coole Tour. Gerne in der nächsten Runde nochmal! Schalke und der FCT!
Komiti Skopje
Aktuelle Lage
Die mazedonische Liga befindet sich weiter in der Winterpause. Aktuell bereitet sich der FK Vardar in der Türkei im Trainingslager auf den Rückrundenstart in zwei Wochen vor. Aktuelle Neuigkeiten gibt es daher noch nicht zu vermelden. Dies ändert sich dann voraussichtlich in der kommenden Ausgabe, wenn für unsere Brüder vom Balkan die erneute Mission Klassenerhalt startet.
Curva Sud Siberiano
Aktuelle Lage
Wie in der letzten Ausgabe berichtet, durften Dank eines erfolgreichen Einspruchs gegen das Gießkannen-Gästeverbot nun doch Fans am vergangenen Sonntag aus Salerno zum Auswärtsspiel nach Pisa reisen. Die Entscheidung wurde erst wenige Tage vor dem Spiel öffentlich, dennoch war der Gästesektor in der Arena Garibaldi mit 900 angereisten Gästen ausverkauft. Über das Spiel gibt es wiederum leider nicht viel Gutes zu berichten. Zwar stand Salernitana schon nach 13 Minuten nach einer Roten für Pisa mit einem Mann mehr auf dem Platz, jedoch reichte die Leistung nicht für die wichtigen drei Punkte. So musste man mit einer 1-0 Niederlage die Heimreise antreten. Aktuell belegt die Granata Platz 18 und ist damit in einer gefährlichen Zone der Tabelle. Für die nächsten Spiele heißt es daher, nochmal alles Verfügbare abzurufen und das Ruder rumzureißen. Das morgige Heimspiel bestreiten die Salernitani gegen den Tabellenvierten Cremonese aus der Lombardei.
Entwicklung der Stimmung der Nordkurve Gelsenkirchen
Nach längerer Zeit melden wir uns mal wieder mit „Blick in die Kurve“ zurück. Im letzten Bericht dieser Rubrik haben wir uns mit der Entwicklung unseres Tifos beschäftigt, nun blicken wir auf die Entwicklung der Stimmung der Nordkurve Gelsenkirchen.
Wenn man ab und zu mal in Foren oder Social Media hängen bleibt und dort diverse Beiträge der hiesigen Fanlandschaft liest, kommen einem zwangsläufig irgendwann die folgenden Sätze vors Auge: „Die scheiß Ultras mit ihrem Singsang“, „Spielunabhängiger Support“ oder „Früher im Parkstadion, da war noch richtig echte Stimmung“. Aber ist das tatsächlich so?
Darauf kann man wohl keine richtige Antwort geben. Stimmung ist immer auch subjektiv und das Parkstadion war einfach eine andere Zeit. Der legendäre Catweazle bestimmte den Support und die Ultrabewegung hatte noch nicht auf Schalke Einzug gehalten. Natürlich gab es die glorreichen Nächte in der Uefa-Cup Saison. Die Geburtsstunde von „Steht auf, wenn ihr Schalker seid“. Man wird sicherlich einige Beispiele finden und die Generation von damals hat sicher auch viel Nostalgie in sich, welche einen scheinbar besseren Eindruck verstärkt. Diese Zeit aber als stimmungsvoller zu bezeichnen – das ist wohl weit hergeholt. Nicht ohne Grund setzten sich die Vorgängergruppen der UGE zusammen und entschieden, dass sich etwas ändern muss. Bereits im Parkstadion wurde also am Support gearbeitet und verschiedene Dinge ausprobiert, um die Stimmung zu verbessern.
