Erschienen in: Blauer Brief Nr.17 Saison 18/19

Vereinspolitik: Ausblick Mitgliederversammlung

Auch wenn die meisten von uns froh sein dürften nach dieser Katastrophen-Saison eine kleine fußballerische Pause zu bekommen, steht in der Sommerpause mit der alljährlichen Mitgliederversammlung am 30. Juni ein Pflichttermin für alle interessierten und engagierten Schalker auf dem Programm. Diese dürfte wegen des sportlichen Misserfolgs um einiges unruhiger als die letzte werden, die harmonisch über die Bühne gegangen ist.
Zur Einordnung der sportlichen Saison genügt ein Blick auf die Tabelle: Hier stehen wir so schlecht da wie seit über zwanzig Jahren nicht. Christian Heidel hat von sich aus schon im Februar das Handtuch geworfen, Domenico Tedesco wurde anschließend im März vom neuen Vorstand Sport Jochen Schneider entlassen, der den Klassenerhalt dann von Huub, Mike und Asa sichern ließ. Zur neuen Saison wird nun David Wagner den Trainerposten besetzen. Wer hingegen die Funktion des Sportdirektors übernehmen soll, stand zum Redaktionsschluss noch nicht fest. Ernüchtert muss man feststellen, dass uns nach nur drei Jahren unter Christian Heidel als Manager nun der nächste Neuanfang bevorsteht und wir im letzten Jahrzehnt ganze zwölf Trainer verschlissen haben. Aus fanpolitischer Sicht verlief die Saison jedoch weitestgehend ereignislos, sodass es hierzu auf der Mitgliederversammlung wenige nennenswerte Themen geben dürfte. Wichtig sind jedoch wie immer die anstehenden Wahlen. Für den Aufsichtsrat kandidieren neben den beiden amtierenden Aufsichtsräten Clemens Tönnies und Peter Lange, der bei seiner letzten Wahl unter anderem angetreten war, um den SFCV zu „befrieden“, auch Ingolf Müller und Matthias Rüter. Kurz vor Saisonende nutzte Clemens Tönnies ein Interview für Schalke-TV, um Christian Heidel stark zu kritisieren und sich seinen selbst auferlegten Maulkorb für die Zukunft wieder abzunehmen. Wenn sich die Dinge so abgespielt haben wie im Interview breitgetreten, stellt sich tatsächlich die Frage, wieso der Aufsichtsrat nicht schon eher eingeschritten ist, statt im Nachhinein lediglich das Bild wieder öffentlichkeitswirksam geradezurücken. Auch Ingolf Müller ist kein unbekanntes Gesicht, saß er doch bereits von 2012 bis 2015 im Aufsichtsrat und wurde vom Wahlausschuss nicht zur Wiederwahl zugelassen. Auf der anschließenden Versammlung hatte er zum Abschied einen denkwürdigen Auftritt: Während des ausschweifenden Vortrags über seine Verdienste rief ein Schalker “Du bist der Geilste”, woraufhin Müller mit “das weiß ich doch” antwortete. Einzig Matthias Rüter ist ein unbeschriebenes Blatt und auf Schalke bisher noch nicht in Erscheinung getreten. Da es insbesondere zur sportlichen Krise und der Rolle des Aufsichtsrates darin einige offene Fragen gibt, sollten die Wahlen möglichst erst nach der Aussprache stattfinden. Einen entsprechenden Antrag zur Änderung der Tagesordnung, der die Aussprache vor die Wahlen zieht, sollte – sofern er gestellt wird – unterstützt werden. Für den Wahlausschuss sind in diesem Jahr ebenfalls zwei Plätze neu zu vergeben, die Kandidaten wurden jedoch noch nicht veröffentlicht.

Außerdem gibt es vier Satzungsänderungsanträge, von denen jedoch lediglich einer vom Aufsichtsrat zur Tagesordnung zugelassen wurde. Es ist nach wie vor ein Unding, dass der Aufsichtsrat Anträge, mit denen er rein inhaltlich nicht einverstanden ist, einfach nicht zur Tagesordnung zulässt. Eine Zulassung und ablehnende Stellungnahme würde genügen und den Mitgliedern die Möglichkeit geben, in jedem Falle über die entsprechenden Anträge abzustimmen. Zugelassen wurde hier ein sicherlich sinnvoller Antrag, der den Wahlmodus für den Fall, dass nicht mehr Kandidaten zur Verfügung stehen als Aufsichtsratsplätze zu vergeben sind, präzisieren soll. Nicht zugelassen wurde hingegen ein Antrag, der es Ehrenrat und Wahlausschussmitgliedern verbieten soll, in einem Anstellungsverhältnis zum Verein zu stehen, ein Antrag, der die Abänderung eines vom Aufsichtsrat abgelehnten Antrages im Kompromissverfahren ermöglichen soll sowie ein Antrag, der die Einrichtung einer Schiedsgerichtsbarkeit zur Beilegung vereinsinterner Streitigkeiten ergänzend zum Ehrenrat vorsieht.

Es stehen also richtungsweisende Wahlen für unseren Verein auf dem Programm, wobei noch unklar ist, ob es gelingen wird, auf sportlicher Ebene die richtigen Weichen zu stellen. Da es auf den letzten Versammlungen immer wieder zu Verkürzungen der Redezeiten und Unruhe bei den verschiedenen Wortbeiträgen gekommen war, möchten wir hier – insbesondere vor dem Hintergrund unserer kritischen Situation – an alle Verantwortlichen und Teilnehmer appellieren, die Mitglieder mit ihren Anliegen zu respektieren und ihnen ausreichenden Raum zu gewähren. Weder sollten die Redezeiten spontan verkürzt werden noch ist es respektvoll, wenn bei der Aussprache die große Völkerwanderung ausbricht oder irgendwelche Gegenstände durch die Gegend fliegen. Nur so ist eine ernsthafte Auseinandersetzung möglich und nur so kann die Mitgliederversammlung ihrer Funktion als oberstes Beschlussorgan des Vereins gerecht werden. Das bedeutet jedoch auch, dass sich der Einzelne zurückzunehmen hat, wenn er nichts Wichtiges beitragen kann.

Schaut also zahlreich vorbei und nehmt eure Rechte als Mitglieder in einem der letzten eingetragenen Vereine der Bundesliga wahr!
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