Glück auf Schalker,

„Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen“ scheint das Motto unserer Saison zu sein. Aus den letzten beiden Spielen konnten gegen Mannschaften aus dem oberen Tabellenbereich immerhin zwei Punkte erkämpft werden. Ein Unentschieden in Hannover hätte wohl jeder Königsblaue im Vorfeld unterschrieben. Nach der Partie überwog aber die Enttäuschung, zwei Zähler liegen gelassen zu haben. So oder so zählt aber in diesem Abstiegskampf jeder Punkt. Sechs Spiele liegen noch vor uns. Es gilt, die letzten Reserven zu mobilisieren und die Saison über dem Strich zu beenden. Trotz der katastrophalen Lage scheint unser Verein nicht an Strahlkraft zu verlieren. So machten sich am vergangenen Wochenende um die 15.000 Schalker auf den Weg nach Niedersachsen. Am heutigen Spieltag haben wir unsere Brüder und Schwestern aus dem Frankenland zu Gast. Ein Freundschaftsspiel wird es allerdings nicht werden. Zu wichtig ist es, dass wir den Sieg nach Hause holen. Vor und nach den 90 Minuten ist genug Zeit, um auf diese einzigartige Freundschaft anzustoßen.

FC Schalke 04 e.V. – Karlsruher Sport-Club Mühlburg-Phönix GmbH & Co. KGaA 0:0 (0:0)

Vor dem Spiel

Ostersonntag und Sonnenschein, Schalke Heimspiel statt Brunch mit der Familie – gibt Schlimmeres. Dennoch sah man den Leuten im Club75 eher Anspannung als Vorfreude an. Die Vorzeichen waren klar, die Situation rund um den Verein ist mehr als ernst. Die Konkurrenz im Abstiegskampf hatte verloren. Nun waren wir am Zug, die so wichtigen drei Punkte einzufahren.

Nordkurve Gelsenkirchen

Mit einem wieder mal ausverkauften Haus im Rücken spielte die Schalker Elf in der ersten Hälfte gut auf und auch relativ mutig nach vorne. Auf den Rängen startete die Nordkurve Gelsenkirchen mit einem durchaus ordentlichen „Super FC Schalke“ und einem Wechselgesang mit der Südkurve in die Partie.

Auf dem Rasen nahm nach der Halbzeit wiederum eher Karlsruhe das Zepter in die Hand. Das Spiel plätscherte vor sich hin, wovon sich die Kurve leider auch spürbar anstecken ließ. Kurz vor Schluss gab es nochmal eine strittige Szene im gegnerischen Strafraum, doch der Pfiff blieb auch nach dem ungeliebten Videobeweis aus – Endstand 0:0. Unterm Strich sahen wir ein gutes Spiel, alles in allem ein leistungsgerechtes Unentschieden.

In der Nordkurve wurde es gerade in der zweiten Hälfte meist nur nach Torchancen lauter. Weitestgehend blieben wir hinter unserem eigenen Anspruch zurück. Nach dem Schlusspfiff wussten die wenigsten den Punktgewinn richtig einzuordnen. Sicherlich wäre ein Sieg wichtig gewesen, doch bei der aktuellen Tabellensituation kann jeder Punkt noch entscheidend werden. Wir verabschiedeten unsere Mannschaft und stimmten sie für die nächsten Wochen im Abstiegskampf ein.

Gegner

Die Gäste aus Karlsruhe zeigten kurz nach Anpfiff eine Pyro-Einlage mit blauem Rauch und einigen Fackeln. Auch ein paar Raketen wurden in Richtung Arenadach geschossen. Der Gästeblock war ansehnlich beflaggt und der Tifoeinsatz wusste durchaus zu gefallen. Stimmungstechnisch lieferten die Gäste einen ordentlichen Auftritt ab. In ruhigen Phasen der Nordkurve kam durchaus etwas bei uns an. In der zweiten Halbzeit zeigten die Karlsruher noch ein treffendes Spruchband: „Wegen Choreoauflagen, kam heute Pyro zum Tragen. LG“.

Freunde

Vielen Dank für die Unterstützung an einige Brüder aus Nürnberg, die sich nach ihrem Auswärtsspiel in Berlin auf den Weg gemacht haben.

