Bitte stelle dich kurz vor.
Zusatz bei den beiden aktuellen AR: Welche Aufgaben hattest du in den vergangenen zwei Jahren im Aufsichtsrat?
Ich bin Moritz Dörnemann, 42 Jahre alt, gebürtiger Gelsenkirchener und seit meiner Jugend eng mit Schalke 04 verbunden. Beruflich bringe ich rund 20 Jahre Erfahrung im Finanzwesen mit, was mir fundierte Kenntnisse in finanzieller Planung und Risikomanagement ermöglicht. Seit sechs Jahren bin ich im Aufsichtsrat tätig, und in den letzten drei Jahren war ich stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender sowie Mitglied des Sportausschusses, wo ich mich insbesondere auf die Einhaltung unserer Budgets als Baustein unserer wirtschaftlichen Stabilisierung konzentriert habe.
Warum kandidierst du (erneut) für den Aufsichtsrat des FC Schalke 04? Was qualifiziert dich für die Arbeit im Aufsichtsrat? Warum sollten die Mitglieder dir am 16. November ihre Stimme geben?
Schalke liegt mir am Herzen, und ich möchte weiterhin daran arbeiten, den Verein in eine stabile und erfolgreiche Zukunft zu führen. Mit meiner beruflichen Erfahrung in der Finanzwelt bringe ich Kenntnisse und Kompetenzen ein, die Schalke in diesen herausfordernden Zeiten benötigt.
In meinen ersten Jahren im Aufsichtsrat habe ich miterlebt, wie es dem Verein trotz sportlichem Erfolg an klaren Strukturen und finanziellen Richtlinien fehlte. Hohe Ausgaben und riskante Wetten auf die Zukunft belasten Schalke noch heute. In dieser Hinsicht haben wir den Verein mittlerweile professionalisiert. In den vergangenen drei Jahren lag dann der Schwerpunkt auf der wirtschaftlichen Konsolidierung, um Schalke nach schweren finanziellen Einschnitten durch Abstieg, Corona-bedingte Geisterspiele, steigende Zinsen und die Trennung von Gazprom wieder zu stabilisieren und zugleich die Schalker Identität zu bewahren.
Nun ist es an der Zeit, die sportliche Entwicklung konsequent voranzutreiben und unseren FC Schalke wieder auf ein langfristig konkurrenzfähiges Niveau zu führen. Dafür setze ich mich ein, und ich glaube, dass meine bisherige Arbeit im Aufsichtsrat zeigt, wie ernst ich diese Aufgabe nehme.
Wie beurteilst du die aktuelle Situation des Vereins? Welche Entwicklungen siehst du positiv? In welchen Bereichen siehst du Verbesserungsbedarf und nicht ausgeschöpfte Potentiale?
Die finanzielle Stabilisierung sehe ich als positive Entwicklung – wir sind auf einem guten Weg, wieder solider zu wirtschaften. Auch die verstärkte Einbindung von jungen Talenten und die Entwicklung im Nachwuchsbereich sind Schritte, die uns langfristig helfen werden. Gleichzeitig gibt es noch viel zu tun, vor allem sportlich. Der aktuelle Tabellenstand entspricht nicht unseren Ansprüchen. Der Aufbau einer soliden Mannschaft, die nicht ständig neu zusammengestellt werden muss, ist eine Aufgabe, die wir konsequent verfolgen müssen.
Wie bewertest du die Arbeit des Aufsichtsrates in den letzten Jahren? Wie stehst du zum eingeschlagenen Weg der finanziellen Konsolidierung und wie schätzt du die bisherige Umsetzung ein? Siehst du darin eine nachhaltige Erfolgsaussicht?
Der Aufsichtsrat hat in den vergangenen Jahren mit hoher Priorität an der finanziellen Stabilisierung des Vereins gearbeitet, was richtig und notwendig war. Dabei konnten wir die Schulden deutlich reduzieren und eine Basis schaffen, die Schalke wieder Flexibilität und Spielraum für gezielte Investitionen gibt. Ich halte den eingeschlagenen Weg für richtig und sehe darin die Grundlage für eine nachhaltige Erfolgsaussicht. Ein finanziell stabiler Verein hat langfristig die besten Chancen, auch sportlich erfolgreich zu sein. Allerdings müssen wir uns bewusst machen, dass das Vermeiden finanzieller Risiken in einem Fußballverein sportliche Risiken mit sich bringt – hier haben wir in der Vergangenheit nicht immer das richtige Maß gefunden und müssen zukünftig mehr Mut beweisen.
Wie beurteilst du die aktuelle sportliche Situation und insbesondere unsere Strukturen in den sportlichen Bereichen des Vereins?
