Glück auf Schalker,

nach zwei Siegen in der Liga und einem ganz passablen Pokalauftritt ist so langsam wieder etwas Licht am Horizont über Gelsenkirchen zu erkennen. Mit dem heutigen Gegner Elversberg steht uns eine Premiere bevor. Noch nie standen sich die beiden ersten Mannschaften der beiden Vereine in einem Pflichtspiel gegenüber. Die Schalker Fanszene verbindet mit Elversberg eher negative Gefühle. Grund ist allerdings nicht der Verein, sondern die Geschehnisse auf dem Rückweg von einem Spiel unserer Amateure ebenda im März 2009. Beim Umstieg in Koblenz kam es von einigen königsblauen Anhängern zum Diebstahl im Bahnhofsgebäude. Es folgte eine Auseinandersetzung mit den anwesenden Bullen inklusive Pfeffersprayeinsatz innerhalb des Anschlusszuges. Nachdem die Beamten aus dem Zug befördert wurden, setzte sich dieser zunächst in Bewegung, ehe es wenig später zurück in den Hauptbahnhof Koblenz gehen sollte. Hier folgte eine Personalienaufnahme sämtlicher erkennbarer Fußballfans, in Summe 50. Ende April 2009 trudelten völlig willkürlich und nach dem Gießkannenprinzip bei diesen Personen dann Stadionverbote, ausgesprochen vom DFB, für 1,5 Jahre ein. Ein harter Schlag für die königsblaue Fanszene. Aber auch aus dieser schwierigen Zeit ist man am Ende gestärkt hervorgekommen. Eine ausführliche Stellungnahme, zu den damaligen Vorfällen, findet ihr im Blauen Brief Nr.15 2008/2009 im Archiv auf www.ultras-ge.de

Zurück ins Hier und Jetzt. Auf dem Papier ist die Partie eine eindeutige Nummer. Aber der Aufsteiger aus dem Saarland gehört sicherlich zu den bisherigen Überraschungen in der Liga. Wer also meint, wir hauen die hier heute im Sparmodus aus der Arena, der hat sich ordentlich geschnitten. Es gilt somit wie eh und je: Vollgas auf dem Rasen und den Tribünen!

Am morgigen Samstag ist es bereits 15 Jahre her, dass die Schalker Legende Charly Neumann von uns gegangen ist. Wie seitdem üblich, ziert er das Cover der Novemberausgabe rund um seinen Todestag. Wir möchten an dieser Stelle abermals betonen, dass wir mit diesem Cover allen verstorbenen Schalkern und Schalkerinnen gedenken möchten. Ihr bleibt für immer unvergessen!

Wie ihr sicherlich schon gesehen habt, ist seit heute der Nordkurvenkalender 2024 erhältlich. Der Preis liegt bei 4 Euro + 6 Euro Mindestspende. Wie auch in den vergangenen Jahren fließen 25 Prozent vom Erlös in die Choreokasse und 75 Prozent werden für karitative Zwecke verwendet. Dieses Mal geht das Geld an die Gelsenkirchener Tafel. Kaufen könnt ihr das gute Teil bei unseren fliegenden Händlern rund um den Arenaring oder online unter https://nk-kalender.help-gelsen.de/ Im Gegensatz zu den letzten Jahren ist diesmal ausschließlich die Bezahlung über Paypal möglich.

Der Start des Nordkurvenkalenderverkaufs ist auch immer ein Zeichen dafür, dass Weihnachten vor der Tür steht. Passend dazu möchten wir diese Einleitung mit einer passenden Geschichte aus dem schier unendlich großen Fundus an Anekdoten rund um Charly Neumann beenden. Vor 32 Jahren wollte der FC Schalke das Spiel am 05.12.91 gegen die Frankfurter Eintracht nutzen, um für etwas Weihnachtsstimmung im grauen Parkstadion zu sorgen. Neben Schalker Adventsliedern, Wunderkerzen und passendem Gebäck wollte natürlich auch Charly seinen Beitrag dazu leisten. Und was sollte dazu passender sein, als dass sich unser 132 kg schwerer Charly als Engel verkleidet, an einen Kran hängt und so dann ins Stadion schweben wollte. Optimistisch wie eh und je stand auf seinem Wunschzettel: Dieses Jahr locker den Klassenerhalt, nächstes Jahr UEFA Cup und dann im darauffol5
genden Jahr um den Titel mitspielen. Die Tabellenplatzierungen hießen allerdings: 11, 10 und 14. Auch wenn die Probe am Kran hängend glückte, wurde die ganze Aktion kurzfristig und aus Sicherheitsgründen abgesagt. Lasst uns dennoch auch in den aktuellen bitteren Zeiten im Abstiegskampf der Liga Zwei etwas von Charlys Leichtigkeit und Optimismus bewahren. Auf geht´s!

FC Schalke 04 e.V. – Hannover 96 GmbH & Co. KGaA 3:2 (1:0)

Vor dem Spiel

Nach der Klatsche in Karlsruhe war die Anspannung bei jedem einzelnen schon in den Morgenstunden spürbar. Im Falle einer weiteren Niederlage gegen Hannover drohte der komplette Absturz in der zweiten Liga. Mit 96 kam zu allem Überfluss die beste Offensive der Liga zur schlechtesten Defensive. Aber Scheiß drauf! Irgendwie das Ruder herumreißen war die klare Devise.

Nordkurve Gelsenkirchen

Noch gebrandmarkt von der Vorwoche verzichteten wir auf sämtlichen Support vor dem Spiel. Erst zum Anpfiff wurde auf Betriebstemperatur hochgefahren. Glücklicherweise zeigte unsere Truppe von Beginn an ein ganz anderes Gesicht und startete engagiert in die Partie. Der gute Start färbte auch auf die Ränge ab und teilweise schaffte man es nach Chancen sogar die anderen Tribünen mitzureißen. Alles andere als selbstverständlich, bedenkt man die Ausgangslage. Kurz vor der Pause erlöste Lasme alle Blau-Weißen und ließ die Arena erstmals explodieren. Schalker Applaus zur Halbzeit. Hatte man auch länger nicht mehr.