Rechtsform Karlsruher Sport-Club Mühlburg-Phönix GmbH & Co. KGaA

Die Profimannschaft des KSC wurde im Jahr 2019 gemeinsam mit der U19 und U17 aus dem Stammverein Karlsruher Sport-Club Mühlburg-Phönix e. V. in eine gleichnamige GmbH & Co. KGaA ausgegliedert. Der e. V. hält aktuell noch gut 78 Prozent der Aktien, hat jedoch durch eine hundertprozentige Beteiligung an der komplementären Management GmbH volle Entscheidungsmacht über die Geschäftsführung. Die Ausgliederung selbst war in Karlsruhe allerdings kein politisches Drama, wie man es aus Stuttgart oder Hamburg kennt. Stattdessen hatte der Verein damals die organisierte Fanszene mit ins Boot genommen und frühzeitig für deren Unterstützung und Mitwirkung geworben. In der Folge gab es keine Protestaktionen, sondern die Ausgliederung wurde ohne Störgeräusche hingenommen. Zunächst wurden keine Anteile verkauft.

Die COVID-19 bedingte Spielpause ein knappes Jahr später machte dem Verein dann finanziell schwer zu schaffen und so stand der SC vor der Insolvenz. Um diese abzuwenden, erklärten sich Gläubiger bereit, ihre Ansprüche in Vereinsanteile umzuwandeln. Zudem fanden sich regionale Unternehmen zum “Bündnis KSC” zusammen und kauften sich für circa sechs Millionen Aktien. Der Super-Gau konnte damit abgewendet werden. In der Folge zeigte man sich in Karlsruhe kreativ und ermöglichte es auch Kleinstinvestoren, Aktien zu erwerben. Für 24 Euro konnte man sich eine Aktie des KSC holen und so einen echten Anteil an “seinem” Verein kaufen. Ohne vorherigen Börsengang eine absolute Neuheit im deutschen Fußball.

Ist der KSC nun deshalb das positive Beispiel für eine Ausgliederung, auf das aufmerksame Leser des Blauen Briefs nun schon so lange warten? Nein, da müssen wir euch enttäuschen. In Karlsruhe hat man sicherlich einiges richtig gemacht, gerade in Sachen Partizipation und Mitnehmen der Fans, was an anderen Standorten verkackt wurde. Aber seit Sommer 2022 schwelt beim KSC ein Konflikt im Verein, der sich inzwischen zu einem Riss durch die gesamte Führungsstruktur gezogen hat. Es geht dabei um Fragen der Compliance, wer mit wem überhaupt Verträge schließen darf und im Kern um den heutigen Ex-Vizepräsidenten Martin Müller, dessen Ingenieurgesellschaft natürlich auch beim KSC beteiligt ist, was ihn überhaupt erst in sein Amt gebracht haben dürfte. Dieses Schauspiel gipfelte in einer außerordentlichen Mitgliederversammlung im Februar 2024. Dort wurde der Vizepräsident offiziell abgewählt. Pikantes Detail: Sie fand online statt. Die Entscheidung dürfte wohl klar im Sinne des e. V. gewesen sein, aber ob man in Karlsruhe damit nicht wieder eine völlig neue Büchse der Pandora geöffnet hat, kann nur die Zukunft zeigen.

In diesem Sinne: Für immer eingetragener Verein!

Hannover 96 GmbH & Co. KGaA – FC Schalke 04 e.V. 1:1 (0:1)

Vor dem Spiel

Auch wenn die zweite Liga in mehrerlei Hinsicht was zu bieten hat, setzt man sich manche Highlights dann doch lieber selbst. Wir entschieden uns als aktive Fanszene, das diesjährige Auswärtsspiel bei Hannover 96 mit Übernachtung zu planen und gemeinsam einen schönen Abend zu verbringen, um ein bisschen Europapokal-Feeling vergangener Tage zu erzeugen.

So reisten bereits am Samstag circa 550 Personen der aktiven Fanszene nach Hannover, um das Kneipenviertel der Stadt zu belagern. Die Heimseite hatte scheinbar schon Lunte gerochen und sich ebenfalls bereits am späten Nachmittag an der Marktkirche getroffen. So war bereits früh viel Polizei in der Altstadt vor Ort. Dennoch belagerten wir die Kneipenstraße und deren Lokalitäten in unmittelbarer Nähe zur Marktkirche und verbrachten dort ein paar gesellige Stunden. Die Polizei sperrte zwar die Straße in Richtung der Marktkirche ab, sonst konnte man sich aber nahezu frei in der Stadt bewegen. Daher streunerten natürlich immer wieder ein paar Leute durch die Straßen, von der Heimseite gab es allerdings nicht viel Bewegung. Ein kleinerer heimischer Haufen, der erblickt wurde, suchte direkt das Weite und so gab es außer ein paar kleineren Scharmützeln und Rennereien keine wirklich nennenswerten Vorfällen in der Nacht oder am nächsten Morgen.

