Fragebogen 2022 AR-Kandidat Meinolf Weidenbach

Bitte stelle dich kurz vor

Dr. Meinolf Weidenbach, geboren am 18. August 1960 in Wanne-Eickel. Schalke 04 ist Generationen übergreifende Familientradition, geprägt durch meinen Vater, der Elektro-Steiger auf Unser Fritz war. Beruf: Chemiker in einem Großkonzern mit langjähriger Erfahrung im internationalen Geschäft

Seit wann und wie regelmäßig besuchst du die Spiele des FC Schalke 04? Seit wann bist du Vereinsmitglied und was hat dich damals dazu bewogen?

Mein erstes Spiel des FC Schalke 04 habe ich 1971 noch in der Glückauf Kampfbahn gesehen. In den 80-iger und 90-iger Jahren dann in unregelmäßigen Abständen Erst- und Zweitligaspiele im Parkstadion. Nach einigen beruflichen Stationen im Ausland besuche ich seit 2010 regelmäßig nahezu alle Heimspiele, einen großen Teil der Auswärtsbegegnungen (national/international) und zunehmend auch der U19/U23 Jugendmannschaften.Seit 2011 bin ich Vereinsmitglied, um aktiv an vereinspolitischen Themen teilhaben zu können.

Was hat dich dazu bewogen, für den Aufsichtsrat des FC Schalke 04 zu kandidieren? Was qualifiziert dich persönlich für die Arbeit im Aufsichtsrat? Warum sollten die Mitglieder dir ihre Stimme geben?

Es ist mir ein besonderes Anliegen, ehrenamtlich die Entwicklung unseres Vereins aktiv mitzugestalten. Dabei ist mir aus unserem Leitbild insbesondere der fünfte Absatz „Der Dialog zwischen Vereinsorganen, Mitgliedern und der vielschichtigen Fan-Szene ist offen und vertrauensvoll“ ein Motiv, genau diesen Dialog zu fördern und zu leben.

Als Naturwissenschaftler bin ich es gewohnt, rationale und analytische Entscheidungen zu treffen und die Emotionen in der Kurve zu lassen. Mit meiner über 32-jährigen Berufserfahrung berate ich die Geschäftsleitung in einem internationalen Großkonzern bei wichtigen Investitionsentscheidungen im Milliarden Dollar Bereich und kann auf die erfolgreiche globale Umsetzung zurückblicken. Ausschlaggebend waren nicht nur mein Erfindungsreichtum (Miterfinder auf ca. 20 Patenten), sondern Fingerspitzengefühl beim Umgang mit sehr diversen Kulturen (USA, Thailand, Saudi-Arabien) in kritischen Projektphasen bei der Inbetriebnahme, Verhandlungsgeschick und Überzeugungsarbeit zur Finanzierung der Forschungsprojekte.

Mein nur knappes Ausscheiden als sechster von zehn Kandidaten bei der Aufsichtsratwahl im letzten Jahr ist für mich eine besondere Motivation, mich noch einmal dem Votum der Vereinsmitglieder zu stellen.

Welche konkreten Ziele hast du, wenn du in den Aufsichtsrat gewählt wirst? Was sind für dich die großen Herausforderungen in den kommenden Jahren?

Die Herausforderung, den Spagat zwischen Tradition und modernen Anforderungen im Profifußball zu bewältigen, wird den Verein in den kommenden Jahren stärker als je zuvor begleiten. Die begrenzten finanziellen Mittel müssen im Sinne einer langfristigen Strategie auf Investitionen in den Lizenzspielerkader sowie in den Abbau der Schulden verteilt werden. Klassenerhalt und finanzielle Konsolidierung werden auch in den nächsten Jahren das Handeln der Verantwortlichen im Verein dominieren. Ich bin es durch meinen Beruf gewohnt, faktenorientiert zu arbeiten und mit der nötigen Nüchternheit komplexe Themen zu durchdringen, um letztendlich Entscheidungen zu treffen. Ich möchte durch diese Arbeitsweise dazu beitragen, den Verein im Sinne der Mitglieder zu führen und seinen Fortbestand zu sichern.

Wie definierst du die Aufgaben des Aufsichtsrats? Wie sieht eine gute Zusammenarbeit zwischen Aufsichtsrat und Vorstand aus?

