Im Rahmen des Heimspiels gegen Werder Bremen zeigten wir zwei Spruchbänder, deren Hintergrund wir an dieser Stelle kurz erläutern möchten.
Das erste Spruchband ist nahezu selbst erklärend. Jeder Schalker wird erkennen, dass es Fabian Ernst gewidmet war, der Schalke 04 überraschend in Richtung Istanbul verlassen hat. Wir haben Fabian als korrekten und intelligenten Mannschaftssportler, der das Herz am rechten Fleck hat, kennengelernt. Grund genug ihm für seine 141 Spiele für unseren Club zu danken.
Das zweite Spruchband war an unsere Freunde in Nürnberg gerichtet, die mit voller Wucht von der Repressionskeule getroffen wurden.
Vor gut anderthalb Jahren flatterten bei vielen Schalkern bundesweite Stadionverbote ins Haus. Drei Jahre ohne Stadionbesuch in Deutschland sollte das für die meisten Personen bedeuten. Die hohe Anzahl der Stadionverbote resultierte, wie hinlänglich bekannt, aus einem Personenkreis, der nach dem Derby eingekesselt worden war. Von gezielten Maßnahmen kann hier also nicht die Rede sein. Bisher wurde niemand verurteilt, die Verfahren wurden eingestellt oder endeten mit einem Freispruch.
Unser Schicksal scheint sich nun bei unseren Freunden in Nürnberg zu wiederholen. Was ist passiert? Beim Auswärtsspiel in Reutlingen kam es vor der Heimkurve zu tätlichen Auseinandersetzungen mit Reutlinger Ultras, Festnahmen gab es nicht. Die Nürnberger begaben sich in den Gästeblock und unterstützten die eigene Mannschaft. Nach dem Spiel führte die Polizei Ausweiskontrollen vor dem Gästesektor durch. Für die Nürnberger Fanszene war das Kapitel damit eigentlich beendet, niemand rechnete damit, dass dieses Spiel weitreichende Konsequenzen haben würde.
Einige Zeit später traf es vor allem Ultras Nürnberg dann aber ebenso hart, wie es uns damals traf. Nach und nach wurden immer mehr Stadionverbote für die Geschehnisse um dieses Spiel ausgestellt. Insgesamt beläuft sich die Zahl auf 53, die Dauer beträgt dreieinhalb Jahre. Wie bei uns wurde auch hier nicht objektiv ausgewertet, sondern nach dem Prinzip Gießkanne verteilt. Zur Auswertung wurden aus unserer Sicht fadenscheinige Methoden eingesetzt. So soll die Auswertung eines Videobandes vom Bahnhof dazu führen, angebliche Täter zu identifizieren. Hier hatte es aber gar keine Probleme gegeben. Es entsteht zwangsläufig der Eindruck, dass die reine Anwesenheit in Reutlingen, sowie die Bekanntheit in der Fanszene bei der Polizei ausreichten, diese Stadionverbote zu verhängen. Als Grundlage für die Stadionverbote reichte auch hier eine Anzeige wegen angeblichem Landfriedensbruch. Ein starkes Stück, wenn Jugendliche lediglich friedlich auf einem Videoband im Bahnhof zu sehen sind. Die Verfahren werden zeigen, inwieweit die Anzeigen aufrechterhalten bleiben können. Leider müssen wir den Nürnbergern die bittere Nachricht mit auf den Weg geben, dass eingestellte Verfahren leider nur in den wenigsten Fällen zur Aufhebung des Stadionverbotes führen. Demnach steht nun auch die Fanszene des 1. FC Nürnberg vor einer schweren Zeit.
Da wir selbige Erfahrungen am eigenen Leib miterleben mussten, wünschen wir unseren Freunden aus Nürnberg viel Kraft für ihren Kampf gegen willkürliche Stadionverbote. Ebenso hoffen wir, dass sich ihr Verein unterstützend für sie einsetzt und ihnen das zurückgibt, was sie Woche für Woche ihrem Club geben!