Nach einer mehr oder weniger ausreichenden Mütze Schlaf traf man sich am Sonntagmorgen in der Innenstadt, um den Weg zum Niedersachsenstadion gemeinschaftlich anzutreten. Bei frühlingshaften Temperaturen verlief der Marsch sehr entspannt und wir kamen überpünktlich an der Spielstätte an. So konnten wir in Ruhe eine Choreo vorbereiten, welche den gesamten Gästeblock einbeziehen sollte.

Nordkurve Gelsenkirchen

Kurz vor Einlauf der Teams starteten wir das Bild und alle hielten ihre verteilten Fahnen in Blau und Weiß in die Höhe. Zum Einmarsch der Mannschaften wurden diese geschwenkt und der Block erzeugte das gewünschte Bild unseres Vereinswappens. Sicherlich ein Ergebnis, mit dem wir sehr gut zufrieden sein können.

Die Nordkurve kam stimmungstechnisch super rein und wir nutzten die guten Gegebenheiten des Gästeblocks in Hannover aus. Das Dach ließ es ordentlich scheppern und man hatte zwischenzeitlich das Gefühl, dass sich nahezu jeder der rund 15.000 Schalker im weiten Rund an den Gesängen beteiligte. Auf dem Grün zeigten unsere Mannen ein gutes Auswärtsspiel und erzielten durch eine Einzelaktion von Ouedraogo das 0:1. Der Torjubel war schon ein richtiges Brett und wir schrien unsere Freude mit brachialer Lautstärke in den Liedern raus. Eine sehr starke erste Hälfte des Schalker Anhangs!

Der Beginn der zweiten Halbzeit ging obligatorisch etwas schleppender los, aber wir steigerten uns im Laufe der Zeit wieder. Alle Schalker glaubten an diesen so wichtigen Auswärtsdreier und wir hielten den Support auf sehr hohem Level. Nah dran waren wir auch an den drei Punkten, aber zehn Minuten vor Schluss kassierten wir ein unglückliches Eigentor zum Ausgleich. Allem Ärger zum Trotz versuchten wir weiter, unsere Jungs zum Sieg zu treiben. Leider vergebens, das Spiel endete Remis. Kein Vorwurf, den Punkt in Hannover hätte man im Vorfeld sofort unterschrieben. Dies honorierte der Gästeanhang auch nach dem Spiel und es gab aufbauenden Applaus. Aber auch die Nordkurve Gelsenkirchen kann sich auf die Schulter klopfen. Da haben wir schon einen sehr geilen Auftritt im Niedersachenstadion hingelegt.

Gegner

Bei der Gegenseite um Ultras Hannover und dem Haufen mit dem sagenhaften Namen „Gruppe Unterrang“ gab es keine großen Aktionen zu bestaunen. Man muss hier sogar in aller Deutlichkeit sagen, dass der Auftritt eine einzige Katastrophe war. Sowohl optisch als auch akustisch enttäuschten die Niedersachsen auf ganzer Linie und man kann nur festhalten, dass hier wohl einiges im Argen zu liegen scheint. An diesem Tage hat dort wahrlich der S04 regiert.

Nach dem Spiel

Wir sammelten uns vorm Stadion und liefen zurück Richtung Hauptbahnhof, um die Rückreise in die Stadt der 1.000 Feuer anzutreten. Ein gutes Wochenende in Hannover – Europapokal-Feeling in der Stadt und im Stadion. Leider hat die aktuelle Lage wenig mit Europapokal zu tun. Somit geht es weiter gegen den Abstieg. Es liegt nun an uns, die Mannschaft weiter durch den Saisonendspurt zu tragen und so die Klasse zu halten. Immer weiter, Nordkurve Gelsenkirchen!

Freunde

Herzlichen Dank an unsere Brüder aus Nürnberg und Enschede, die uns in Niedersachsen unterstützten!