Die Euphoriebremse folgte wenige Minuten nach dem Wiederanpfiff mit Hannovers Ausgleich. Die Kurve reagierte mit „Auf geht’s Schalke kämpfen und siegen“ und „Von der Elbe bis zur Isar…“ aber genau richtig und wenig beeindruckt. Auch unsere Jungs steckten den Kopf endlich mal nicht in den Sand und kämpften um jeden Meter. Der überragende Tempelmann belohnte sich und alle Schalker mit seinem Distanzschuss in der 72. Nur fünf Minuten später konnte Karaman sogar noch erhöhen und wohl allen ist in dieser Sekunde ein gigantischer Stein vom Herzen gefallen. Getragen von den beiden Treffern ging fast jedes Lied leicht von den Lippen. Aber Schalke wäre nicht Schalke, wenn es nicht nochmal spannend geworden wäre. Die sechs Minuten Nachspielzeit nach dem 2:3 fühlten sich dann eher wie sechs Stunden an. Am Ende stand aber der unfassbar wichtige Heimsieg. Nachdem sich die Mannschaft für die gezeigte Leistung zurecht feiern ließ, gab es direkt den klaren Auftrag für die kommenden Wochen einmal mehr hinterher: Auf geht’s Schalke kämpfen und siegen!

Gegner

Bei den rund 6.000 Hannoveranern im Gästeblock stand der Tag von Anfang an auch im Zeichen des bevorstehenden Derbys gegen Braunschweig. In der ersten Hälfte lieferten die 96er immer wieder ordentlich ab und verschafften sich auch in der Nordkurve Gehör. Die Kreativität des mitgebrachten Liedguts hatte aber sicherlich Luft nach oben. Herausheben kann man eine wirklich gute Hüpfeinlage. Nach dem Gegentreffer war der Stecker erstmal gezogen und bis auf die Momente nach dem Ausgleich schaffte man es nicht mehr, an den starken Beginn anzuknüpfen.

FC St. Pauli von 1910 e.V. – FC Schalke 04 e.V. 2:1 (0:1)

Vor dem Spiel

War es jahrelang selbstverständlich, wirkte es an diesem Dienstag schon fast ungewohnt, dass wir uns unter der Woche in die Busse zwängten und uns bereits zum dritten Mal in dieser Saison Richtung Hamburg aufmachten. Nach dem überlebenswichtigen Sieg gegen Hannover könnte gegen Pauli nun der nächste Schritt aus der Krise gemacht werden. Im Rückblick auf das Ligaspiel vor einigen Wochen, in dem die Mannschaft komplett chancenlos agierte, allerdings alles andere als erwartbar.

Nordkurve Gelsenkirchen

Wir erreichten das Stadion mehr als zeitig, sodass wir uns gut im Gästeblock aufstellen konnten. Die Stimmung ist wohl als okay bis ordentlich zu beschreiben. Auch wenn die Mannschaft besonders in der Verlängerung sichtlich Mühe hatte, mit dem Gegner Schritt zu halten, stimmte der Einsatz. Ein Fazit, welches sich auch auf die Kurve übertragen lässt. Der Einsatz und die Motivation hat bei allen gestimmt, egal ob beim Tifoeinsatz oder an den Stimmbändern. Das ging schon in Ordnung, auch wenn wir sicherlich keine Bäume ausrissen. Die Ausnahme bildete dabei die Phase nach dem 1:0. Hier sangen wir uns zum neuen Lied „S04 nur mit dir“ 20 Minuten in einen kleinen Rausch. Auch wenn das Spiel letztendlich verloren ging, konnte sich die Mannschaft nach dem Spiel ihren verdienten Applaus abholen. Es ist noch ein langer Weg aus dem Loch, in dem wir gerade stecken, aber wenn wie gesagt, Einsatz und Wille stimmt, werden wir da wieder gemeinsam rauskommen.

Gegner

Die Südkurve startete unter dem Motto „Spielt dasselbe Spiel nochmal“ mit der aus dem Ligaspiel bekannten Blockfahne in die Partie. Abgerundet wurde die Aktion mit bunten Wunderkerzen und den klängen der „Cantina Band“. Auch wenn die Blockfahne immer noch nicht so geil aussieht, eine ganz witzige Idee. Nachdem im Ligaspiel die Heimszene in Sachen Stimmung offensichtlich über sich hinaus gewachsen war, war es diesmal wieder nur der Mittelblock in der Südkurve, der zaghaft versuchte sich Gehör zu verschaffen. Natürlich wurde es wieder etwas lauter, wenn die anderen Tribünen mit eingestiegen sind, aber das war kein Vergleich zum letzten Spiel und wirklich gut war das diesmal nicht. Eine ausführlichere “Analyse” zur Stimmung bei St. Pauli, findet ihr in der letzten Ausgabe des Blauen Briefs, beim Bericht St. Pauli –1. FC Nürnberg.

Freunde

Wir bedanken uns bei den zahlreichen Komiti Skopje Mitgliedern, die uns wieder in Hamburg unterstützten.

1.Fußballclub Nürnberg e.V. – FC Schalke 04 e.V. 1:2 (0:1)

Vor dem Spiel

Der 12. Spieltag stand ganz im Zeichen der Freundschaft zwischen unseres Vereins und dem 1.FC Nürnberg. Im Voraus kündigte die Nordkurve Nürnberg eine große Choreo an, um der Partie einen würdigen Rahmen zu verleihen. Mit einer zweistündigen Verspätung und einer dicken Portion Unmut im Bauch ging es für viele Schalker per Schiene in Richtung Frankenland, wo unter entsprechendem Zeitdruck das Max-Morlock-Stadion rechtzeitig betreten werden konnte.

Nordkurve Gelsenkirchen

Bei uns auf den Rängen gab es stimmungsmäßig einige Höhen und Tiefen während des Spiels. Zwischen lauten Phasen, wo die Spieltagsschals mit in den Support eingebaut werden konnten, gab es auch einige Durchhänger, die mit dem Ausgleichstreffer von Florian Flick nicht besser wurden.

Die Nordkurve und unser Team rappelten sich gemeinsam auf und so konnten wir einige Gänge beim Singen unserer Lieder höher schalten. „Von der Emscher bis zum Bosporus“ und „ Schalke, nur du alleine“ ließen sicherlich einen bleibenden Eindruck im Stadion zurück. Mit dem Siegtreffer von Latza platzte der Gästeanhang und ließ sämtliche Emotionen heraus, die in einer lautstarken Hüpfeinlage zu „Wir sind Schalker“ endeten. Abgerundet mit der Nordkurve Gelsenkirchen Zaunfahne im Oberrang kann man unseren Auftritt als zufriedenstellend bezeichnen.

