Bitte stelle dich kurz vor.
Zusatz bei den beiden aktuellen AR: Welche Aufgaben hattest du in den vergangenen zwei Jahren im Aufsichtsrat?
Mein Name ist Ender Ulupinar, ich bin 51 Jahre alt und seit 23 Jahren glücklich mit meiner Tina verheiratet. Geboren wurde ich als Schalker hier im schönen Gelsenkirchen, dort wo ich auch heute noch – und das sehr gerne – lebe. Als studierter Immobilienfachwirt liegt mein beruflicher und unternehmerischer Schwerpunkt in meiner Projektmanagementfirma, darüber hinaus bin ich auch geschäftsführender Gesellschafter des Schalke-Friedhofes und der „Schalker Tanke“, der Shell-Station im Schatten unserer Arena.
Warum kandidierst du (erneut) für den Aufsichtsrat des FC Schalke 04? Was qualifiziert dich für die Arbeit im Aufsichtsrat? Warum sollten die Mitglieder dir am 16. November ihre Stimme geben?
Ganz einfach: Machen statt meckern! Ich bin davon überzeugt, mit meiner Expertise „frischen Wind“ in das Gremium bringen zu können.
Mit meinen beruflichen Erfahrungen und meinem unternehmerischen Netzwerk möchte ich mithelfen, daß die richtigen strategischen Entscheidungen für die künftige Entwicklung von Schalke 04 getroffen werden. In den letzten Jahren hat es aus meiner Sicht häufig an nachvollziehbaren und zielorientierten Entscheidungen gefehlt, was sich z.B. insbesondere an den vielen fragwürdigen Personalentscheidungen einschließlich mancher Transfers erkennen lässt.
Deshalb ist es vor allem wichtig, daß auch wieder mehr sportliche Kompetenz in den Aufsichtsrat einzieht. Als ehemaliger Vertragsamateur unseres S04 unter Klaus Fischer und aktives Mitglied der Schalker Traditionsmannschaft möchte ich daher auch meine eigenen sportlichen Erfahrungen und die aus meinem sportlichen Netzwerk dort einbringen.
Wie beurteilst du die aktuelle Situation des Vereins? Welche Entwicklungen siehst du positiv? In welchen Bereichen siehst du Verbesserungsbedarf und nicht ausgeschöpfte Potentiale?
Ich beobachte die sportliche als auch die davon abhängige wirtschaftliche Entwicklung unseres Vereins mit großer Sorge. Wir geben immer noch viel zu viel Geld für Mittelmaß aus. Man schaue sich allein die mehr als 70 Millionen Euro für den Personaletat an.
Gleichzeitig schaffen wir es aber leider auch nicht, die „Strahlkraft“ und „Stärken“ unseres Clubs zu vermarkten. Kurzum: Wir haben ein Einnahmen- und ein Ausgabenproblem gleichzeitig.
Stichwort Potentiale ausschöpfen: Die erfolgreiche Arbeit unserer Knappenschmiede muss wieder stärker im Profibreich ankommen. Wir sehen aktuell z.B. an Bulut und Grüger, daß wir die Talente haben, wir müssen nur den Mut und die Geduld haben, diese behutsam zu entwickeln.
Deshalb sollte verstärkt darüber nachgedacht werden, wie wir die Wettbewerbsfähigkeit der Knappenschmiede langfristig und unabhängig von Norbert Elgert, der unbestritten Talente wie ein Magnet anzieht, durch sinnvolle Verbesserungen z.B. der Infrastruktur ( Stichwort S04-Internat ) verbessern können.
Ich sehe auch im Sponsoring noch Potentiale. S04 sollte nicht nur auf große und namhafte Unternehmen bzw. Unternehmer als Sponsoren setzen. Unter den Mitgliedern sind sicherlich auch kleine und mittelständische Unternehmer, die wir durch eine zielorientierte Ansprache und ein geeignetes Poolingkonzept für eine finanzielle Unterstützung vor allem für die Entwicklung der Mannschaft begeistern können. Ich selbst unterstütze den Verein auch schon finanziell als Logenpartner und mit Bandenwerbung.
Den eingeschlagenen Weg, über die Entwicklung von Talenten nicht nur den sportlichen Erfolg zu verbessern, sondern auch Transfereinnahmen zu generieren, unterstütze ich uneingeschränkt.
Wie bewertest du die Arbeit des Aufsichtsrates in den letzten Jahren? Wie stehst du zum eingeschlagenen Weg der finanziellen Konsolidierung und wie schätzt du die bisherige Umsetzung ein? Siehst du darin eine nachhaltige Erfolgsaussicht?
Ich habe allerhöchsten Respekt vor den Kollegen, vor den Schalkern im AR und ihrer Arbeit. Ich würde mich allerdings nicht um das Amt bewerben, wenn ich nicht davon überzeugt wäre, das neue – vor allem unternehmerische und mehr sportliche – Impulse zwingend notwendig sind. Hierzu habe ich schon Ausführungen gemacht.
Eine nachhaltige Konsolidierung kann und wird nur dann stattfinden, wenn wir wieder erstklassigen Fußball auf Schalke spielen und auf allen Ebenen entsprechende Einnahmen generieren. Jeder Abstieg, jedes Jahr in der zweiten Liga, vernichtet Werte und verhindert diese nachhaltige Konsolidierung.
Das ausgegebene Mantra „keine Wetten auf die Zukunft mehr“ teile ich als Unternehmer deshalb in der Form nur bedingt. Risiken minimieren, ja, natürlich, aber notwendige Investitionen in die sportliche Entwicklung müssen mit Augenmaß, Verantwortungsbewusstsein und Expertise möglich sein. Voraussetzung ist, daß die sportlich operativ Verantwortlichen diesen Kriterien gerecht werden. Dies war – wie die Entwicklung zeigt – in den letzten Jahren vorsichtig ausgedrückt wohl ausbaufähig. Eine zentrale Verantwortung des Aufsichtsrats ist deshalb, die personellen Auswahlentscheidungen professionell vorzubereiten zu lassen.