Nordkurve Nürnberg

Aktuelle Lage

Unser heutiger Gegner konnte aus den letzten beiden Ligaspielen lediglich einen Punkt holen. Blicken wir dennoch kurz nach Berlin zurück. Die Glubbfans zeigen im Olympiastadion eine kleine Aktion mit einem großen Nürnberg Spruchband sowie einigen großen Schwenkern. Abgerundet wurde die Aktion von etwas Pyro, was das Gesamtbild sehr eindrucksvoll machte. Auf dem Platz zeigte sich die Mannschaft beflügelt und so stand es nach knapp einer halben Stunde bereits 2:0 für die Richtigen. Vor der Halbzeit gab es einen kleinen Dämpfer, aber dieser wurde direkt nach Wiederanpfiff egalisiert. Getreu dem Motto “Der Glubb is a Depp” ließ man Hertha in der Folgezeit kommen und so stand es innerhalb von zwei Minuten plötzlich 3:3. Der FCN-Anhang zeigte über das komplette Spiel einen starken Auswärtsauftritt, welcher immer wieder durch Fackeln optisch untermalt wurde.

Beim Heimspiel gegen Kiel sah man auch aufgrund einer frühen roten Karte zumindest auf dem Platz chancenlos aus. Zur Halbzeit stand bereits eine große Drei auf der Anzeigetafel hinter dem Kieler Logo. Die Nordkurve Nürnberg zog ihr Ding dennoch durch, machte das Beste aus diesem Tag und ließ keine Fragen offen, wer im Max-Morlock-Stadion das Sagen hat. Eine schöne Anekdote eines näher beteiligten Akteurs auf dem Rasen: “Die Nürnberger [Fans] waren brutal und haben selbst bei der Hitze nach dem 4:0 noch Vollgas gegeben .”

Nach dem heutigen Kick auf Schalke geht es mit dem Heimspiel gegen Paderborn nächsten Freitag weiter.

VAK-P Enschede

Aktuelle Lage

Derbysieger FC Twente! Wir können unseren Brüdern zu ihrem Derbysieg über den verhassten Nachbarn in Schwarz-Weiß gratulieren. Gefeliciteerd Broeders!

Zu Beginn des Spiels gegen Almelo zauberten Ultras’91 eine ansehnliche Choreo aufs Parkett. Auf einer Blockfahne war der Obelix zu sehen, der auf Eiersuche zu Ostern war und den Osterhasen in Farben des Gegners verscheuchte. Ebenso hinterließ der Obelix ein brennendes Stadion von Heracles im Hintergrund. Das bekannte Almelo Küken bekam ebenso eine Abreibung verpasst. Abgerundet wurde das Intro mit der Botschaft, dass das „Almelo Ei“ im Rahmen einer „zwanzigjährigen Ostergeschichte“ zerschlagen und gegessen wird. Ein würdiger Rahmen für diesen besonderen Tag, der mit Boadus 1:0 und diesem Endergebnis perfekt abgerundet wurde.

Während die Partie in der englischen Woche bei Heerenveen 3:3 ausging, konnte das Heimspiel am letzten Samstag gegen Sittard ungefährdet mit 2:0 gewonnen werden.

Morgen steht das Auswärtsspiel in Amsterdam auf der Agenda, wo hoffentlich weitere Punkte für das internationale Geschäft gesammelt werden können.

Come on Twente Enschede!

Komiti Skopje

Aktuelle Lage

Das Stadtderby bei Shkupi hat der FK Vardar leider deutlich mit 0:3 verloren. Der Spieltag war jedoch anders als erwartet ziemlich ruhig und unspektakulär. Dementsprechend gibt es dazu aus Skopje nichts zu berichten. Parallel zu unserem Auswärtsspiel in Hannover gastierte mit dem FC Struga dann der amtierende Tabellenführer und Meister bei Vardar. Machte man sich im Vorfeld eigentlich wenig Hoffnung, war die Überraschung umso größer, dass Vardar eine Viertelstunde vor Schluss in Führung ging und diese sogar über die Zeit brachte. Für Struga war dies die erste Niederlage im Ligabetrieb seit ziemlich genau einem halben Jahr. Komiti zeigte zu Beginn der Partie abermals eine Choreo, die neben dem Vereins- und Stadtwappen, ein Bild der Steinbrücke als Symbol der Stadt und den Schriftzug “Skopje für Vardar” beinhaltete.