Erwähnenswert an dieser Stelle sind unsere Spruchbänder, wo wir Fabio weiterhin viel Kraft bei seinem Genesungsprozess schickten und die aktuelle Thematik beim FCN rund um deren Vereinsführung aufgriffen: “Wandel im Aufsichtsrat heißt nicht Revolution. Zum Wohle des 1. FC Nürnberg: Veränderung jetzt!”

Nordkurve Nürnberg

Die Nordkurve Nürnberg rund um Ultras Nürnberg präsentierte eine riesige Blockfahne in Form eines Schals, die von der Nordkurve über die Gegengerade bis zum Gästeblock ging.

„Ein Bündnis für die Ewigkeit – Rot Schwarze Schlachtenbummler – Kumpel und Malocher“

Zusätzlich gab es einen angefertigten Schal in dem gleichen Design für jeden Besucher, die nach herunterlassen der Fahne einheitlich als Schalparade zum Einsatz kamen.

Einen ausführlichen Bericht zur Entstehung der gigantischen und großartigen Choreografie findet ihr, geschrieben von einem Mitglied der Ultras Nürnberg, unter der aktuellen Lage von Nürnberg.

Erwähnenswert an dieser Stelle ist die Tatsache, dass sowohl beim Schalverkauf als auch bei der Durchführung der Choreografie jeweils Mitglieder der Schalker Fanszene aktiv mitgewirkt haben.

Im Block 9/11 konnte man Bewegung erkennen und zwischenzeitlich akustische Akzente wahrnehmen. Insgesamt konnte man sie dennoch selten im Gästeblock hören, was unter anderem auch an den baulichen Gegebenheiten des Stadions liegt.

Sonstiges

Nach Spielende packten wir unsere Klamotten fix zusammen und zogen in Richtung Nordkurve, wo gemeinsam bei einigen Kaltgetränken und Gesprächen das gemeinsame Bündnis gefeiert wurde, eh es bei einsetzenden Regen wieder zum Zug ging, der uns nach einer gefühlten Ewigkeit in der Nacht zurück in den Pott brachte.
Schalke und der FCN – ein Bündnis für die Ewigkeit!

Nordkurve Nürnberg

Nach der langen Auswärtstour nach Kiel mit einem 2:0 Sieg im Gepäck wurde die zweite Runde des DFB-Pokals ausgetragen. Zu Gast war ein anderer Club von der Ostsee – der FC Hansa Rostock, welcher in einem spektakulären Spiel bezwungen wurde. Erst in der fünften Minute der offiziellen Nachspielzeit konnte der FCN durch Felix Lohkemper den Ausgleichstreffer erzwingen, ehe in der anschließenden Verlängerung wieder Nürnbergs Nummer 7 zum 3:2 Endstand einnetzte. Der Glubb steht somit im Achtelfinale und trifft dort auswärts auf dem Betze auf den 1. FC Kaiserslautern. Der Traum einer Wiederholung vom Pokalsieg 2007 lebt also auch in diesem Jahr noch etwas.

Weniger Freude gab es dann für die Glubbfans am vergangenen Wochenende gegen unseren S04. Viele Worte müssen wir an dieser Stelle nicht verlieren, allerdings lassen wir ein Mitglied von Ultras Nürnberg zu Wort kommen und so findet ihr einen Spielbericht aus einer anderen Perspektive am Ende der aktuellen Lage.

Morgen pilgern die rot-schwarzen Schlachtenbummler nach Paderborn, ehe die Länderspielpause einmal Luft zum Durchatmen lässt. Doch nicht beim FCN, denn bevor es dann beim Karlsruher SC weitergeht, steht am Donnerstag, den 23. November noch die wichtige Jahreshauptversammlung des 1. FC Nürnberg e.V. an.

Gastbericht 1. FC Nürnberg e.V. – FC Schalke 04 e.V. 1:2 (0:1)

Es ist knapp eine halbe Stunde her, seit das Spiel gegen Schalke abgepfiffen wurde. Ich hole mir gerade mein erstes Bier. Ich sehe zwei Freunde von UGE, die mich direkt fragen, ob ich einen Bericht aus der Nürnberger Sicht für dieses Spiel schreiben möchte. Klar, kein Problem. Also sitze ich nun am Sonntag nach dem Spiel leicht verkatert am Laptop und versuche den gestrigen Tag Revue passieren zu lassen. Daher nun ein sehr persönlicher Bericht aus Sicht eines Nürnbergers.

Das Spiel begann für uns als Gruppe praktisch direkt mit dem Abpfiff unseres Derbys gegen die Westvorstadt. Direkt im Anschluss an die Arbeiten für die Derbychoreo begannen die Vorbereitungen für die geplante Choreo gegen Schalke. Von da an wurden im Lokal sämtliche Nähmaschinen auf ihre Belastbarkeit getestet. In den folgenden Wochen nähten, schnitten und klebten wir, teilweise auch in Nachtschichten, an der größten Blockfahne, die es je in Nürnberg gegeben hat.

Zusätzlich wurden noch über 20.000 Schals für dieses Spiel bestellt, die am Spieltag auch allesamt an den Mann und die Frau gebracht wurden. Die Leute rissen uns die Dinger förmlich aus den Händen. Umso erfreulicher, dass die gesamten Einnahmen in die sozialen Projekte der beiden Kurven fließen.

Die Gemütslage vor dem Spiel war in Nürnberg eigentlich recht optimistisch. Für Franken ein eher seltener Zustand. Man konnte zuletzt gegen Hertha, Kiel und im Pokal gegen Rostock gewinnen und war zudem zuhause seit längerer Zeit ungeschlagen. Auch Schalke kam nicht als Übermannschaft nach Nürnberg. Die Hoffnung auf etwas Zählbares war also groß bei allen Nürnbergern inklusive mir selbst. Und dazu muss man sagen: In Nürnberg wartet man darauf, endlich wieder drei Punkte gegen Schalke zu holen. Nicht, weil wir euch die Punkte nicht gönnen oder weil uns die Situation, in der sich Schalke befindet, gefällt. Nein! Aber – und so ehrlich möchte ich an dieser Stelle sein – es ist durchaus anstrengend, immer und immer wieder als Verlierer auf die Feste zu gehen. Niederlage bleibt Niederlage.

Aber zurück zum eigentlichen Spieltag. Dieser startete für die Gruppe bereits in den frühen Morgenstunden, um die letzten Aufbauarbeiten für die Choreo zu erledigen. Die Choreo war – wie eingangs erwähnt – ein Meilenstein in unserer Geschichte. Noch nie hatten wir uns an einer derart großen Blockfahne versucht. Im Vorfeld war es auch alles andere als sicher, ob dies auch so klappt, wie wir uns das vorstellten. Im Nachhinein waren alle Zweifel unberechtigt und die entstandenen Bilder entschädigen für den Aufwand in den letzten Wochen. Danke auch an alle Blau-Weißen, die bei der Durchführung geholfen haben.

