Fragebogen AR-Kandidat Prof. Dr. Stefan Gesenhues

Bitte stelle dich kurz vor

Ich bin Sportmediziner, Unternehmer und ehemaliger geschäftsführender Direktor eines universitären Forschungs- und Lehrinstituts; ich bin verheiratet, Vater von 5 Kindern und habe inzwischen 11 Enkelkinder – die ganze Familie ist komplett schalkeverrückt.  Frei nach Loriot ist mein erklärtes Motto: Ein Leben ohne Schalke ist möglich, aber sinnlos.

Seit wann und wie regelmäßig besuchst du die Spiele des FC Schalke 04? Seit wann bist du Vereinsmitglied und was hat dich damals dazu bewogen?

Seit meiner Kindheit in den 70-er Jahren besuche ich regelmäßig die Spiele des FC Schalke 04. Dauerkarteninhaber bin ich seit 25 Jahren, seit 2016 bin ich Allesfahrer. Vereinsmitglied bin ich seit 2005, weil ich mich aktiv am Vereinsleben außerhalb der Spiele beteiligen wollte.

Was hat dich dazu bewogen, für den Aufsichtsrat des FC Schalke 04 zu kandidieren? Was qualifiziert dich persönlich für die Arbeit im Aufsichtsrat? Warum sollten die Mitglieder dir ihre Stimme geben?

Viele Schalker aus allen Lagern aus meinem privaten und beruflichen Umfeld haben mich immer wieder zur erneuten Kandidatur aufgefordert.

Als ehemaliger Universitätsprofessor und Direktor eines großen Lehr- und Forschungsinstituts kann ich meine Führungsqualitäten und meine Expertise in der Gremienarbeit einbringen. Meine Erfahrungen aus dieser Zeit im Bereich Sponsoring und der Verwaltung großer Finanzetats in Millionenhöhe stelle ich dem Verein ebenfalls gerne weiter zur Verfügung. Als Gründer eines großen Praxiszentrums mit 7 Ärzten *Innen und mehr als 30 Mitarbeitern*Innen bin ich mit dem Know How eines mittelständischen Unternehmers ausgestattet.

(Sport-) medizinisch bin ich nicht zuletzt durch meine universitären Verbindungen deutschland- und europaweit sehr gut vernetzt: durch Unterstützung und Mentoring unseres Mannschaftsarztes Dr. Patrick Ingelfinger entsteht beispielsweise aktuell eine neue sportmedizinische Konzeption für unsere Profispieler und die Knappenschmiede.

Die Schalker, die mich kennen, wissen, dass ich Schalke konsequent lebe und auch meine Aufsichtsratstätigkeit immer äußerst engagiert gelebt habe.

Welche konkreten Ziele hast du, wenn du in den Aufsichtsrat gewählt wirst? Was sind für dich die großen Herausforderungen in den kommenden Jahren?

  • die sportmedizinische Struktur weiterentwickeln und umsetzen
  • meinen seit vielen Jahren intensiv stattfindenden Dialog mit allen Gruppierungen auf Schalke fortsetzen
  • an einem Entwurf für zukunftsfähige nachhaltige finanzielle Konsolidierung fokussiert mitarbeiten
  • meine von mir federführend mitentwickelten Konzeptionen endlich umsetzen: Ziele, Aufgaben und Leitplanken für Aufsichtsrat und Vorstand zur Stärkung und Weiterentwicklung unserer Kernkompetenz Fußball zu definieren
  • die Kommunikation über alle Vereinsebenen verbessern, um Kräfte und Kompetenzen zu bündeln, Synergien herbeizuführen und erfolgreiche Teams auf sportlicher und anderen Ebenen zu bilden

Was sind aus deiner Sicht die Gründe für die schwierige finanzielle Situation und die negative sportliche Entwicklung? Welche konkreten Maßnahmen sind aus deiner Sicht zu ergreifen, um den Verein zukünftig wieder erfolgreich und krisensicher aufzustellen?

Vor dem Beginn der Coronapandemie haben v.a. unangemessen hohe Ablösesummen und Gehälter insbesondere von Spielern, die zum sportlichen Erfolg nicht beitragen konnten, zur Belastung der Ausgabenseite geführt. Seit Beginn der Pandemie fehlen zusätzlich die Einnahmen: Zu hohe Verbindlichkeiten nehmen uns die Möglichkeit, wirtschaftlich und sportlich frei zu planen.

Der sportliche Misserfolg begründet sich u.a. auf Fehlentscheidungen im Personalbereich, insbesondere auf nicht bundesligataugliche Kaderzusammenstellung auch unter Mentalitätsgesichtspunkten. Vereinbarte sportliche Konzeptionen wurden nicht eingehalten. Im Abstiegskampf fanden diese Probleme ihren Höhepunkt.

Was jetzt wichtig ist: Aufgaben und Leitplanken für Aufsichtsrat und Vorstand unmissverständlich klar zu definieren.