Mit der Gründung von Ultras Gelsenkirchen im Jahre 2002 sollte die triste Zeit endgültig ein Ende finden und eine organisierte Fankultur auf Schalke geschaffen werden. Dies war in unserer von Kutten geprägten Heimkurve gar nicht so einfach. Zu Beginn des Arenazeitalters entsprach der typische Nordkurvengänger noch dem Stereotyp „Hans Pollak“: 35 bis 50 Jahre alt, Schnäuzer, Wampe und immer nen Pappbecher Bier in der Hand. Organisierten Support in Form von großen Fahnen und Megaphon kannte man nicht, und was man nicht kennt, das mag man nicht. Die logische Konsequenz war, dass es zu regelmäßigen Konflikten zwischen unserer Gruppe und anderen Schalkern kam. Nicht selten endeten diese auch nonverbal. Da die Leute aber irgendwann merkten, dass es sich bei UGE nicht um einen Haufen pubertierender Blagen handelt, sondern wirklich etwas bewegt werden soll und sich auch gewehrt wird, nahmen die Auseinandersetzungen ab. Nur noch vereinzelt gab es etwas Stress mit fliegenden Gegenständen in unsere Richtung.
Als Standort wählten wir zu Beginn der Gruppengeschichte den I-Block. Hier sollte der Schulterschluss mit dem im Oberrang ansässigen Supporters-Club erfolgen. 2003 kam der Umzug in den Block N4. Wir versprachen uns mit dem Wechsel ins Herz der Kurve, mehr Impulse setzen zu können und die breitere Masse anzusprechen. Da wir dort auch heute noch stehen, erwies sich dieser Schritt als richtig.
Als Vorsängerpodest fungierte eine Bierkiste und unser erster Vorsänger Simon stand dort mit einem einfachen Handmegaphon. Dieser prägte dann auch jahrelang die Nordkurve als Taktgeber – die Älteren werden sich erinnern. Dies war eine Zeit, in der der koordinierte Support auf Schalke immer mehr Fuß fasste und akzeptierter wurde. Die Liedauswahl kann damals noch als recht schlicht beschrieben werden. Man beschränkte sich größtenteils auf Schlachtrufe und alteingesessene Kurvenlieder. Die hohe Anzahl an Auswärtsfahrern bescherte uns auch damals schon öfter laute Auftritte, auch wenn die Kreativität noch zu wünschen übrig ließ. Erst im Laufe der Zeit, auch bedingt durch Besuche in Europa oder bei unseren Freunden, setzten sich melodische Lieder durch, welche die kreativen Köpfe in unserer Gruppe zu unser Eigen machten und sich als wahre Dichter erwiesen. Bis heute ist es unser Anspruch, nichts aus deutschen Fankurven zu kopieren, sondern der Nordkurve einen eigenen Stil aufzudrücken.
Zur Saison 2005/2006 wurde die Bierkiste im Block durch ein Vorsängerpodest vor der Nordkurve ersetzt. Hier beteiligten wir uns auch finanziell an den Kosten. 2008 wurde das Megaphon in Block N4 durch zwei Lautsprecher am Podest abgelöst. Ziel der Neuinstallation war eine bessere Koordination unseres Haufens. Jeder sollte die Einsätze und das Tempo mitbekommen. Selbstverständlich sprach man damals noch nicht von einer großen Lautsprecheranlage, unser Einflussbereich war noch viel zu klein. Der Schritt war aber sehr wichtig und immer mehr junge Leute orientierten sich zur Mitte der Kurve. Dennoch waren die Heimspiele ein grundlegendes Problem und wir mussten uns auch damals schon oft eingestehen, dass die Stimmung der Kurve unwürdig war und keine akzeptable Lautstärke zustande kam. Letztlich zog die Masse bei den Gesängen und Schlachtrufen nicht mit. Ein Umstand, mit dem wir uns als Gruppe nicht zufrieden geben wollten und den es unbedingt zu ändern galt.