Morgen muss Vardar gegen Rabotnicki ran. Diese sind in der Tabelle nur einen Zähler hinter Vardar und mit einem Sieg könnte der nächste große Schritt Richtung Klassenerhalt gemacht werden.

Curva Sud Siberiano

Aktuell Lage

Sportlich geht die Talfahrt bei unseren Brüdern aus Italien weiter und der Abstieg in Serie B wird nicht mehr abzuwenden sein.

Beim Auswärtsspiel im 600 Kilometer entfernten Bologna im Norden Italiens erreichte die Fanszene das Stadion erst zur zweiten Halbzeit. Der Fahrer eines Busses hatte das Tanken verdaddelt und der Hobel lief 15 Kilometer vor dem Ziel trocken. So verfolgte man die Partie auf den Handys, bis ein Abschleppservice mit einigen Kanistern Sprit aushalf und die Fahrt fortgesetzt werden konnte. Viel verpasst haben die Jungs und Mädels aber ohnehin nicht, so verlor die Mannschaft vom neuen Trainer Colantuono mal wieder mit einer unterirdischen Leistung 3:0 ohne jegliche Torchance und Kampfgeist. Man mag meinen, dass der ein oder andere Spieler das Spielen verlernt hat. Dementsprechend wurde die Mannschaft auch nach Abpfiff lautstark aufgefordert, für die Farben und das Trikot zu kämpfen und danach in die Kabine geschickt.

Am darauffolgenden Wochenende gastierte Sassuolo bei Granata. Mit 25 Punkten und Platz 19 in der Tabelle spielen die Grün-Schwarzen eine ebenso verkorkste Saison wie unsere Freunde und stehen auf einem direkten Abstiegsplatz. Die Stimmung in der Heimkurve war die erste halbe Stunde des Spiels gut und mit hoher Mitmachquote. Als dann aber das Tor in Minute 37 durch Sassuolo fiel, stellte die Fanszene den Support zunächst ein und beobachtete das Spielgeschehen fassungslos. Kurz vor dem Pfiff zur Pause folgte Treffer zwei durch die Gäste und man entschied sich, den Rücken zum Spielfeld zu drehen und Schlachtrufe zu singen. Zwar verkleinerte Salerno den Torabstand durch einen verwandelten Elfmeter in Minute 52, jedoch machten die Fans der Mannschaft klar, dass sie mit der Leistung dennoch nicht zufrieden sind. So schallten durchgehend Pfiffe durch das Arechi Stadion, auch beim Tor durch Maggiore, der zum Ausgleich und Endstand 2:2 traf.

Bei den kommenden Spielen gilt es, obwohl sportlich der Drops gelutscht ist, sich für die Farben gerade zu machen, auf dem Platz alles zu geben und sein Gesicht nicht zu verlieren.

Forza Granata!

Jörg Berger

Wer sich mit unserem Verein beschäftigt, dem ist der Name Jörg Berger natürlich ein Begriff. Passend zum Spiel gegen Karlsruhe und der aktuellen Situation wollen wir euch den Trainer vorstellen, der Schalke vor mittlerweile 28 Jahren zurück nach Europa führte.

In einer ähnlichen Situation wie heute sah man sich auch im Herbst 1993. Man befand sich auf dem letzten Platz der Bundesliga, als Rudi Assauer den neuen Trainer vorstellte. Mit Jörg Berger wurde es ein Kandidat, der mit dem 1. FC Köln auch nur im Mittelfeld die vorherige Saison beendete. Es ahnte wohl keiner, welche prägende Persönlichkeit dort am Emscherstrand seine Zelte aufschlug.

Sportlich konnte sich die Mannschaft im Laufe des Jahres 1994 tatsächlich fangen. Mit einer starken Defensive ließ Berger bereits so spielen, wie es bei seinem Nachfolger später unter dem Motto “Die Null muss stehen” bekannt wurde, und so ergab sich nach und nach ein sportlicher Aufschwung. Die Mannschaft passte sich gut an das neue System an und spielte als Team eine beeindruckende Rückrunde mit acht Siegen, was den sicheren Klassenerhalt bedeutete. Der vierte Abstieg der Vereinsgeschichte konnte verhindert werden und ein seltenes Phänomen zog auf Schalke ein – Ruhe. Auch die nächsten beiden Saisons lieferte die Mannschaft erstaunlich gut ab, sodass sogar nach einer traumhaften Saison 1995/1996 der Sprung ins internationale Geschäft geschafft wurde. Der Grundstein der Eurofighter war gelegt.