Ein guter Start in das Spiel also.

Zum Sportlichen möchte ich eigentlich gar keine großen Worte verlieren. Aus meiner Sicht wäre ein Unentschieden gerecht gewesen. Es gab Phasen, da war der FCN besser und es gab Phasen, in denen S04 am Drücker war. Schlussendlich gab es dann für Schalke den Lucky Punch. Was allerdings jedem in Nürnberg im Verlauf der zweiten Halbzeit sauer aufstieß, waren die Entscheidungen des Unparteiischen.

Die Stimmung in der Nordkurve entwickelt sich bei uns leider so langsam zu einem echten Sorgenkind. Gerade in den jeweils ersten Halbzeiten der letzten Heimspiele ist die Stimmung teilweise massiv schlecht. Damit sind wir zwar immer noch besser als ein Großteil anderer deutscher Kurven – unserem Anspruch werden wir damit aber nicht gerecht. Wie es gehen kann, zeigen die Momente in der zweiten Halbzeit, als auch durchaus eine gute Lautstärke erzeugt werden konnte.

Auf der Gegenseite hat die Nordkurve Gelsenkirchen den erwartet starken Auftritt hingelegt. Man konnte auch das ein oder andere Mal die Gesänge bei uns in der Nordkurve vernehmen – was bei unserer Stadionakkustik bei weitem keine Selbstverständlichkeit ist. Besonderer Hingucker war die “Nordkurve Gelsenkirchen” Fahne, die die Bande zum Oberrang zierte. Danke auch an die Spruchbänder in unsere Richtung!

Nun konntet ihr die Punkte aus Nürnberg mitnehmen. Ich muss zugeben: Mit dem Tor und Abpfiff konnte ich kaum genervter sein. Am liebsten wäre ich sofort gegangen. Man musste als Nürnberger wieder als Verlierer auf den anschließenden Umtrunk mit der Schalker Szene gehen. Mit einem Tag Abstand nervt die Niederlage aus sportlicher Sicht auch immer noch. Nun kommt aber das, was diese Freundschaft so einzigartig macht: Kaum hat man das erste oder zweite Bier getrunken und mit den Freunden ein paar Wörter gewechselt, ist aller Ärger über das Spiel verflogen. Schalke und Nürnberg ist auch einfach viel mehr als das Sportliche beider Vereine. Es sind die Menschen, die dieses Bündnis ausmachen! Und genau deswegen werde ich auch in zwei Wochen im Gästeblock in Düsseldorf stehen, um den glorreichen FC Schalke 04 nach vorne zu schreien und einen Tag später den FCN in Karlsruhe zum Sieg zu peitschen.

Zum Abschluss bleibt zu hoffen, dass Schalke sich nun einigermaßen gefangen hat und sich aus dem Tabellenkeller befreien kann. Die Niederlage wird unsere junge Mannschaft hoffentlich auch nicht aus der Bahn werfen.

Jetzt bleibt die Vorfreude auf das Rückspiel in GE, in dem vielleicht Rot-Schwarz die Punkte behält.

Schalke und der FCN – ein Bündnis für die Ewigkeit!

VAK-P Enschede

Aktuelle Lage

Unsere Freunde aus den Niederlanden gehen weiter einen ziemlich erfolgreichen Weg in ihrer heimischen Liga. Die Veste macht ihrem Namen aktuell alle Ehre. So gewannen die Tukkers gegen Feyenoord bereits ihr fünftes Heimspiel in dieser Saison. Vor dem 2:1 Erfolg gegen Rotterdam gab es eine Choreo unserer Brüder zu bestaunen. Über den kompletten VAK-P wurde das Gesicht des bekannten VAK-P Zombies auf einer Blockfahne dargestellt. An der Balustrade hing ein Spruchband: „Griep ze bie de Strot!“, was auf deutsch „Packt sie an der Kehle“ bedeutet. Alles in allem mal wieder ein gelungenes Bild.

Letzte Woche ging es für die Roten zum FC Utrecht. Leider hatte Utrecht unseren Freunden nur 400 Karten zur Verfügung gestellt, was immerhin 400 mehr als letzte Saison waren. Als Grund nannte die Gemeinde Utrecht in Zusammenarbeit mit der Polizei Angst vor Ausschreitungen. Unsere Brüder entschieden sich dennoch für eine Anreise zum Spiel. Die 400 Tukkers gaben alles auf den Rängen und der FCT konnte sich trotz halbstündiger Unterzahl ein 1:1 Unentschieden erkämpfen.

Morgen Abend spielen die Roten zu Hause gegen NEC Nijmegen, bevor nach der Länderspielpause noch ein Heimspiel ansteht. Dann gastiert der Tabellenführer PSV Eindhoven beim FC Twente. Eindhoven konnte bisher alle elf Saisonspiele gewinnen. Hoffen wir, dass spätestens Twente für die erste Niederlage sorgen kann.

Komiti Skopje

Aktuelle Lage

Nach dem langersehnten zweiten Saisonsieg musste der FK Vardar ähnlich wie wir leider ein knappes Pokal-Ausscheiden hinnehmen. Im darauffolgenden Liga-Duell mit Brera Strumica konnte jedoch ein überraschender Auswärtssieg gefeiert werden, der die Rot-Schwarzen endlich wieder in direkte Schlagdistanz zu den anderen Abstiegskandidaten brachte. Das Nachholspiel gegen Struga wurde leider ebenso verloren wie das Derby gegen den Stadtrivalen Shkupi vergangenen Sonntag. Beides keine Überraschungen, da diese beiden Teams zusammen mit Shkendija aktuell die Liga dominieren und die Meisterschaft wohl unter sich ausmachen.

Komiti wurde der Besuch des Derbys natürlich verwehrt. Zum Heimspiel gegen Strumica zeigte die Kurve jedoch wieder einmal eine optische Aktion. Neben einem Spruchband vor dem Block von Komiti gab es ähnlich wie bei unserer Trikot-Choreo eine transparente 87 (Komitis Gründungsjahr ist 1987) die sich nach und nach mit rotem Rauch füllte. Abgerundet wurde das Kurvenbild mit Fackeln links und rechts am Rande des Blocks der aktiven Fanszene. Schön zu sehen, dass Komiti trotz des tristen mazedonischen Liga-Alltags weiterhin versucht, möglichst viele optische Aktionen zur Unterstützung der Mannschaft auf die Beine zu stellen.