Nach dem Auswärtsderby im Februar 2008 bekam unser damaliger Vorsänger Simon ein Stadionverbot ausgesprochen. Diese Baustelle traf uns ehrlich gesagt unerwartet und die feste Stelle musste auf einmal neu besetzt werden. Unser Mitglied Haengi sprang in die Bresche und etablierte sich auf dem Zaun. Man nutzte diese Umstellung für ein kleines Experiment. Die ersten fünf bis sechs Heimspiele dienten als Testphase: Wir verzichteten auf das Megaphon. Damit wollten wir den ewigen Nörglern und Meckerern die Chance geben zu beweisen, dass die Stimmung ohne Vorsänger besser ist. Wir beteiligten uns in dieser Testphase natürlich an den angestimmten Gesängen im Block oder stimmten auch selber welche an, nur halt ohne Vorsänger. Man erhielt erfreulicherweise viel Feedback und Vorschläge, wie man es zukünftig noch besser machen könnte. Die Stimmung war in dieser Zeit wirklich ein Desaster und es waren sich alle einig, dass der Vorsänger unverzichtbar ist. Allerdings sollte er mehr als Koordinator statt als Vorsänger dienen. Das heißt, er sollte angestimmte Gesänge aus der Kurve aufgreifen und über das Megaphon weitertragen sowie selbst Lieder anstimmen und nicht mehr durchgehend durchs Megaphon singen.
Fortan leitete also Haengi die Koordination der Nordkurve. Aber auch hier musste sich schnell ein Ersatzmann bereit machen. Bei einem krankheitsbedingten Ausfall Haengis in Gladbach kam Kanne an das Megaphon und ging auf den Zaun. Dieser machte seine Aufgabe sehr ordentlich und so kam es, dass die beiden diesen Job von da an als Team übernahmen. Als Haengi dann zeitnah auch von einem SV betroffen war, kam es dazu, dass Dennis zu Kanne als zweiter Vorsänger stieß. Dennis hatte bereits Erfahrungen als Vorsänger beim Testspiel in Wien oder gelegentlich auf der Treppe in der Nordkurve gemacht und war die logische Wahl als Ergänzung zu Kanne. Das Team, welches jahrelang die Nordkurve als Taktgeber prägen sollte, war geboren. Eine weitere Änderung dieser Zeit war die Installation eines Trommlers auf dem Podest. Ziel war es, dass die Kurve sich noch besser am Trommler und der Geschwindigkeit der Lieder orientieren kann. Wie bekannt sein sollte, hat diese Veränderung bis heute Bestand.
Ein wichtiger Meilenstein, nicht nur in unserer Gruppengeschichte, sondern auch für die Entwicklung der Nordkurve Gelsenkirchen, war die Einführung des „Vorwärts Nordkurve!“-Projektes Anfang des Jahres 2011. Das Zeitalter des Nebeneinanderherlebens sollte vorbei sein. Wir wollten die Kräfte der Nordkurve bündeln und eine einheitliche Kurve schaffen. Erste Erfolge konnten mit den Besuchen unserer Amateure wie beispielsweise in Münster gemacht werden. Wir nutzten diese Besuche fernab des Bundesliga-Alltags, um neue Lieder zu testen oder mit der Kurve zu experimentieren. So hatte man gute Auftritte in Uerdingen oder beim Spiel in der GAK gegen Chemie Leipzig, welches das Potenzial unseres Haufens zeigte. Wir entwickelten uns stetig weiter. Auch in der Arena hatten wir im Laufe der Jahre klare Verbesserungen und der Stimmungskern wurde immer weiter nach oben und in die äußeren Blöcke unseres Standorts erweitert. So konnte man schnell einen großen Halbkreis von Block N3 bis N5 unser Einzugsgebiet nennen. Eine Entwicklung, von der man in den 2000er-Jahren noch geträumt hatte. Dies brachte die Einführung einer Lautsprecheranlage mit der Installation zweier weiterer Hörner in Block N3 und N5 mit sich, sodass wir auch hier die Leute besser erreichen konnten. Auch außerhalb der Stadien halfen die Jungs und Mädels von VNK gut mit und verteilten mit uns bei einem Heimspiel auf Wunsch vieler Stadiongänger Liederfibeln rund um die Arena. So konnten wir das Liedgut der Nordkurve weiter nach außen tragen.