Die Gründung einer Fördergenossenschaft halte ich grundsätzlich für geeignet, dringend benötigtes Kapital für den Schuldenabbau zu generieren. Auch wenn sicher noch einige Fragen zu klären sind, wie z.B. Dividenden, Sperrfristen, Ewigkeitskosten, Compliance, die Zielsetzung ist nachvollziehbar, die Idee ist gut.
Wie beurteilst du die aktuelle sportliche Situation und insbesondere unsere Strukturen in den sportlichen Bereichen des Vereins?
Wie ich schon ausgeführt habe, sind in der jüngsten Vergangenheit aus meiner Sicht im sportlichen Bereich gravierende personelle aber auch strukturelle Fehlentscheidungen getroffen worden.
Der in diesem Jahr beschlossene Verzicht auf einen Sportvorstand ist meines Erachtens ein großer Fehler. Ich halte deshalb die Erweiterung des derzeitigen Vorstands um einen kompetenten Sportvorstand für unverzichtbar.
Wir brauchen im sportlichen Bereich eine klare Hierarchie und klare Verantwortlichkeiten, der Vorstandsvorsitzende sollte diesen wichtigen Bereich nicht als Nebenjob mit übernehmen.
Das Projekt mit zwei gleichrangigen Direktoren sollte aus meiner Sicht ebenfalls überdacht werden. Auch unterhalb des Vorstands müssen klare Hierarchien und Verantwortlichkeiten vorhanden sein.
Welche konkreten Ziele hast du, wenn du gewählt wirst? Welche großen Herausforderungen siehst du in den kommenden drei Jahren deiner möglichen Amtszeit?
Ich würde meinen Kollegen umgehend vorschlagen, einen Sportvorstand zu installieren und die Strukturen im sportlichen Bereich neu zu ordnen.
Ich halte es ferner für wünschenswert, einen „Runden Tisch“ mit Schalkern aus Politik, Wirtschaft und Vereinsleben zu initiieren, um gemeinsam an einer Agenda zu arbeiten, der sich alle verpflichtet fühlen. Wenn wir es schaffen, miteinander und nicht gegeneinander zu agieren, werden wir Erfolg haben. Der schon angesprochene Sponsorenpool könnte ein Ergebnis dieses Prozesses sein.
Wir müssen endlich schaffen, unsere Stärken über unser eigenes königsblaues Netzwerk zu vermarkten. Blicke zurück im Groll bringen uns nicht einen Schritt weiter.
Schlussendlich muss unsere wahrscheinlich größte Stärke, die Empathie, in den Club zurück. Es kann Zeiten geben, die sportlich nicht erfolgreich sind, aber wir dürfen keine Arschgeigen sein.
Wie bewertest du die aktuelle Zusammensetzung des Aufsichtsrats (Größe, Kooptationsmöglichkeiten etc.)?
Meine Antwort auf diese Frage wäre völlig irrelevant, der Souverän auf Schalke sind die Mitglieder, das wichtigste Organ ist die Mitgliederversammlung. Diese hat ein „Grundgesetz“, die Satzung. Wer mit der aktuellen Konstellation nicht zufrieden ist, kann einen Satzungsänderungsantrag stellen. Ich habe keinen gestellt.
Wie stehst du zur Rechtsform des eingetragenen Vereins beim FC Schalke 04? Welche Vor- und auch mögliche Nachteile ergeben sich dadurch für unseren Verein?
Ich bin grundsätzlich Befürworter des eingetragenen Vereins, allerdings muss es dann endlich auch zwingend gelingen, die sich daraus ergebenden Alleinstellungsmerkmale entsprechend zu vermarkten.
Ein romantischer Untergang mit Pauken und Trompeten – und auf Raten – ist keine Lösung. Wünschenswert – wenn auch wahrscheinlich nur ein kühner Traum – wäre, eine unvoreingenommene, sachliche und ergebnisoffene Diskussion dazu.
Wie siehst du die Entwicklung des Profifußballs und wie kann und sollte der FC Schalke darin in Zukunft seinen Platz finden?
Es hat immer schon eine „Zukunft“ des Fußballs gegeben, 1904 genauso wie 2024. Wandel ist immer und überall – wer nicht mit der Zeit geht, der geht mit der Zeit. Wir werden, auch wenn wir Schalker sind, den großen Gang der Dinge nicht verändern, es wird größer, schneller, höher und weiter. Wir können aber zumindest ein klein wenig dafür Sorge tragen, dass in unserem kleinen königsblauen Mikrokosmos, in und auf Schalke, in GE, die Welt ein klein wenig besser wird, wir morgens und abends in den Spiegel schauen können.
Wie stehst du zu aktuellen Entwicklungen in der DFL, wie z.B. dem geplatzten Anteilsverkauf oder auch der Fernsehgeldverteilung?
Um ehrlich zu sein platzt mir aktuell schon die Birne, wenn ich nur an Schalke denke, eine fundierte Meinung zu DFL-Themen habe ich (noch) nicht. Mit einer Ausnahme: Die TV-Gelder sollten stärker anteilig nach dem tatsächlichen Zuschauerinterresse verteilt werden. Hier teile ich uneingeschränkt die Meinung von Aufsichtsrat und Vorstand, dass wir mit unserer Fan-Wucht und TV -Quoten finanziell besser gestellt werden müssen. Hier hat der AR-Vorsitzende schon einen Vorschlag unterbreitet, darüber muss nach der Ausschreibung in der DFL unbedingt noch einmal geredet werden.