Alles schien perfekt, aber es geht immer noch um Schalke. Und so feuert man völlig überraschend und unerwartet Jörg Berger am 3. Oktober 1996. Der Aufschrei vor dem Heimspiel gegen den KSC war selten größer. Es entstand eine riesige Solidaritätswelle für einen Trainer, bei dem das Bier danach noch dazu gehörte. Am Spieltag schürte sich der geballte Hass gegen die Mannschaft und den Vorstand. An Eingängen hingen breite Flugblätter, die dazu aufriefen, bei der Aufstellung bei jedem Spieler den Nachnamen Berger zu rufen. “Mit der Nummer 1 im Tor Jens….” Aber statt “Lehmann” schallte der Name “Berger” durch die alte Betonschüssel.

Sprechchöre, Banner, Anfeindungen, Beleidigungen – alles, was das Herz eines Protestes begehrt, war rund um diesen Spieltag vertreten. Sinnbildlich war wahrscheinlich das auf ein Bettlaken gepinselte Spruchband: “Danke Jörg, schämt Euch Spieler!”

Doch die Mannschaft, und insbesondere der Spieler rat rund um Jens Lehmann, Ingo Anderbrügge, Olaf Thon und Youri Mulder, blieb sich als geformte Einheit treu und versuchte, die Entscheidung geschlossen zu argumentieren. So kam es, dass die gesamte Mannschaft im TV Rede und Antwort stand und vor allem überzeugte. Die Menge beruhigte sich und die Arbeit des neuen Coaches konnte starten.

Es übernahm Huub Stevens und was dann in der Saison 1996/1997 passierte – ist Legende!

Jörg Berger rettete in den folgenden Jahren, als Feuerwehrmann auf dem Trainerposten, noch einigen Vereinen den Arsch. Der größte Erfolg war dabei sicherlich, als er den Zweitligisten Alemannia Aachen in das DFB-Pokal-Finale gegen Werder Bremen führte. Dort verlor er zwar, aber sicherte die Teilnahme am UEFA-Cup.

Jörg Berger verstarb 2010 im Alter von 65 Jahren in Duisburg.

Ruhe in Frieden Jörg!

Gelsenkirchen als Schauplatz für Filme und Serien

Wenn man an Gelsenkirchen denkt, dann assoziiert man unsere Stadt mit Schwerindustrie, Bergbau, Fußball und kultureller Vielfalt. Man denkt aber sicherlich nicht an rote Teppiche oder den Trubel von Film und Fernsehen. Auch wenn es die Stadt bis heute völlig zu Unrecht in keine Hollywood-Produktion geschafft hat, gibt es doch ein paar wenige Streifen, die (teilweise) in Gelsenkirchen gedreht worden sind. Genau darüber möchten wir in der heutigen Ausgabe berichten. Die Stadt spielt durchaus in einigen Produktionen aus den 60er-, 70er-, und 80er-Jahren eine Rolle. Diese Filme kennen heutzutage aber wohl nur die Wenigsten. Um die Liste jedoch nicht in einen ellenlangen, staubtrockenen Aufsatz zu verwandeln, haben wir uns auf die bekanntesten Verfilmungen aus den letzten 30-Jahren bezogen, die den meisten Lesern durchaus ein Begriff sein sollten.

Kleine Haie (1992)

Die Komödie aus den frühen 90ern wurde zur damaligen Zeit groß gehyped, wurde den Zuschauererwartungen jedoch nicht gerecht. Vermutlich ist das der Grund, dass Steven Spielberg und Co. bis heute noch nicht auf den Film-Drehort Gelsenkirchen aufmerksam wurden. Dafür wurde ein Großteil von Sönke Wortmanns “Kleine Haie” auf der Kurt-Schumacher-Straße, im Maritim Hotel, im Straßenbahndepot der Berliner Brücke und an der A2 in Buer gedreht.

Fußball ist unser Leben (2000)

Es wäre eine Schande, diesen Klassiker mit Uwe Ochsenknecht und Ralf Richter nicht die bedeutendste Filmproduktion in unserem Stadtgebiet zu nennen. Die Geschichte rund um Hans Pollak und unseren geliebten FC Schalke wurde im ganzen Stadtgebiet und in der Umgebung gedreht. Selbstverständlich nahm das Parkstadion eine ganz besondere Rolle ein, aber auch das Horster St. Josef Hospital und verschiedene Stadtteile wie Buer und Erle kamen im Film vor. Bis heute warten viele Schalker auf eine Fortsetzung, die Gerüchten zu Folge sogar kurzzeitig geplant war.