Apropos Liedgut. Wie weiter oben schon erwähnt, kopieren wir keine Melodien aus deutschen Kurven. Alteingesessenes und lang etabliertes Liedgut ist da natürlich ausgenommen. Als Beispiel sei da „Von der Elbe bis zur Isar“ genannt, welches schon damals von vielen Vereinen gesungen wurde. Jedes einzelne unserer eigens geschaffenen Kurvenlieder zu erwähnen oder gar auszuwerten, würde hier den Rahmen sprengen, aber sicherlich gibt es einige Beispiele. Den „Mythos vom Schalker Markt“ kann man aufzählen, welcher auch heutzutage noch in besonderen Momenten gesungen wird. Damals bei der Entstehung im Jahre 2011 verursachte er wohl bei allen Stadiongängern Gänsehaut und wurde sehr schnell in der Kurve etabliert, was uns einen einmaligen Moment in der Hauptstadt bescherte. Die gesamte Schalker Kurve schmetterte im Pokalfinale 2011 gegen den MSV das Lied in den Berliner Nachthimmel. Aber hier gibt es auch eine negative Seite der Medaille, da der “Mythos“ in der Folgesaison vom Publikum einfach zu oft und in falschen Momenten angestimmt wurde. So drohte dieser fast, ziemlich ausgelutscht zu werden. Also mussten wir von unserer Seite gegensteuern. Natürlich gibt es auch genug Situationen, wo die Etablierung neuer Gesänge nicht geklappt hat. Man merkt oft schon beim Einsingen und Testen vor dem Spiel, ob Potenzial für die breite Masse da ist oder eben nicht. Auch gab es Lieder, welche länger gesungen, aber irgendwann wieder verworfen wurden. Als Beispiel sei „Wir sind die Jungs ganz in blau und weiß“ auf die Melodie von Mrs. Robinson genannt. Die Durchschlagskraft aus unserer Kurve war hier einfach nicht so richtig gegeben und in der Canstatter Kurve Stuttgart wurde diese Melodie ein ziemlicher Kracher. Also “überließen” wir diese damals den Stuttgartern und bewarben sogar im Blauen Brief, diesen Gesang nicht mehr anzustimmen. Als positives Beispiel der jüngeren Vergangenheit kann man sicher „Eine Stadt erstrahlt in Blau“ erwähnen. Zur Melodie von „Linkin Park – In the End“ etablierte sich dieses Lied schnell in der Nordkurve, gehört zum festen Repertoire und kommt oftmals lautstark rüber. Wenn wir von einem selbst kreierten Lied überzeugt sind und es einführen oder in der breiten Masse testen wollen, wird dies meist im Blauen Brief auf der letzten Seite abgedruckt. Also schaut dort gerne regelmäßig rein, wenn euch ein neuer Gesang in der Kurve begegnet. Nach der Erweiterung der Lautsprecheranlage im heimischen Stadion war die Installation von zwei weiteren Vorsängern und Trommlern in den Außenblöcken ein weiterer Schritt, um den Support zu verbessern. Hierzu entschied man sich, da Schalker aus diesen Bereichen in Gesprächen betonten, dass die persönliche Ansprache per Handmegaphon nochmals mehr motiviert. Rückblickend ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung für die Nordkurve Gelsenkirchen. Auch unsere Gruppe passte sich an und verteilte sich mehr zu den Außenpodesten, sodass wir mit unserer Aufstellung im Block mehr in die Breite als in die Höhe gingen. Nach Etablierung der Außenvorsänger wurde auch die Lautsprecheranlage um den Block N2 erweitert, da auch dort schon eine höhere Bereitschaft der Leute zu erkennen war, sich aktiv zu beteiligen. So konnte parallel zur Erweiterung des optischen Supports in Form von Fahnen auch die Stimmung der Nordkurve gesteigert werden und wir hatten einen ganz anderen Status geschaffen, als noch in den ersten zehn bis 15 Jahren Ultras Gelsenkirchen.