Am morgigen Samstag spielt Vardar gegen den Mitaufsteiger Voska Sport vom Ohridsee. Mit einem Dreier könnte man erstmals seit langer Zeit die rote Laterne abgeben. Ajde Vardar!

Curva Sud Siberiano

Aktuelle Lage 

Der letzte Bericht über unsere Freunde aus Italien endete mit den Worten „vier Punkte aus neun Spielen sprechen ihre eigene Sprache“. Während sich an der zweiten Zahl etwas getan hat, ist die erste immer noch unverändert. Nach nunmehr elf Spielen stehen die Salernitani immer noch mit vier Punkten da und liegen damit auf dem letzten Tabellenplatz der Serie A.

Aber der Reihe nach. Undankbare Termine sind die Tifosi von Granata inzwischen ja gewohnt. In der laufenden Saison mussten sie zweimal am Montag, einmal am Mittwoch, zweimal am Freitag und viermal am Sonntag in der Liga antreten. Und so ging es an einem Freitag ins 750 Kilometer entfernte Genua in Norditalien. Über das Spiel müssen nicht viele Worte verloren werden. Obwohl die letzten 15 bis 20 Minuten des Spiels ansehnlich waren und die Mannschaft auch versuchte, das Gesicht nicht zu verlieren und den Ausgleich zu erzwingen, reichte die Leistung nicht und so verloren die Granatroten die Partie 0:1.
Vom Heimspiel in der zweiten Pokalrunde gegen Sampdoria am darauffolgenden Dienstag erhoffte man sich demnach nicht viel. Die Mannschaft aus Genua, die sich ein Stadion mit dem FC Genua teilt, ist vergangene Saison abgestiegen und spielt in der zweiten italienischen Liga. Die Fanszene, die freundschaftliche Kontakte nach Bari pflegt, war zahlreich angereist, um ihre Mannschaft zu unterstützen. Die Mannschaft jedoch war an dem Abend weniger gut aufgelegt und so konnte sich der Hausherr mit einem 4:0 in die nächste Pokalrunde spielen. Die Stimmung im Block war aufgrund der miserablen Situation in der Liga sehr verhalten und so verwehrte man dem Team jeglichen Torjubel und das anschließende gemeinsame Feiern.

Mit Spannung erwarteten die Salernitani das darauffolgende Heimderby gegen den amtierenden Meister und Feind Neapel. Die Moral und Einstellung sollte nach dem kleinen Erfolg im Pokal immerhin passen. Aufgrund diverser Vorkommnisse aus den letzten Jahren wurden keine Tickets an Napolifans aus der Region verkauft, weshalb die hiesige Fanszene nicht angereist ist. Die Heimkurve war zwar gut besucht, jedoch für ein Derby nicht so voll wie man es erwarten würde, was nicht zuletzt an den saftigen Ticketpreisen um die 40 Euro lag. Während der Partie wurden immer wieder Rauchtöpfe gezündet und die Stimmung auf den Rängen angeheizt, auf dem Platz ließ die Leistung der Mannschaft aber leider wieder einmal zu wünschen übrig und so verlor man das Spiel 0:2 chancenlos.

In den folgenden Partien gegen Sassuolo und Lazio erhofft man sich nun endlich die Trendwende, um in der Liga noch eine kleine Chance auf den Klassenerhalt zu haben. Bleibt abzuwarten, wie sich die Mannschaft präsentiert.

Interview Bergmann

Und weiter geht’s mit der Bergbau-Reihe. Heute gibt’s ein Interview mit einem Bergmann. Er wird euch aus erster Hand erzählen, was am Ende der Ära der Maloche Untertage noch am Mythos des Kumpel-Daseins dran war. Viel Spaß bei den spannenden Einblicken in das bewegende Interview.

Glückauf Klaus. Wir wollten uns heute mit dir treffen, um über den Zusammenhalt in Richtung Ende der Ära der Kumpel und Malocher zu sprechen. Magst du dich am Anfang einmal für die Leute, die dich nicht kennen, kurz vorstellen und erzählen, was deine Tätigkeiten unter Tage waren.

Klaus Herzmanatus: Glückauf!
Mein Name ist Klaus Herzmanatus. Ich bin mittlerweile 62 Jahre alt. Mit 15 Jahren habe ich 1976 auf der Zeche Hugo angefangen und meine Lehre zum Grubenelektriker gemacht. Über diesen Weg habe ich gleichzeitig parallel die Abendschule begonnen, weil ich mir gesagt habe, mit dem einfachen Hauptschulabschluss aus der Schule rauszugehen, ist auch nicht unbedingt der Sinn der Sache. Dann wollte ich eigentlich Bergtechnik studieren und habe sogar mein Fachabitur gemacht. Da ich jedoch zu jung war für manche Lehrer, die mir erklärt haben, dass ich erstmal Lebenserfahrung sammeln sollte, wurde das nichts. Das war für mich der Weg zu sagen: Okay, ich muss mehr in der Mitbestimmung machen. Somit wurde ich Jugendsprecher für die Auszubildenden auf dem Bergwerk. Nach meinem Fachabitur habe ich meinen Studienplatz abgesagt und bin in die andere Schiene gegangen. Jugendvertreter, Jugendsprecher, Betriebsrat.

Und wie ging es dann weiter?

Klaus: Bis zu meiner Freistellung 1987, von wo an ich nur noch Betriebsratsarbeit gemacht habe, war ich Revierelektriker. Dort, wo die Kohle abgebaut wird, machte ich die Elektroarbeiten. Mit meiner Freistellung als Betriebsrat habe ich kontinuierlich an Stimmen zugelegt, bis ich zum Schluss 1998 Betriebsratsvorsitzender wurde. Genau in einer der wohl schwierigsten Zeiten, in Richtung Ende der Zeche. Wir haben fast jedes Jahr auf der Straße stehen müssen, um für unsere Arbeitsplätze zu kämpfen. 1997 war dann der große Bergarbeiterkampf, als wir in der ehemaligen Bundeshauptstadt Bonn waren und sogar vier, fünf Tage dort auch übernächtigt haben. Unsere dorthin gekarrten Leute haben sich damals z.B. auch bei der FDP angekettet und so Sachen. Wir haben zig Gespräche geführt. Daraus resultierte, dass der Steinkohlebergbau weiter reduziert wurde, aber die Subventionen trotzdem bis 2018 gezahlt werden sollten. Man muss aber dazu wissen, dass die eigentliche Reduzierung des Steinkohlebergbaus schon in den 1960er Jahren anfing. Da wurden bereits die ersten zwei Bergwerke in Gelsenkirchen zugemacht. Graf Bismarck mit über 8.000 Beschäftigten, Dahlbusch 1966 mit 6.000-7.000 Beschäftigten. Daraus resultierend wurden halt eben immer mehr Zechen geschlossen. 1969, 1970 wurde die Ruhrkohle AG gegründet, die damals den Auftrag hatte, erst einmal alle Zechengesellschaften zusammen- und den deutschen Steinkohlebergbau geordnet zurückzuführen.

