Fragebogen AR-Kandidat Holger Brauner

Bitte stelle dich kurz vor
Mein Name ist Holger Brauner, ich bin 49 Jahre alt, verheiratet, habe zwei Töchter und wohne als bekennender und im Ruhrgebiet verwurzelter Gelsenkirchener mit meiner Familie in meiner Heimatstadt. Schalke ist seit meiner frühen Jugend fester Bestandteil meines „Alltags“. Dabei steht der Fußball zwar im Mittelpunkt, aber das Vereinsleben, das Miteinander und Füreinander sowie die sich daraus ergebene Verantwortung für Menschen, Stadt und Region geht weit über das Sportliche hinaus. Beruflich bin ich tätig als Wirtschaftsprüfer und Steuerberater bei einer der weltweit größten Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaften und betreue sowohl kapitalmarktorientierte Konzerne als auch große Familienunternehmen verschiedenster Branchen- und Rechtsformen.
Seit wann und wie regelmäßig besuchst du die Spiele des FC Schalke 04? Seit wann bist du Vereinsmitglied und was hat dich damals dazu bewogen?
Seit Mitte der Achtzigerjahre besuche ich die Heim- und Auswärtsspiele der Königsblauen. Anfangs besaß ich im Parkstadion eine Dauerkarte für die Nordkurve (Block 3), später hatte ich dann meine Dauerkarte auf der Gegengerade (Block R). Seit Eröffnung der Arena sitze ich im Block 35 in der Nordkurve. Während meiner Studentenzeit bin ich zu sehr vielen Auswärtsspiele mitgefahren. Aufgrund meiner familiären und beruflichen Situation in den letzten Jahren hat sich dies auf fünf bis sechs Spiele pro Saison reduziert. Die Auswärtsspiele besuche ich dann in der Regel mit dem Supporters Club, wo ich langjähriges Mitglied bin.
Vereinsmitglied bin ich seit 1994. Um ehrlich zu sein, bin ich damals aber nicht in den Verein eingetreten, um mich vereinspolitisch zu engagieren, sondern weil die Dauerkartenermäßigungen für Schüler und Studenten weggefallen sind 😉. Mein vereinspolitisches Engagement hat sich dann mit den Jahren entwickelt. So habe ich mich bereits 2012 um ein AR-Mandat beworben. Daneben bin ich u.a. langjähriges Mitglied beim Supporters Club und engagiere ich mich im „Team Schalker Meile“. So versuche ich, einen kleinen Teil dazu beizutragen, dass Schalke rund um den Schalker Markt wieder attraktiver liebens- und lebenswerter wird.
Was hat dich dazu bewogen, für den Aufsichtsrat des FC Schalke 04 zu kandidieren? Was qualifiziert dich persönlich für die Arbeit im Aufsichtsrat? Warum sollten die Mitglieder dir ihre Stimme geben?
Wir alle kennen die aktuelle Situation auf Schalke, machen uns Sorgen und/oder regen uns auf. Aber nur „meckern“ hilft nicht, wir müssen gemeinsam anpacken und etwas ändern. Aus diesem Grund möchte ich gerne Verantwortung übernehmen. Aufgrund meiner langjährigen Tätigkeit als Wirtschaftsprüfer verfüge ich über sehr fundierte Kenntnisse und umfassende Erfahrungen im Bereich der Unternehmenssteuerung und -überwachung. Zu meinem beruflichen Alltag gehört es, die Arbeitsergebnisse von Geschäftsführern, Vorständen und Aufsichtsgremien kritisch zu hinterfragen, zu beurteilen und ggf. beratend tätig zu werden. Unter anderem habe ich umfassende Erfahrungen im Bereich der Implementierung bzw. Prüfung von Prozessen zur Unternehmenssteuerung und – überwachung (z.B. Risikomanagementsysteme und Strategiekonzepte). Meine Erfahrungen aus der Wirtschaft sowie meine Kenntnisse über verschiedenste Unternehmen und Konzerne würde ich sehr gerne in die Vereinsarbeit einfließen lassen. Aber diese beruflichen Kompetenzen sind zwar aus meiner Sicht zwar sehr wichtig, um die Funktion als Aufsichtsratsmitglied erfüllen und auf Augenhöhe mit Vorstand und anderen Gremienmitgliedern diskutieren zu können, aber bei weitem nicht alles. Um die Interessen der Mitglieder vertreten zu können, muss man auch wissen, was sie denken und wie sie „ticken“. Und dies erfährt man meiner Meinung nach insbesondere auch in der Kurve oder im täglichen Leben in unserer Stadt! Ich als „Gelsenkirchener-Junge“ nehme mir heraus zu wissen, wie ein Großteil von uns denkt! Empathie ist die Grundvoraussetzung für ein AR-Mandat.
Welche konkreten Ziele hast du, wenn du in den Aufsichtsrat gewählt wirst? Was sind für dich die großen Herausforderungen in den kommenden Jahren?