Bekanntermaßen hing Kanne nach der Coronapause das Megaphon nach mehr als zehn Jahren an den Nagel. Wir nutzten die Umstellung für Anpassungen auf dem Podest. Dennis blieb als Hauptvorsänger auf dem großen Podest in N4 und unsere anderen Jungs am Megaphon rotieren von Spiel zu Spiel zwischen Mittel-und Außenpodest. Auch auswärts verteilen sich unsere Vorsänger und Trommler oft weiter in die Blöcke oder in verschiedene Ränge, sodass die breitere Masse von den Ansagen der Jungs profitieren kann. Dies zeigt einen klaren Aufwärtstrend in vielen Gastauftritten. Die Lautsprecheranlage in der heimischen Nordkurve wurde auf die komplette Gerade und den I-Block erweitert und mittlerweile können wir einen wirklich guten Trend bei der Mitmachquote verzeichnen. In vielen Heimspielen hat nahezu die gesamte Gerade bei Armeinlagen die Hände oben. Wenn man betrachtet, dass Heimspiele jahrelang unser Sorgenkind waren, ist das schon eine starke Entwicklung.
Die letzte Umstellung, die just in der Hinrunde dieser Saison in der Nordkurve stattgefunden hat, ist die Vergrößerung der Außenpodeste. So befindet sich jetzt auch jeweils ein Trommler auf diesen und die Kurve kann sich hier noch besser am Takt und dem Tempo orientieren.
Was bleibt also hängen? Die Nordkurve Gelsenkirchen hat eine gute Entwicklung im Bereich Stimmung gemacht und wird sich hoffentlich noch weiter steigern. Leider sind auch die letzten Jahre des sportlichen Verfalls nicht spurlos an unserer Fanszene vorbei gegangen und zu oft zieht einen die Leistung auf dem Rasen runter. Somit konnten wir nicht immer unser volles Potenzial abrufen und die Nordkurve hinkte so manches mal ihrem Ruf hinterher. Trotzdem ist die Geschichte unseres erreichten Standards durchaus sehr positiv zu bewerten und wir werden weiter daran arbeiten, dass die Nordkurve Gelsenkirchen lautstark und kreativ bleibt. Für Schalke.
Polizeieinsatzkosten bei Hochrisikospielen
Am 14. Januar hat das Bundesverfassungsgericht nach beinahe zehnjährigem Rechtsstreit geurteilt, dass die Erhebung von Gebühren für den polizeilichen Mehraufwand bei “Hochrisikospielen” der Fußball-Bundesliga mit dem Grundgesetz vereinbar ist.
Zugrunde lag dem Urteil eine Verfassungsbeschwerde der DFL, nachdem die Freie Hansestadt Bremen 2014 ihr Gebührengesetz dergestalt angepasst hatte, dass der Veranstalter (im Fall von Bundesliga-Spielen also die DFL) von erfahrungsgemäß gewaltgeneigten Großveranstaltungen zur Zahlung einer Gebühr verpflichtet ist und der DFL einen Gebührenbescheid in Höhe von 425.000 Euro zukommen ließ. Und eins ist klar: Das Bremer Gebührengesetz wurde auf Fußballspiele maßgeschneidert.
Pro Saison werden in den ersten beiden Ligen regelmäßig circa 50 Partien als Hochrisikospiele eingestuft; bei Einsatzkosten des Staatsapparates von insgesamt etwa 20 bis 30 Millionen Euro pro Saison.