Der Prinz von Wanne-Eickel (2005/06)

Es ist ein Ruhrgebietskrimi, der jährlich mehrmals von den öffentlich-rechtlichen ausgestrahlt wird und fast schon Kultstatus in Deutschland erreicht hat. Mit Gastauftritten von Schlagerlegenden wie Jürgen Drews oder Roberto Blanco versprüht der Streifen seinen Charme und in Gelsenkirchen wurde gleich an mehreren Orten wie dem Berger See oder der inzwischen geschlossenen Discothek Venetian gedreht.

Der Junge muss an die frische Luft – Meine Kindheit und ich (2017)

Hinter dem Titel verbirgt sich die Autobiographie von Comedian Hape Kerkeling, der sicherlich einigen auch unter seinem Charakter Horst Schlemmer bekannt sein dürfte. Ein Teil der Szenen aus seiner Kindheit wurde in Bismarck, genauer gesagt in den Räumlichkeiten des Ahlmannshof, gedreht.

Wir sind die Welle (2019)

Gelsenkirchen gibt’s jetzt auch auf Netflix! Einzelne Szenen der deutschsprachigen Streamingproduktion aus den späten 2010er-Jahren wurden in Ückendorf gedreht. Dabei ist die Serie definitiv sehenswert, denn inhaltlich handelt sie von der Bildung einer Jugendgruppierung, die sich den Kampf gegen soziale Ungerechtigkeiten zur Aufgabe gemacht hat.

FC Basel – FC Zürich 2:2 (2:1)

An dieser Stelle könnte ich einen astreinen Hopping-Bericht nach Schema F in die Tasten hauen und die gängigen Punkte wie Anreise, Stadionumfeld, Support, Riot, Spielverlauf und diverse andere wie üblich in solchen Berichten runterrattern.

Wahrscheinlich hätten die meisten von euch schon vor dem Lesen der letzten Zeilen den Anfang wieder vergessen. Aus diesem Grund möchte ich versuchen, die Eindrücke dieses Abends mal etwas anders wiederzugeben. In der heutigen Zeit, in der jedes neue Lied, jede Choreo oder jedes noch so kleine Ereignis, im oder ums Stadion, innerhalb von Sekunden auf diversen Internetplattformen verbreitet wird, verschwindet der Antrieb bei viele Leuten immer mehr, sich selber ein reales Bild zu machen. Immer weniger nehmen Zeit, Geld und vielleicht auch die ein oder andere Strapaze in Kauf, um den Moment und diese Geschehnisse in echt zu erleben.

Dieses Spiel in Basel war das beste Beispiel, warum es so immens wichtig ist, diese Momente live zu erleben. Hätte ich mir die zahlreichen Bilder und Videos zum Heimspiel vom FC Basel gegen den FC Zürich auf den angesprochenen Plattformen angeschaut, wäre es ein wie zu erwarten solider Auftritt von zwei bekanntermaßen guten Kurven gewesen. Choreo, Pyro auf beiden Seiten – für fast jeden wäre etwas dabei gewesen.

Es war aber etwas anderes, was mich vor Ort an diesem verregneten Abend im St. Jakob-Park gepackt und meine ganze Autobesatzung auf der nächtlichen Rückfahrt nicht mehr losgelassen hat: Ein Gästeblock, in welchem die Südkurve Zürich vollkommen losgelöst über die gesamte Spielzeit verdeutlichte, was es bedeutet, wenn alle Anwesenden richtig Bock auf Singen und Ausrasten haben.

Nicht in einzelnen Momenten oder nach Toren. Nein! Bei fast jeder angestimmten Melodie zeigte der Gästeblock, was es bedeutet, Ultra zu leben. Dazu hörten wir Melodien fernab vom 0815-Mainstream der in Europas Stadionhitlisten rauf und runter gespult wird. Der Gästeanhang war dauerhaft in Bewegung. Hüpfen, Klatschen und Ultras, die durch den Regen durchnässt und oberkörperfrei durch den Block sprangen. Niemand stand rum, hielt den Zaun fest oder machte auch nur kurzzeitig den Eindruck, sich nicht am Treiben im Block beteiligen zu wollen.