Zu einer ehrlichen Kommunikation im Verein gehört auch die klare Kommunikation der aktuellen Lage. Wir befinden uns in einer existenzbedrohenden Situation für den Verein. Den Verein erst einmal finanziell zu stabilisieren, muss unser primäres, kurzfristiges Ziel sein. Wenn wir dies gemeinsam hinbekommen, können wir positiv in die Zukunft schauen und an den weiteren Zielsetzungen arbeiten, dazu gehören insbesondere:
- Die sportliche, konzeptionelle Neuausrichtung mit klarer Spiel- und Ausbildungsphilosophie; dabei sollte primär die Knappenschmiede als „Ausbildungsbetrieb“ im Fokus stehen
- Weitere Stabilisierung der wirtschaftlichen Situation, Einführung professionellerer und effizientere Strukturen und Prozesse,
- Übernahme sozialer Verantwortung für die Menschen in unserer Stadt und Region
Dazu müssen wir gemeinsam eine von der gesamten Schalker Familie getragene Aufbruchstimmung erzeugen, indem wir mutig und selbstbewusst, aber genauso demütig und bodenständig, einen ganz eigenen Schalker Weg in eine gute Zukunft finden. Ich bin der festen Überzeugung, dass wir Schalke wieder auf einen erfolgreichen Kurs bringen können. Der Verein, der so eine herausragende Bedeutung für die Menschen in unserer Stadt, Region und darüber hinaus hat, hat weiterhin enorme Potentiale und eine ungebrochene Strahlkraft. Wir haben sämtliche Optionen, Schalke auch in einem zunehmend kommerzielleren Umfeld erfolgreich zu positionieren. Dazu muss Schalke aber zunächst am Schalker Markt wieder funktionieren und attraktiv werden, erst dann können wir vielleicht auch in China oder anderen Märkte funktionieren.
Was sind aus deiner Sicht die Gründe für die schwierige finanzielle Situation und die negative sportliche Entwicklung? Welche konkreten Maßnahmen sind aus deiner Sicht zu ergreifen, um den Verein zukünftig wieder erfolgreich und krisensicher aufzustellen?
Es wurden sicherlich eine Vielzahl von Fehlentscheidungen in sämtlichen Bereichen der Vereinsführung getroffen, die zur aktuellen Situation beigetragen haben.
Wichtig ist, dass wir wieder fair im Verein miteinander umgehen. Eine Fehleranalyse „von außen“ ist nur bedingt möglich. Dennoch müssen nun die Fehler der Vergangenheit gemeinsam analysieren, um diese zukünftig zu vermeiden. Gleichzeitig müssen wir als Schalker schnell wieder aufstehen und wieder anfangen zu machen, anstatt zu meckern.
Eine Hauptursache für die sportlich und finanziell negative Situation liegt meiner Meinung nach darin, dass unternehmerische Entscheidungen auf Basis kurzfristiger sportlicher Zielsetzungen erfolgten und nicht einer ganzheitlich-nachhaltigen strategische Ausrichtung (sportlich, wirtschaftlich und sozial) folgten. Sportlicher Erfolg sollte erkauft werden, koste es, was es wolle.
Die Maßnahmen, um eine erfolgreiche und krisensichere Zukunft zu haben, leiten sich dabei aus meinen in der vorherigen Frage angeführten Zielsetzungen ab.
Wie definierst du die Aufgaben des Aufsichtsrats? Wie sieht eine gute Zusammenarbeit zwischen Aufsichtsrat und Vorstand aus?
Die Aufgaben von Vorstand und Aufsichtsrat sind klar in unserer Satzung definiert. Der Aufsichtsrat ist analog zur Ausgestaltung einer handelsrechtlichen Aktiengesellschaft das Kontrollorgan für den operativ tätigen und sportlich sowie wirtschaftlich verantwortlichen Vorstand. Der Aufsichtsrat vertritt dabei die Interessen sämtlicher Vereinsmitglieder. Dem Vorstand obliegt die Führung der operativen Geschäfte des Vereins sowie die Wahrnehmung der Vereinsaufgaben. Diese strikte Funktionstrennung ist Grundvoraussetzung für eine effektive Vereinsführung bzw. -steuerung. Hervorzuheben ist meiner Meinung nach dabei noch, dass der Aufsichtsrat nicht nur den Vorstand hinsichtlich der sportlichen und wirtschaftlichen Zielerreichung zu kontrollieren hat, sondern auch, ob der Verein entsprechend unserer Satzung und des Leitbilds geführt wird. Darüber hinaus sehe ich die Aufgabe des Aufsichtsrats darin, dem Vorstand beratend zur Seite zu stehen, um so die für den Verein optimalen Entscheidungen treffen zu können. Dieser Beratungsansatz sollte neben sportlichen und wirtschaftlichen Themenbereichen insbesondere auch den Umgang mit der heterogenen Mitgliederschaft einbeziehen. Gerade diesbezüglich sehe ich durch mein Netzwerk in der Stadt und Fanszene eindeutiges Verbesserungspotential. Die Außendarstellung des Vereins sollte grundsätzlich dem Vorstand obliegen.
Wie bewertest du die aktuelle Zusammensetzung des Aufsichtsrats (Anzahl der Personen, Kooptationsmöglichkeiten etc.)?