In Zukunft bleibt abzuwarten, was den gemeinen Fußballfan erwartet, der bereits jetzt Woche für Woche einem Überaufgebot von paramilitärischen Hundertschaften und übermotivierten BFE- und USK-Lemmingen gegenübersteht. Wie viele Einsatzkräfte, Wasserwerfer, Pferde, Hunde und sonst was für einen Spieltag “benötigt” werden, entscheidet dabei einzig und allein die Polizei und zwar nicht etwa in Absprache mit der DFL oder dem Heimverein. Eine unabhängige Kontrolle findet nicht statt. Am Ende eines ereignislosen Spieltages haben Polizei und Innenminister dann gut Reden. So liest man des Öfteren Sätze wie “Die Einsatzstrategie hat sich bewährt” oder “die Polizei hat Schlimmeres verhindert”; und ohne die vierstellige Anzahl maskierter Staatsdiener werden Kriegsszenarien heraufbeschworen.
Einzelne Bundesländer haben bereits angekündigt, mit ähnlichen Gesetzen nachziehen zu wollen oder sich gar dafür einzusetzen, eine “bundeseinheitliche Lösung” zu finden, wie auch immer diese letzten Endes aussehen mag. Und wer zahlt am Ende die Zeche? Die DFL wohl kaum. Diese hat vielmehr bereits angekündigt, die Polizeigebühren von den spielausrichtenden Heimvereinen zurückfordern zu wollen. Und den Vereinen bleibt wohl kaum eine andere Möglichkeit, als die Kosten auf welche Art auch immer auf die Stadionbesucher abzuwälzen – etwa durch steigende Ticketpreise.
Das Problem daran drängt sich geradezu auf. Wer nämlich bestimmt darüber, wie viele Einsatzkosten an einem Spieltag anfallen und dem Bundesland in Rechnung gestellt werden? Die Polizeibehörden selbst. Dabei ist es vollkommen egal, ob der Heimverein das Spiel offiziell als Hochrisikospiel deklariert hat oder nicht. Im öffentlichen Raum – sprich außerhalb des Stadions – kann die Polizei eigene Maßstäbe definieren. Kommt diese also zu einer “besonderen Gefahrengeneigtheit” der Veranstaltung, darf sich der Polizeichef über ein paar Nullen mehr auf seiner Rechnung freuen. Und wer gerne viel Geld verdienen möchte, der schreibt möglichst viele fette Rechnungen. Eines Tages kommen auch neutrale Begegnungen wie Schalke gegen Karlsruhe nicht mehr ohne 1.000 zusätzliche Ordnungshüter aus.
Außerdem darf man sich fragen, wie es in Zukunft um sonstige Großveranstaltungen, wie zum Beispiel Volksfeste, bestellt ist. Machen diese ebenfalls wegen “erfahrungsgemäß zu erwartender Gewalthandlungen” den Einsatz von zusätzlichen Polizeikräften erforderlich? Immerhin wurden alleine im Jahr 2024 während des Oktoberfestes in München mehr als 700 Straftaten verzeichnet; mehr als ein Drittel der Gesamtzahl, der in einer Saison zur Anzeige gebrachten Straftaten im Zusammenhang mit Fußballspielen der ersten, zweiten und dritten Bundesliga zusammen!
Alles in allem ein mehr als bedenkliches Zeichen der Rechtsprechung vor dem Hintergrund eines durch die Polizeibehörden erschaffenen Erzfeindes auf den Tribünen dieses Landes. Es bedarf wohl einmal mehr des Zusammenhalts in der Fan-Landschaft, um zu zeigen, dass der Aggressor nicht Trikot trägt, sondern Uniform!