Das dazu eingesetzte dichte Tifobild und die immer mal wieder aufleuchtenden Fackeln lassen diesen Auftritt sicherlich noch länger in Erinnerung bleiben.

Und dabei war die Muttenzerkurve Basel an diesem Abend wahrlich nicht schlecht, aber mit der Emotionalität der Blau-Weißen auf den Rängen, konnte an diesem Abend wahrscheinlich kaum eine Kurve mithalten.

Mit diesen Eindrücken ging es wieder auf die Autobahn in die Heimat. Es gibt größere Kurven, größere Spiele und Geschehnisse, aber manchmal ist nichts mehr Wert, als selber zu merken, wie das eigene Bein nicht anders kann als mitwippen, da einen die Atmosphäre persönlich so dermaßen gepackt hat.

Hamburg: Der FC St. Pauli verbietet künftig den Einsatz von Konfetti aus Plastik bei den Heimspielen. Als Gründe führt der Verein die Verschmutzung des Rasens sowie die Entsorgung an. Des Weiteren würden Konfetti-Schlangen die TV-Bilder beeinträchtigen, da diese am Tribünendach hängen bleiben. Darüber hinaus entstehe durch den Gebrauch von Plastik-Konfetti ein erhöhtes Arbeitsaufkommen für das Rasenteam und die Stadionreinigung. Aktuell prüft der Verein die Nutzung von biologisch abbaubarem Konfetti, welches dann in Zukunft genutzt werden soll.

Stuttgart: Seit Jahren kämpft die aktive Fanszene rund um das CC97 nach der Ausgliederung 2017 gegen die Vereinsführung. Das CC97 fordert den Rücktritt des derzeitigen Vorstands. Seit kurzem jedoch, als Reaktion eines Statements der Cannstatter Kurve, gründete sich eine Kampagne, welche den Namen ,,Zukunft_VfB” trägt. Dort wurde zwar auch der Rücktritt gefordert, jedoch nur vom Präsidenten Claus Vogt. Die Ämter von Christian Riethmüller und Rainer Adrion sollen weiterhin bestehen bleiben. Klingt jetzt erstmal unspektakulär, doch wie einige pfiffige herausgefunden haben, ist der Verfasser der Stellungnahme hinter der Kampagne laut PDF-Metadaten Christian Riethmüller. In einer Stellungnahme des CC97 stellt sich nun die Frage, wer einen Nutzen aus dieser ganzen Aktion zieht. Es wird derzeit davon ausgegangen, dass es sich höchstwahrscheinlich um Christian Riethmüller handelt, der lediglich vergessen hatte, seinen Computernamen aus den Metadaten zu bereinigen. Weiterhin fordert die aktive Szene nunmehr auf Nachdruck den Rücktritt des gesamten Vorstandes.

Frankfurt: Im Nachgang zu den Ereignissen rund um die aktiven Szenen in Augsburg, Mainz und Frankfurt (Einen Bericht dazu gibt es in der letzten Ausgabe unseres Blauen Briefs) erklärten Ultras Frankfurt nun, das sich künftig einiges bei den Heimspielen der Eintracht ändern wird. So verkündeten die Frankfurter, dass aufgrund der neu verhängten Stadion- und Aufenthaltsverbote für das Stadionumfeld sich die Gruppe rund um UF97 mehr auf sich und weniger auf die ,,Show” im Stadion fokussieren wird. So kann es sein, dass es weniger Vorsänger geben wird und geplante Aktionen ausfallen. Wie das Ganze dann genau aussehen wird, bleibt noch offen.

Osnabrück: Wie auch viele andere Vereine, wurde der VfL Osnabrück zuletzt zu einer Geldstrafe von 20.000 Euro verurteilt. Nun hat die Geschäftsführung gegen das Urteil des DFB-Sportgerichts Einspruch eingelegt und weigert sich, die Strafe, wwelche durch die friedlichen Fanproteste gegen die DFL zugrunde gelegt wurde, zu zahlen. Auch der Schritt zur ordentlichen Gerichtsbarkeit wird hier durchaus in Betracht gezogen. Zudem steht der Verein auch in Kontakt mit anderen Vereinen, welche ebenfalls betroffen sind, um ein weiteres gemeinsames Vorgehen abzustimmen.