Im Vergleich zu Aufsichtsgremien in anderen Vereinen bzw. wirtschaftlichen Unternehmen erscheint die Anzahl von 11 AR- Mitgliedern erst einmal recht hoch. Aufgrund unserer großen Mitgliederzahl und heterogenen Mitgliederstruktur ist dies aber aus meiner Sicht zu vertreten. So kann gewährleistet werden, dass sich möglichst viele Mitglieder mit den Aufsichtsratsmitgliedern identifizieren und ihnen vertrauen können. So sollte auch in einem relativ großen Gremium eine effiziente und zielgerichtete Zusammenarbeit möglich sein. Voraussetzung dafür ist die Einhaltung der „Spielregeln“, wie z.B. die Verschwiegenheitspflicht, deren die AR-Mitglieder unterliegen. Diese wurden offensichtlich in den Vorjahren nicht immer eingehalten, was auch zu unserer negativen Außendarstellung wesentlich beigetragen hat. Die Kooptionsmöglichkeit begrüße ich ausdrücklich, so besteht insbesondere die Möglichkeit, sportliche Kompetenz ins Gremium zu holen.
Wie beurteilst du die Satzung des FC Schalke 04? Wie stehst du dazu, dass in der Vergangenheit von Mitgliedern gestellte Satzungsänderungsanträge aus inhaltlichen Gründen abgelehnt und nicht zur JHV zugelassen wurden?
Aus meiner Sicht erachte ich unsere Satzung grundsätzlich als sehr gut geeignet, unsere gemeinsamen Interessen und Ziele im Verein in einer möglichst demokratischen, aber noch praktikablen Art und Weise zu regeln. Es existiert sicherlich an einigen Stellen Optimierungspotential, wie z.B. Vorschlagsrecht für den Ehrenrat derzeit ausschließlich beim AR, aber daran kann man gemeinsam arbeiten. Auch macht es aus meiner Sicht aus Praktikabilitätsgründen Sinn, die Anträge auf Satzungsänderungen ggf. im Vorfeld zu sortieren. Aber auch da ist zu überlegen, ob dies nur dem AR obliegen sollte oder ggf. auch an dieser Stelle ein gemischtes Gremium über die Zulassung entscheiden sollte. Wichtig ist an dieser Stelle auch die Möglichkeit, dass im Vorfeld der MV abgelehnte Anträge dennoch die Möglichkeit haben, noch auf die Tagesordnung zu kommen.
Wie stehst du zur Rechtsform des eingetragenen Vereins beim FC Schalke 04?
Diskussionen rund um den Themenbereich „Rechtsformwechsel“ sind derzeit weder hilfreich noch zielführend, sondern sorgen nur noch für zusätzliche Unruhe im Verein. Aktuell müssen wir uns darauf konzentrieren, kurzfristig wieder sportlich und wirtschaftlich erfolgreich zu werden und die Existenz unseres Vereins zu sichern. Zukünftig haben wir dann sämtliche Optionen, Schalke auch in einem zunehmend kommerzielleren Umfeld erfolgreich zu positionieren. Dabei gehört es aus meiner Sicht zu den Pflichten der Vereinsgremien, sämtliche Optionen zu prüfen und den Mitgliedern Handlungsoptionen aufzuzeigen. Meine persönliche Einschätzung auf Basis meines jetzigen Kenntnisstands ist, dass der e.V. dabei kein vermeintlicher Wettbewerbsnachteil sein muss. Schalke kann auch als e.V. weiterhin eine sehr attraktive „Marke“ und ein verlässlicher Partner für Sponsoren und Geschäftspartner sein.
Wie sollte das Zusammenspiel zwischen Verein und Fans aussehen? Welche Verbesserungen sind möglich?
Es ist hoffentlich allen Beteiligten bewusst, dass wir aus dieser Krise nur gemeinsam kommen. Wir müssen alle an einem Strang ziehen, egal ob Vereinsorgane, Mitarbeiter, Mannschaft, Fanclubs oder Einzelpersonen. Ehrliche Kommunikation und vor allem gegenseitiges Vertrauen sind dabei Grundvoraussetzung. Wie im persönlichen und beruflichen Umfeld vertrauen wir doch alle insbesondere denen, die aus unserer eigenen Mitte kommen. In den Vorjahren hatte ich oftmals den Eindruck, dass die AR Mitglieder zwar fachlich und/oder menschlich geeignet waren, aber sehr selten hatte ich das Gefühl, dass es sich auch um „jemanden von uns“. handelt. Unsere Aufsichtsratsmitglieder erscheinen mir oftmals sehr weit weg von der Basis zu sein. Ich würde in meiner Funktion als Aufsichtsrat versuchen, dass sämtliche beteiligten Gruppen wieder an einen Tisch kommen und konstruktiv zusammengearbeitet wird. Aufgrund meines persönlichen Netzwerkes in Gelsenkirchen und rund um den Schalker Markt denke ich, dass ich meinen Beitrag dazu leisten kann, dass wieder Vertrauen aufgebaut wird.