Nun aber wieder zurück zur Situation selbst in Gelsenkirchen, was auch den Schalke Fan mit Sicherheit mehr interessieren wird. Man muss sich mal vorstellen, in den 1990er Jahren haben wir im deutschen Steinkohlenbergbau allein in Gelsenkirchen über 30.000 Arbeitsplätze verloren. Wir haben 1993 das Bergwerk Hugo mit Consolidation/Nordstern zusammengelegt. Beide hatten je 5.000 Beschäftigte, das wurde in Summe auf 5.000 runtergefahren. 1998 kam die Entscheidung, mit der Zeche Ewald in Herten zusammenzugehen, die 5.000 Leute beschäftigte.

Wie lief das konkret ab? Sind die Kollegen dann rübergekommen zu Hugo oder sind sie weiter bei sich unter Tage gefahren, da die Schächte ja untereinander verbunden sind?

Klaus: Wir waren untertägig miteinander verbunden und darüber war das halt ebenso, dass man die Belegschaft einfach gemischt hat. Viele Leute wurden auf andere Bergwerke verlegt und wir versuchten die Kollegen auch in die freie Wirtschaft zu bringen. In diesem Zuge haben auch junge Leute das Bergwerk verlassen.

Ende der 1990er Jahre wurde im Zuge der Stahlmarktkrise die Entscheidung unser Bergwerk 2002 zu schließen vorgezogen auf 2000. Das lag daran, dass unsere geförderte Steinkohle, Kokskohle, für die Stahlproduktion verwendet wurde. Jetzt muss man sich vorstellen, ich war relativ jung als Betriebsratsvorsitzender. Und wir haben auch einen sehr jungen Betriebsratskörper gehabt. So, was machst du dann? Ich bin angetreten, um für meine Leute was zu tun und traf die Entscheidung für mich, dass ich bleibe, bis der letzte gegangen ist. Dann haben wir im Betriebsrat überlegt was sinnvoll ist zu tun. Resultat war das dann gegründete Bündnis für Arbeit vor Ort. Wir haben die Unternehmen, Unternehmensverbände, IHK und Politik alle mit ins Boot geholt. Mit dem neu entstandenen eigenen Jobcenter 2000, welches zur Hälfte von meinen Betriebsräten und zur anderen Hälfte aus dem Personalbereich besetzt war. So haben wir selbst Arbeitsplätze akquiriert. Das heißt, wir haben nicht gewartet, bis das Arbeitsamt kam und gesagt hat, so, wir haben da zehn Arbeitsplätze für euch, sondern unsere Leute sind los in die Industrie und haben gesagt: “Ey, wir haben hochqualifizierte Leute, könnt ihr nicht welche gebrauchen.” Ende vom Lied war, dass wir über 800 Kollegen in die freie Wirtschaft vermittelt haben. Das selbstständig als Bergwerk geschafft zu haben, war natürlich eine enorme Leistung.

Daneben haben wir einen Sozialplan ausgehandelt. Der enthielt, dass unseren Leuten beim Ausscheiden aus unserem Unternehmen mit Neustart in einem anderen Betrieb bis zu drei Jahre der komplette Lohnausgleich gezahlt wurde. Das heißt, wenn die auf dem Pütt 2.000 D-Mark verdient haben und im neuen Betrieb 1.500 D-Mark erhielten, bekamen die die 500 D-Mark vom alten Unternehmen. Das war natürlich eine gute Voraussetzung.

Trotz dessen, ich weiß nicht, wie viele Gesichter ich vor mir hatte, die mit Tränen in den Augen vor mir saßen und sagten: “Klaus, ich kann hier nicht weg, ich bin Bergmann, ich will hierbleiben”. Und du musst denen erklären: “Nee, du bleibst hier nicht. Auch du gehst”. Teilweise musste ich den Kollegen dann auch in den Arsch treten, was schon sehr bitter und heftig war. Wenn man sie heute wieder trifft, sagen alle immer: “Danke, dass du das gemacht hast”. Im Endeffekt war der Weg der wahrscheinlich Richtige, den man gehen konnte. Im Bergbau gab es halt eben keine Zukunft.

Was man nicht vergessen darf, sind aber auch die Arbeitsplätze, die neben dem Bergbau verloren gegangen sind. Zum Beispiel wurden auch die Kokereien zugemacht. Man sagt, an jedem Arbeitsplatz im Bergbau hängen zwei in der freien Wirtschaft. So erklärt sich auch, dass wir in den 1970er Jahren in Gelsenkirchen etwa 390.000 Einwohner hatten. Wir haben jetzt aktuell rund 255.000. Wir haben wirklich sehr, sehr viele Arbeitsplätze und Einwohner verloren. Die sind halt eben der Arbeit hinterher.

Bis hierher waren das ja schon einige Punkte aus deinem Leben auf dem Pütt. Was hat dich dazu bewogen, Bergmann zu werden? Der Beruf zählte ja auch damals schon zu den riskantesten und anstrengendsten. Kannst du dich noch an deine ersten Tage unter Tage erinnern? War der Zusammenhalt unter den Kumpeln so, wie der viel besagte Mythos es immer beschreibt?

Klaus: Das war die logische Schlussfolgerung aus meiner Familiengeschichte. Ich habe in der vierten Generation auf Hugo angefangen. Mein Urgroßvater Wilhelm kam 1904 aus Ostpreußen und fand dort Arbeit. Er ist zurück, schnappte seine Familie und kam über den Seeweg nach Travemünde. Dann ging es im Bollerwagen nach Buer.

Auf der Gesamtschule Bergerfeld, unserer heutigen Schalker Kaderschmiedeschule, war ich einer von denjenigen, die immer nur das Nötigste gemacht haben. Lediglich im Fußball hatte ich eine eins. Mein Sportlehrer meinte noch, er mache jemanden aus mir. Aber als ich fragte, was ich dafür tun müsse und er mir antwortete, ich müsse dreimal in der Woche trainieren, wurden wir keine Freunde.