Fingerabdruck-Zwang rechtmäßig
Zunächst legen wir euch in aller Kürze den Sachverhalt dar, bevor wir zu unserer Einordnung kommen:
Das Oberlandesgericht Bremen bestätigt die Urteile der vorherigen Instanzen in Bezug auf die unter Zwang erwirkte Entsperrung eines Smartphones bei einer Hausdurchsuchung. Ein Mann wollte den Beamten sein Telefon nicht freigeben. Daher fixierten sie ihn. Gegen die Zwangsmaßnahme setzte er sich zur Wehr, woraufhin er im Nachgang eine Anzeige wegen Widerstandes gegen Vollstreckungsbeamte nach § 113 Abs. 1 StGB erhielt. Der nun Angeklagte sah sich jedoch gerechtfertigt durch Abs. 3 desselben Paragraphen, da er die Diensthandlung für nicht rechtmäßig erachtete. Als Begründung sah er sein Recht verletzt, bei einer Maßnahme gegen sich selbst nicht mitwirken zu müssen. Das OLG Bremen erachtete die Sachlage allerdings anders. Er sei zwar nicht zum Mitwirken verpflichtet, müsse die erkennungsdienstliche Maßnahme nach § 81b Abs. 1 StPO allerdings auch unter Zwang über sich ergehen lassen.
So weit, so schlecht. In diesem Fall ging es um den Widerstand des Mannes gegen die Zwangsmaßnahme und nicht um die Auswertung der Daten auf seinem Handy. Sie scheint also vom Wortlaut des oben genannten Paragraphen der Strafprozessordnung “[…] dürfen Lichtbilder und Fingerabdrücke des Beschuldigten auch gegen seinen Willen aufgenommen […] werden” gedeckt zu sein. Ob die Auswertung der Inhalte des Smartphones nun durch die Cops erfolgt ist oder nicht, wissen wir nicht. Aufgrund der Erfahrung, die wir im Kontext Fußball als aktive Fans gesammelt haben, ist jedoch damit zu rechnen. Das Entsperren des Handys via Face-ID könnte mit dem Paragraphen ähnlich gedeutet werden. Und was dann mit unseren Daten passiert, weiß keiner, außer den Cops. Generell sind private Chats und Fotos nichts, was die Bullen zu interessieren hat. Hier gefährdet ihr nicht nur eure Privatsphäre sondern auch die eurer Freunde und Familie. Im Zweifel werden die Daten gegen einen selbst verwendet. Was uns bleibt, ist also nur, sich zu schützen. Insbesondere an Spieltagen sollte man das eigene Telefon mindestens mit einem Passwort schützen. Noch besser ist es natürlich, permanent sein Telefon sicher zu machen. Das gelingt noch besser, indem man sensible Apps wie Messenger zusätzlich mit Passwörtern schützt. Falls man durch die Staatsmacht ohne Durchsuchungsbeschluss dazu gedrängt wird, sein Passwort herauszugeben, kann man sich darauf berufen, sich nicht zu erinnern. Also denkt immer daran: Cops sind weder Freund’, noch Helfer. Und: Kein Wort zur Polizei, es wird immer gegen dich verwendet.
Die Beerdigung von Ernst Kuzorra
„Ein letztes Glückauf – In Gedenken an alle verstorbenen Schalker und Glubbfans“ stand auf großen Buchstaben in der vergangenen Woche vor der Nordkurve. Vor 35 Jahren ist wohl einer der größten Schalker aller Zeiten verstorben. Natürlich in erster Linie als Spieler und nicht als Fan bekannt, aber kaum einer lebte diesen Verein bis zuletzt so wie Ernst Kuzorra. Vielleicht auch nur logisch, dass selbst die Beerdigung von ihm alles andere als „normal“ ablief.
Wie so oft, ist an vielen kuriosen Geschichten aus unserer Geschichte der damalige Präsident (1989 – 1993) Günter Eichberg beteiligt. Eichberg pflegte nach eigener Aussage ein inniges Verhältnis zu Ernst Kuzorra und war somit nicht nur in seiner Funktion als Präsident betroffen, als er im Bahamas Urlaub aus der Zeitung erfuhr, dass Kuzorra am Neujahrsmorgen des 01.01.1990 verstorben ist.