Hier gibt es klare rechtliche Vorgaben, was die Aufgabenteilung von Aufsichts-rat und Vorstand anbelangt. In unserem Verein hat der ehrenamtliche Aufsichtsrat eine beratende Rolle, insbesondere bei der Erstellung einer Strategie und Kontrolle bei deren Umsetzung. Bei besonderen Geschäften, z.B. mit hohen finanziellen Risiken, bedarf es seiner Zustimmung. Er bestellt oder ruft den Vorstand ab und vertritt die Vereinsmitglieder gegenüber dem Vorstand.

Die Zusammenarbeit zwischen Aufsichtsrat und Vorstand muss vertrauensvoll und im Rahmen unserer Satzung arbeitsteilig sein. Der Teamgedanke sollte im Vordergrund stehen und ein kritischer Diskurs in allen wichtigen Fragen wie z.B. Finanzen, Kaderplanung und Fandialog geführt werden.

Wie bewertest du die finanzielle Situation des Vereins?

Dem Verein ist es durch umsichtige Planung gelungen, hauptsächlich durch den Kaderumbau, die Schulden von 217 Mio.€ auf 184 Mio.€ zu reduzieren und trotz geringer ausfallender Einnahmen weiterhin handlungsfähig zu bleiben. In verschiedenen finanziellen Szenarien weiter flexible auf die aktuellen Entwicklungen reagieren zu können, sowie die Erteilung der Spiellizenz durch die DFL zu sichern, muss an erster Stelle stehen. Das wird auch weiterhin ein kräftezehrender und in einigen Bereichen ein einschneidender Vorgang bleiben. Ich denke aber, dass der Verein in einer deutlich stabileren Verfassung wie noch vor einem Jahr ist.

Wie stehst du zur Rechtsform des eingetragenen Vereins beim FC Schalke 04?

Der FC Schalke 04 sollte als eingetragener Verein in seiner heutigen Form erhalten bleiben.

Die demokratischen Prozesse, die der eingetragene Verein bietet, sind ein nicht wegzudenkendes und hohes Gut. Der FC Schalke 04 e.V. lebt durch seine tausenden von Mitgliedern. Dies ist das Fundament und sollte daher immer an erster Stelle stehen.

Abwägungen für oder gegen eine Rechtsform müssen daher ernsthaft und gewissenhaft erfolgen, im Sinne des Fortbestands und Erfolgs unseres Vereins.

Wie beurteilst du die Satzung des FC Schalke 04? Wie stehst du zum veränderten Umgang mit Satzungsänderungsanträgen?

Ich beurteile die Satzung des FC Schalke 04 als sehr ausgereift und begrüße es, dass gerade in diesem Jahr mehr Anträge als in der Vergangenheit zugelassen wurden. Dies stärkt den kritischen Dialog und das demokratische Mitgestaltungsrecht aller stimmberechtigten Mitglieder. Zudem sorgt der veränderte Umgang mit den Anträgen dafür, dass unsere Satzung lebendig bleibt und gelebt werden kann.

Wie sollte das Zusammenspiel zwischen Verein und Fans aussehen? (Siehst du Verbesserungsmöglichkeiten?)

Das Zusammenspiel zwischen Verein und Fans hat sich in den letzten Monaten deutlich verbessert, was an erster Stelle dem sportlichen Erfolg geschuldet ist und dem Umstand, dass sich die finanzielle Situation stabilisiert hat. Dadurch können sich die Schalker wieder mit dem Club und seinen Werten identifizieren, verlorenes Vertrauen in die Verantwortlichen wurde zurückgewonnen. Dies zeigt sich unter anderem an der schier endlosen Begeisterung und Unterstützung während der letzten Spiele als auch an dem großen Erfolg des Anleiheverkaufs.  Das Zusammenspiel muss wie in der vergangenen Saison ein Miteinander statt ein Gegeneinander sein.

Der Weg zum Klassenerhalt und zur finanziellen Konsolidierung wird nicht ohne Rückschläge verlaufen. Daher muss der Zusammenhalt zwischen Verein und Fans weiter ausgebaut werden und der Dialog durch ein transparentes Auftreten der verschiedenen Organe des Vereins gefestigt werden. Eigenmächtige Entscheidungen und Alleingänge müssen der Vergangenheit angehören. Nur GEmeinsam können wir diesen Weg gehen. 

Als Abschluss: Wie blickst du auf die zurückliegende Saison, insbesondere abseits des sportlichen Erfolgs?

Abseits des sportlichen Erfolgs bleibt für mich besonders das Wiedersehen und das gemeinsame Stadionerlebnis mit Freundinnen und Freunden, die ich lange nicht sehen konnte, das geradezu symbiotische Verhältnis mit der Mannschaft, sie wieder zu Hause und in der Ferne begleiten zu können, in bleibender Erinnerung.


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