Zuerst habe ich ein Praktikum auf der Zeche Hugo gemacht. Und da hat es mich schon so ein bisschen gepackt, dieser Mythos, dieses Besondere. Danach habe ich dann in der Schule ein halbes Jahr Gas gegeben, da mein Hauptschulabschluss gefährdet war. Als ich dann die Qualifikation geschafft hatte, entschied ich mich auch, auf dem Pütt in die Lehre zu gehen. Mein Vater wollte mich noch davon abbringen. Den Aufnahmetest schaffte ich mit hoher Punktzahl. Deshalb konnte ich Grubenelektriker werden. So konnte ich an vorderster Front mitarbeiten. Für mich war es auch selbstverständlich, in weniger arbeitsvollen Situationen im Bereich der Elektrotechnik bei den Kollegen mit anzupacken. Das Gleiche hast du hundertfach zurückbekommen. Ganz am Anfang der Lehre war ich noch 15 Jahre alt und durfte noch nicht unter Tage fahren. Das hieß im ersten Jahr oben feilen und Elektroarbeiten machen. Mit 16 durfte ich das erste Mal im Förderkorb mit nach unten fahren.

Ich muss wirklich sagen, von der ersten Minute an war das meine Welt. Wenn man jung ist, war es erst einmal ein Abenteuer. Denn du bist da unten recht frei von dem, was du tust. Niemand steht hinter dir und sagt dir, was du machen musst. Und vor allem war die Kameradschaft enorm. Die Meisterhauer [Anm.d.Red.: Ausbilder] waren wie Papas für dich. Die haben einen sprichwörtlich an die Hand genommen und haben dir gewisse Dinge und Kniffe gezeigt. Das war schon prägend. Du hast festgestellt: “Ey, hier können wir uns aufeinander verlassen”. In meinen 25 Jahren unter Tage habe ich nie ein Erlebnis gehabt, wo mir keiner half, wenn ich Hilfe brauchte oder diese Kameradschaft verloren gegangen war. Man konnte sich auch mal was an den Kopf werfen, aber du wusstest, du kannst dich unter Tage auf deinen Kumpel verlassen. Auch ich hatte öfters Erlebnisse, bei denen ich einen Schwerverletzten rausbringen musste. Da ist also egal, ob ich den jetzt leiden kann oder nicht, egal wo er herkommt und egal welche Sprache der spricht.

In der Integration der Kollegen aus anderen Ländern hat die Arbeit also eine sehr wichtige Rolle gespielt, oder?

Klaus: Definitiv, definitiv. Am Anfang haben wir von der Gewerkschaftsgruppe mit über 1.000 Mitgliedern die Einladungen zu Feiern noch in zwei Sprachen geschrieben. Irgendwann hatten wir festgestellt, dass das gar nicht mehr nötig war. Zu den Ausflügen oder Jubilarfeiern sind z.B. die türkischen Kollegen mit ihren Frauen genauso gekommen, wie alle anderen auch. Das war alles ganz normal. Das ging auch so weiter in den Zechensiedlungen. Man kannte sich untereinander und natürlich packte man auch beim anderen mit an.

Wie entwickelte sich der Zusammenhalt über die Jahre unter Tage? Von deiner Ausbildung bis zum Ende hin.

Klaus: So wie ich es erlebt habe, war die Kameradschaft von der ersten bis zur letzten Minute da. Und das Schöne war, dass ich als Betriebsratsvorsitzender immer in der ersten Reihe stand für die Kumpel, die mir vertrauten. Nie vergessen werde ich den Tag, an dem unsere Schließung vorgezogen wurde. Der Vorstand und die Direktion hatten sich bei uns, dem Betriebsrat, angekündigt und teilten die Nachricht mit. Dann wurde die Belegschaft zusammen geholt und sollte informiert werden. Eigentlich war es so geplant, dass erst der Werkschef spricht, dann das Unternehmen, dann die Gewerkschaft und zuletzt ich als Betriebsratsvorsitzender. Nachdem der Werkschef gesprochen hatte, war die Stimmung so im Keller, dass der Vorstand mir sagte, ich müsse jetzt sprechen. Eigentlich wollte ich in dem Moment auf der anderen Seite stehen. Aber Ich sollte nun sprechen und ging ans Rednerpult. Als ich anfing zu reden haben meine Kollegen mir einen Hass an den Kopf geworfen… Das weiß ich als wäre es gestern gewesen. Manche Dinge, die haben sich so eingebrannt. Ich hatte erst versucht, dagegen anzureden. Dann habe ich gestoppt, habe nichts gesagt. Ich habe sie alle angeguckt und habe gesagt: “Wisst ihr was, ihr habt vollkommen recht! Ich bin das größte Arschloch was hier rumläuft. Ich bin schuld, dass ihr demnächst euren Arbeitsplatz verliert. Ich setz’ mich jetzt wieder hin. Ihr könnt mir den Buckel runterrutschen”. Betretene Stille. Ich habe mich weggedreht und wollte eigentlich schon gehen, doch dann rief einer, dass das nicht so sei. Als ich mich wieder umdrehte sagte ich: “Passt auf! Ich garantiere euch, dass wir uns wirklich um jeden Einzelnen kümmern. Ich garantiere euch, dass ich bis zum Schluss bleibe. Und entweder habt ihr Vertrauen oder ihr lasst es sein. Mehr kann ich euch jetzt nicht sagen, mehr will ich jetzt auch gar nicht mehr sagen”. Als ich mich hinsetzte, war absolute Ruhe in der Halle. Der vom Vorstand fing dann an, mir auf die Schulter zu klopfen. Ich sagte zu ihm: “Noch einmal klopfen, dann breche ich dir die Hand”.

Interessanterweise ist es auch wirklich so gekommen. Wir haben eine Schließung hingelegt, die es so noch nie gegeben hatte. Wir haben ja praktisch ‘ne Vollbremsung gemacht. Die Kohlen wurden bis dato gefördert, auf Teufel komm raus. Es wurde bis zum Anschlag malocht. Und die Kollegen hatten wirklich Vertrauen in ihren Betriebsrat. Den Zuspruch erlebe ich heute auch noch. Auf den letzten Metern des Bergwerks wollten die vom Unternehmen mich noch wegkaufen und mir Arbeitsplätze anbieten. Ich sagte dann zu denen: “Ihr könnt gerne mit mir reden, wenn der Letzte gegangen ist. Aber ich bleibe bis zum Schluss”. Ich wusste, ich verzichte auf viel Geld. Ich wusste, ich lass mir auch mit Sicherheit ‘n tollen Job durch die Lappen gehen, aber ich wäre mir selbst und meinen Kumpeln gegenüber nicht treu geblieben.