Eichberg musste sich nun beeilen, um rechtzeitig zur Trauerfeier wieder in Gelsenkirchen zu sein. Da er einen seiner geplanten Flüge aber verpasste, half all die Hetze nichts und er erschien erst drei Stunden nach der Beisetzung im Gelsenkirchener Rathaus. Rund 1.000 Menschen verabschiedeten zuvor die Schalker Vereinslegende und für die Presse war es natürlich ein gefundenes Fressen, dass ausgerechnet zu diesem Ereignis der ansonsten gerne in der Öffentlichkeit stehende Eichberg fehlte.
Wie so oft war es dann Charly Neumann, der einen Ausweg aus dieser misslichen Lage fand. Charly organisierte kurzerhand eine Wiederholung des Trauerzuges samt Kranzniederlegung in einem kleinen Kreis, ehe Kuzorra endgültig seine letzte Ruhe fand. Dass die Spinner von der Bild-Zeitung daraus ein “Ernst Kuzorra wurde zweimal beerdigt” machten, ist zwar nicht verwunderlich, aber trotzdem schäbig. Immer wieder musste Günter Eichberg in der Folge beschwören, dass sie sich lediglich für ein Foto um das Grab herum gestellt haben und der Sarg natürlich nicht für diese Zwecke noch einmal ausgegraben wurde. Ob diese gesamte Aktion dennoch als pietätlos bezeichnet werden kann, ist natürlich nicht von der Hand zu weisen, so oder so ist unser ruhmreicher Club aber um eine Geschichte reicher.
Ein letztes Glückauf, in Gedenken an Ernst Kuzorra.
München: Die Anhänger des TSV 1860 München erhoben schwere Vorwürfe gegen die Polizei nach dem Auswärtsspiel in Saarbrücken. In einem Video ist zu sehen, wie ein Polizist einen Löwen-Fan am Saarbrücker Hauptbahnhof die Treppe hinunter getreten hat. Der Vorfall wird nun von der Bundespolizei und der Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts auf Körperverletzung im Amt untersucht. Laut Fanberichten war die Anreise friedlich, doch am Bahnsteig sei die Staatsmacht von Anfang an aggressiv aufgetreten, insbesondere die Hundeführer. Während die Polizei die Fans zur Treppe drängte, hat ein Beamter einen Fan unvermittelt in den Rücken getreten, woraufhin dieser stürzte und verletzt liegen blieb. Der Hund des Polizisten setzte dem Fan nach. Der Polizist selbst hat sich aber mehr um seine verlorene Taschenlampe als um den Verletzten gekümmert. Ein Fanbeauftragter wurde hinzugezogen, doch die Polizei soll behauptet haben, der Fan habe nach dem Hund getreten. Fans die Vorort waren, widersprechen dieser Darstellung und kritisieren das Verhalten der Polizei als übertrieben aggressiv und nicht deeskalierend. Dies ist wiedermal ein weiteres Beispiel für Polizeigewalt gegen Fußballfans.
Frankfurt: An diesem Spieltag startet bis zum Saisonende in insgesamt neun deutschen Stadien der 1. und 2. Bundesliga ein Pilotprojekt, in dem die Schiedsrichter ihre Entscheidung aus der „Review Area“ via Stadiondurchsagen erklären und für alle Zuschauer verständlich machen sollen. So wird beispielsweise bei der Partie Düsseldorf gegen Ulm, in Frankfurt oder München die Spielfortsetzung weiter verlangsamt und Emotionen hinausgezögert. Ob sich die teils zweifelhaften Entscheidungen wirklich verbessern, ist nur schwer vorzustellen. Sicherlich ein Schritt in die falsche Richtung, der zeigt, dass der einzig richtige Schritt wäre, das Theater zu beenden und VAR endlich wieder abzuschaffen.