Die sportliche Situation bleibt stark hinter unseren Erwartungen zurück, was mit dem großen personellen Umbruch im Sommer zu tun hat. Allerdings müssen wir schneller in den Tritt kommen, um nicht weiter hinter unsere Ziele zurückzufallen. Seit gut 15 Jahren fehlt uns Konstanz auf der Trainerposition – dort Stabilität zu entwickeln haben wir uns als Verein schon häufig vorgenommen, aber auch in den letzten Jahren nicht erreicht. Es gibt Talent und Potenzial, aber die Leistung der ersten Mannschaft ist noch nicht auf dem Niveau, das wir uns wünschen. Unsere Strukturen im sportlichen Bereich müssen effizienter werden und die Trainerteams und Scouting-Abteilung zielgerichteter arbeiten, um die richtigen Talente zu fördern und eine schlagkräftige Mannschaft aufzubauen. Es ist wichtig, dass wir eine klare Strategie für die sportliche Entwicklung haben und diese konsequent verfolgen. Jede Niederlage schmerzt und fühlt sich unnötig an. Gleichzeitig ist es gut zu sehen, dass wir in dieser Saison bereits deutlich mehr Spielzeit in junge Spieler investieren.
Welche konkreten Ziele hast du, wenn du gewählt wirst? Welche großen Herausforderungen siehst du in den kommenden drei Jahren deiner möglichen Amtszeit?
Mein Ziel ist es, Schalke auf ein stabiles Fundament zu stellen, sowohl sportlich als auch finanziell. Die größten Herausforderungen sehe ich in der weiteren Konsolidierung der Finanzen und dem Aufbau einer konkurrenzfähigen Mannschaft. Die Knappenschmiede spielt hier eine zentrale Rolle. Ich möchte daran arbeiten, dass Schalke nicht ständig auf externe Zukäufe angewiesen ist, sondern Talente selbst ausbildet, die dann die nächste Generation der Schalker Mannschaft bilden.
Wie bewertest du die aktuelle Zusammensetzung des Aufsichtsrats (Größe, Kooptationsmöglichkeiten etc.)?
Die Zusammensetzung des Aufsichtsrats ist ausgewogen, wobei ich es für sinnvoll halte, dass im Gremium verschiedene Kompetenzen vertreten sind. Die Größe und die Kooptationsmöglichkeiten ermöglichen es uns, flexibel auf neue Herausforderungen zu reagieren. Wichtig ist, dass der Aufsichtsrat konstruktiv zusammenarbeitet und die Schalker Werte und Interessen immer im Blick behält. Eine offene und kooperative Arbeitsweise im Aufsichtsrat ist dafür entscheidend.
Wie stehst du zur Rechtsform des eingetragenen Vereins beim FC Schalke 04? Welche Vor- und auch mögliche Nachteile ergeben sich dadurch für unseren Verein?
Die Rechtsform als eingetragener Verein hat für Schalke große Vorteile, da sie die Identität und Werte des Vereins bewahrt und die Fans in die Entscheidungsprozesse einbindet. Dadurch bleibt Schalke nah an den Menschen und schützt sich vor schnellen wirtschaftlichen Eingriffen von außen. Die Nachteile liegen vor allem in der begrenzten finanziellen Flexibilität, die durch externe Investoren möglich wäre. Die Antwort liegt aus meiner sich in der Genossenschaft – ein Modell, das die Schalker Werte respektiert, aber dennoch finanzielle Investitionen für die Zukunft ermöglicht.
Wie siehst du die Entwicklung des Profifußballs und wie kann und sollte der FC Schalke darin in Zukunft seinen Platz finden?
Der Profifußball verändert sich rasant, und gerade für Traditionsvereine wie Schalke wird es immer schwieriger, mit finanziell besser ausgestatteten Vereinen zu konkurrieren. Schalke sollte weiterhin auf eine enge Bindung zu den Fans und auf die Nachwuchsförderung setzen, um langfristig wieder zu seiner Identität und Stärke zu finden. Ich sehe Schalke als eine feste Größe, die auch ohne immense finanzielle Mittel erfolgreich sein kann, wenn wir geschickt und konsequent wirtschaften und unser sportliches Konzept langfristig aufbauen.
Wie stehst du zu aktuellen Entwicklungen in der DFL, wie z.B. dem geplatzten Anteilsverkauf oder auch der Fernsehgeldverteilung?
Insbesondere bei der Fernsehgeldverteilung sehe ich Reformbedarf: Die aktuelle Verteilung orientiert sich stark an der sportlichen Leistung und weniger an dem Zuschauerinteresse und der Bedeutung, die Traditionsvereine wie Schalke mitbringen. Das Hoffenheim mit unseren Sky Abonnements Bülter von uns kauft darf nicht sein und so kann es nicht weitergehen. Schalke und andere Traditionsvereine tragen erheblich zur Attraktivität der Liga bei – das muss bei der Verteilung deutlich stärker berücksichtigt werden. 50% der Einnahmen sollten gleichverteilt an alle Clubs gehen, die anderen 50% nach Interesse verteilt werden. Für diese Position müssen wir gemeinsam und als Gemeinschaft einstehen.