Abschließend noch einmal auf die Frage zurückkommend. Ich muss wirklich sagen, die Kameradschaft, die ist auch heute noch unter Kumpels da. Zuletzt am 10. September, am Tag des offenen Denkmals, hatten wir hier auf dem Gelände Hugo Schacht 2 über 3.000 Besucher. Es waren auch viele ehemalige Kumpels dabei. Das Ganze kam einem Familientreffen gleich. Genau diese Kameradschaft des Steinkohlenbergbaus ist auch das Besondere an der Geschichte.

Was uns auch noch interessieren würde, ist, ob du auch Grubenunglücke mitbekommen hast. Gab es in deiner Zeit auf Hugo schwerere? Wie seid ihr als Kumpels damit umgegangen?

Klaus: Zum Glück hatten wir nie Schlagwetterexplosionen, wie sie auf Hugo noch in den 1920ern und 30ern passiert waren. Tödliche Unfälle gab es jedoch leider auch. Ein Kollege, Elektrosteiger, war mit der Grubenlock unterwegs. An einer Weiche ist er rausgesprungen, um sie umzulegen. Die war allerdings fest und ließ sich nicht bewegen. Irgendwie hat die Lok ihn erwischt und er ist dann tragisch gestorben.

Ein weiteres Ereignis ist bei mir noch fest hängen geblieben. Ich war auf Hugo Ost am Außenschacht in meiner Funktion als Betriebsrat unterwegs. Morgens kam noch ein junger Kollege zu mir rein und erzählte mir freudig, er habe seine Qualifikation im Rahmen des Jobcenters erlangt und werde ab morgen bei der neuen Firma anfangen. Später im Laufe des Tages kam die Meldung aus der Grube: Rettungskette einleiten. Ich dachte: “Bitte nicht, bitte nicht er”. Unter Tage werden die Transportwannen mit Stahlseilen bewegt. Damit sie nicht durchdrehen, schmeißt man in den Antrieb Sand rein. Er hatte das getan, aber seine Hand zu nah dran. So wurde sein ganzer Arm komplett ab- und weggerissen. Und dann kam er aus dem Schacht hoch, der Rettungswagen stand schon bereit, kommt mit Tränen in den Augen zu mir und sagt: “Klaus, Ich will doch morgen die neue Arbeit anfangen”. Ich habe sofort seinen Wechsel rückgängig gemacht. Als ich ihn später im Krankenhaus besuchte, sagte ich ihm, dass er sich keine Sorgen machen müsse und bei uns auf Hugo bleibe. Er ist dann auch bis zur Schließung geblieben.

In Bezug auf Fußball und Bergbau: War es zu deiner Zeit noch wie in den 1920er Jahren, dass du und deine Kumpel auch mal nach einer Schicht gemeinsam auf Schalke ins Parkstadion gegangen sind?

Klaus: Das Schlimmste war, wenn wir Derby hatten, die Schwarz-Gelben gewonnen hatten und du unter Tage mit ein paar von denen als Kollegen warst, die dann den scheiß Verein hatten. Ich kann mich auch noch gut daran erinnern, wie wir von der Schicht, dreckig wie man war, ins Parkstadion gegangen sind. Oder auch, als wir im UEFA-Cup gespielt haben. Die Kollegen unter Tage versuchten, vom Spiel was über den Steuerstand von über Tage mitzubekommen. Es kamen dann immer die Meldungen runter, so und so läuft das Spiel. Auch durften wir Bergarbeiter im Parkstadion demonstrieren, um auf uns und unsere Arbeitskämpfe aufmerksam zu machen. Das konnten wir alles über den Kontakt mit Rudi einfädeln.

Zur letzten Schicht hat Rudi mich angerufen und sagte: “Pass auf, ich geb’ dir 3.000 Freikarten. Lass deine Leute sich mal ‘n bisschen ablenken und ins Stadion gehen”.

Wir sind mit unseren Fragen nun am Ende angelangt und sagen Dankeschön für deine Zeit.

Klaus: Gerne, Glück auf!

Stuttgart: Die Fanszene der Stuttgarter Kickers hat bei einem Regionalliga-Heimspiel im Oktober gegen Astoria Walldorf den Support eingestellt. Begründet wurde dieser Schritt im Nachgang in einer ausführlichen Stellungnahme der führenden Ultragruppen, welche den lange währenden Konflikt mit der Polizei detailliert schildert, der letztendlich zu diesem Schritt geführt hat. In diesem werden verschiedene Konfliktetappen geschildert, wie etwa zahlreiche Stadionverbote in den letzten Jahren, Bußgeldverfahren gegen den Fanbeauftragten, sowie weitere als Gängeleien empfunden Vorgänge vonseiten der Polizei. Der Konflikt ist nun darin gemündet, dass sich die Polizei Stuttgart nach einem Heimspiel der Kickers Zugang zum Materialraum der Fanszene verschaffte, um dort ein Banner mit der Aufschrift „1312“ aus einer Trommeltasche zu entwenden. Laut der Fanszene liegt hierzu kein Gerichtsbeschluss oder Ähnliches vor, weswegen sie von einem klaren Diebstahl spricht. Der Verein, der bei der Öffnung des Raums half, teilte dies der Fanszene auch nicht mit, sodass diese das fehlende Banner erst am Spieltag selbst bemerkte. Fans des VfB Stuttgart nahmen dieses Vorgehen zum Anlass, um bei ihrem Heimspiel gegen Union Berlin ein quasi identisch aussehendes 1312-Banner (ledigliche das Kickers-Logo war durchgestrichen) zu zeigen und die Polizei per Spruchband zu fragen, was sie denn nun machen will. Die Polizei begründete ihren Einsatz im Nachgang damit, dass sie durch das Banner den Straftatbestand der Beleidigung erfüllt sieht. Es ist auch für rechtliche Laien sicherlich fraglich, inwiefern dies der Fall sein kann, nachdem das Bundesverfassungsgericht vor einigen Jahren entschieden hat, dass ein Allgemeinplatz wie „ACAB“ noch nicht strafbar ist, wenn dieser sich nicht gegen eine konkrete und abgrenzbare Personengruppe richtet.