Sportlich brauchen wir die Umsetzung und gemeinsame Abstimmung einer langfristigen Strategie für alle Mannschaften auf Schalke, die unabhängig von personellen Wechseln unerschütterlichen Bestand hat. Im Sinne einer grunderneuernden Imagepolitur muss eine neue unverwechselbare Spielphilosophie Einzug halten, losgelöst von starren Spielsystemen und beseelt von einem 104 % – igen Einsatz aller Akteure. Jungen Spielern sollten im Rahmen eines Mentorenprogrammes dauerhaft professionelle Betreuer außerhalb von Training und Spielbetrieb an die Seite gestellt werden.

Das Scouting muss deutlich innovativer und professioneller werden und selbstverständlich auch datenbasierte digitalisierte Prozesse einschließen.

Die bereits entwickelte in der Bundesliga bisher einzigartige sportmedizinische Infrastruktur für die Profiabteilung und die Toptalente der Knappenschmiede mit sportmedizinischer Leistungs-, Trainings und Wettkampfsteuerung und wissenschaftlicher Begleitung muss unbedingt zeitnah auf den Weg gebracht werden.

Wie definierst du die Aufgaben des Aufsichtsrats? Wie sieht eine gute Zusammenarbeit zwischen Aufsichtsrat und Vorstand aus?

Der Aufsichtsrat ist das Gremium für die Entwicklung und Vorgabe der Vereinsstrategie; er berät und kontrolliert den Vorstand bei der Umsetzung, der Geschäftsführung, Finanzplanung und beim Abschluss von Rechtsgeschäften. Eine gute Zusammenarbeit zeichnet sich für mich durch einen lebhaften regelmäßigen Austausch auf allen Ebenen aus. Eine sachlich-kritische, dennoch offene und faire Debattenkultur ist dabei wichtige Basis für die Erarbeitung konstruktiver innovativer Strategien für die nahe Zukunft.

Wie bewertest du die aktuelle Zusammensetzung des Aufsichtsrats (Anzahl der Personen, Kooptationsmöglichkeiten etc.)? 

Die Anzahl der Aufsichtsratsmitglieder ist aus meiner Sicht zu hoch, sie sollte reduziert werden. Außerdem ist die bisherige Kooptionsstrategie fragwürdig: sie sollte meines Erachtens zukünftig fachlich angepasst und die Relation sollte nach unten korrigiert werden. Eine sinnvolle Alternative zur Kooption wäre die regelmäßige Einladung von Schalkern oder Externer mit spezifischen Expertisen und Kompetenzen zu den Aufsichtsratssitzungen. In der Vergangenheit hatte ich in diesem Kontext bereits wiederholt vehement die Implementierung einer “Schalker Denkfabrik (Thinktank)” vorgeschlagen.

Wie beurteilst du die Satzung des FC Schalke 04? Wie stehst du dazu, dass in der Vergangenheit von Mitgliedern gestellte Satzungsänderungsanträge aus inhaltlichen Gründen abgelehnt und nicht zur JHV zugelassen wurden?

Die Satzung wurde mit einer Zweidrittelmehrheit auf der Mitgliederversammlung, dem obersten Beschlussorgan des Vereins, verabschiedet und ist damit bindend für alle Vereinsmitglieder.

In der Vorgeschichte wurden vielfach Satzungsänderungsanträge gestellt, die mit der aktuellen Satzung nicht kompatibel waren bzw. inhaltlich überflüssige Überschneidungen mit bereits vorhanden Satzungsinhalten darstellten.

In der Tat hätte ich mir in der Vergangenheit trotzdem allerdings durchaus häufig gewünscht, dass der eine oder andere Satzungsänderungsantrag zugelassen worden wäre.

Wie stehst du zur Rechtsform des eingetragenen Vereins beim FC Schalke 04?

Die Diskussion um dieses Thema darf auf keinen Fall zu einer weiteren Spaltung des Vereins führen: Ich vertraue darauf, dass die Mitglieder im Rahmen eines ergebnisoffenen und fairen Dialogs über alle Ebenen eine verantwortungsvolle Entscheidung im Sinne von Schalke 04 treffen werden. Denkverbote bedeuten dabei aber auch Stillstand und Blockade. Mittelfristig sollten sozial und wirtschaftlich vertretbare verschiedene Modelle analysiert werden; sie müssen zum Schalke 04 passen und sich den Werten und der Tradition des Vereins verpflichtet fühlen; Einzelne sollten dabei keinen überdimensionalen Einfluss auf Schalke gewinnen können. Kurzfristig einfließendes Kapital allein garantiert keinen nachhaltigen Erfolg: Philosophie, sportliches Konzept und Rechtsform müssen wie Zahnräder ineinandergreifen.

Wie sollte das Zusammenspiel zwischen Verein und Fans aussehen? Welche Verbesserungen sind möglich?

Das Zusammenspiel sollte sich durch eine aufgeschlossene, transparente, sachlich-informative und kritisch-konstruktive Kommunikationskultur über alle Vereinsebenen hinweg auszeichnen, die geprägt ist von Toleranz und auch Geduld in schwierigen Situationen. Wir müssen möglichst viele Fans mitnehmen, ihre Sicht auf die Dinge verstehen lernen und umgekehrt verständlich die Gremienentscheidungen erklären und diskutieren. Nur so können gemeinsam vielversprechende Lösungen auf den Weg gebracht werden, die unseren Verein langfristig wieder in eine neue optimistische Zukunft führen können.


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